Klassische Autos sind nicht immer eine Geldfrage. Tipps für Anfänger gibt Oldtimer-Fachmann Johannes Hübner im Gespräch mit Helmut Weinand.
Helmut Weinand: Wo sollten Neueinsteiger anfangen?
Johannes Hübner: Dort, wo sie Spaß haben. Aber sie sollten sich etwa mit Hilfe von Clubs beraten lassen, damit sie nicht reingelegt werden. Und lieber preiswert anfangen und ausprobieren, was man selbst kann und braucht. Es gibt so viele Menschen, die einen Austin- Healey oder einen Jaguar XK 120 wollen, bis sie merken, dass sie darin nicht richtig sitzen können.
H.W.: Welche Voraussetzungen sollte man haben?
J.H.: Spaß an historischer Technik, Liebe zu zeitgenössischen Dingen und Zeit.
H.W.: Ist eine Garage oder gar einen Bauernhof zum Basteln und Unterstellen erforderlich?
J.H.: Nein, aber es ist besser, wenn man einen Abstell- und Arbeitsplatz hat. Das geht auch in einer Tiefgarage, wenn man ein langes Kabel und eine Lampe mitnimmt, denn Licht und ein wenig Strom braucht man schon. Dazu ein kleiner abschließbarer Werkzeug- Rollwagen und schon kann’s losgehen.
H.W.: Worauf ist denn zu achten?
J.H.: Klassiker werden nur überleben, wenn sie von Anfang an eine gute Rostvorsorge hatten, denn moderne Stähle unterschiedlicher Festigkeit und Elastizität werden schon seit 1975 mit dem Computer entworfen und so verpunktet und verschweißt, dass Rostreparaturen nahezu unmöglich sind, ohne die Stabilität und Struktur zu gefährden. Noch dramatischer ist die Lage bei den Verbund-Kunststoffen.
H.W.: Wonach sollte man suchen?
J.H.: Die Liste der Begierde ist lang. Natürlich gehört der Porsche 911 dazu, aber auch der 944, 968 und der große 928, auch der 3er BMW, speziell die Sportvarianten, natürlich die diversen Mercedes SL und alles, was etwas besonderes war und nun selten ist: Audi 200 und V8, frühe Audi TT, der Avant quattro, aber auch Alfa 164, das kleine Smart-Coupé, der Ford Puma. Eine Überlegung wert sind auch die letzten Opel Omega I oder II, ein Senator, „Samsonite“-Mercedes, Jaguar XJS, Ford Scorpio 1, Ford Capri III, BMW 5er und 7er der ersten Serie, aber auch ein schöner Subaru Legacy, ein Honda mit Allradlenkung 4WS, ein früherer Honda Civic, ein Mazda RX 7 der ersten und zweiten Serie, einMX- 5 Miata oder auch ein Rover Vitesse oder 75 in gutem Zustand zählen dazu. Deshalb boomt jetzt sogar der Golf 2, weil er so exzellent verarbeitet war, dass man 30 Jahre später noch gute Exemplare findet.
H.W.: Und wo treibe ich die auf?
J.H.: Bei Fahrten über Land mit offenen Augen sieht man häufig Klassiker der Zukunft und Youngtimer, nach denen sich zu fragen lohnt. Auch der Auto- Kleinanzeigenteil der Tageszeitungen liefert Angebote, weil dort Autos sind, die man nicht im Internet findet. Ansonsten über Clubs, bei großen Treffen, auf Messen wie der Techno- Classica, bei Stammtischen und indem man Freunde und Bekannte mit einschaltet. Manchmal nehmen auch Gebrauchtwagenhändler notgedrungen gepflegte Opa-Autos in Zahlung, von denen sie froh sind, wenn sie ein Enthusiast ohne großen Aufwand wieder vom Hof fährt.