Essen. Für HIV-Positive ist es oft schwer, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Auto-Spende soll helfen.

Zwei Schlaganfälle hat Michael Ludwig schon erlitten. Der erste nahm ihm das Gespür in der linken Hand, seit dem zweiten sitzt er im Rollstuhl. „Ich kann nur noch schlecht laufen, höchstens ein paar Schritte in der Wohnung“, sagt der 56-Jährige aus dem Ostviertel. Seinen Lebensmut hat er nicht verloren. Auch nicht, nachdem ihn vor knapp 22 Jahren ein Anruf seiner Hausärztin ereilte, die ihn bat, in die Praxis zu kommen – sie müsse dringend mit ihm reden. Seither weiß Michael Ludwig: „Ich bin HIV-positiv.“

Damit ist Ludwig nicht alleine. Vor zwei Jahren starb sein langjähriger Lebensgefährte an der tückischen Immunschwächekrankheit Aids. Rund 2.000 weitere Betroffene gibt es in Essen. „Etwa 100 kommen regelmäßig zu uns in die Beratungsstelle, 43 betreuen wir im ambulanten Wohnen“, sagt Daniela Flötgen, Fachbereichsleiterin bei der lokalen Aids-Hilfe. Jeder vierte „Klient“ ist auf eine Gehhilfe wie einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen. Flötgen: „Weil die Medikamente für HIV- und Aids-Kranke immer besser werden, verändern sich die Krankheitsbilder und Symptome. Die Betroffenen werden älter, doch oft mit der Folge, dass sie bedingt durch Folgeerkrankungen Gehprobleme haben.“

Zweiter Wagen im Fuhrpark

Menschen wie Michael Ludwig mit ihrem Rollstuhl zu transportieren, war mit dem bisherigen Wagen der Aids-Hilfe nicht möglich. Das Fahrzeug war eine Spende der Betriebskrankenkassen im Landesverband Nordwest, die nun noch einmal ihr Portemonnaie öffnen und einen zweiten, behindertengerechten Dienst- und Transportwagen spenden. Damit können nun auch gehbehinderte Menschen, die an HIV oder Aids erkrankt sind, von zu Hause abgeholt und zu Selbsthilfegruppen, Behörden oder Kliniken gefahren werden. Denen, die ihre medizinische Versorgung wegen ihrer Behinderung vernachlässigt haben und aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht alleine einen Arzt aufsuchen können, kommt dieser neue kostenlose Service zu Gute – auch in psychischer Hinsicht.

„Erkrankte leben in der Regel immer noch stark isoliert und fern eines normalen sozialen Netzwerks“, sagt Markus Willeke, Vize-Geschäftsführer der Aids-Hilfe. Viele litten unter starken körperlichen Behinderungen, die „HIV- oder drogenassoziiert“ sind. Der Anteil von Gehbehinderten und Pflegebedürftigen sei steigend. Gruppenangebote wie der „Culture-Club“, ein Treff für ausländische Mitbürger mit HIV und Aids, sowie Koch- und Frühstücksangebote für HIV-Positive könnten helfen, den Kontakt zur Gesellschaft nicht zu verlieren.

„Hier wird wertvolle Arbeit geleistet, die wir unterstützen wollen“, sagt Dirk Ebertz, Geschäftsstellenleiter der BKK Arbeitsgemeinschaft NRW. Deshalb habe man die Aids-Hilfe erneut unterstützt. Für Michael Ludwig bedeutet das neue Gefährt, das ihn zum Café des Vereins im Ostviertel bringt, „ein Stück neu gewonnene Freiheit. Denn es ist das Allerschlimmste, was einem passieren kann ist, wenn man als HIV- und Aidserkrankter ausgegrenzt ist.“

Aids-Hilfe: Beratungsstelle, Café, Gesundheitsladen

Die Geschäftsstelle der Aids-Hilde Essen hat ihren Sitz an der Varnhorststraße 17 im Ostviertel. Dort sind alle ihre Projekte, wie das Café, der Gesundheitsladen, die PSB-Beratungsstelle (Psychosoziale Begleitung von Substituierten), die Anlaufstelle des Stricherprojekts Nachtfalke sowie das betreute Wohnen verankert. Neben der Geschäftsstelle befindet sich das „Günter-Fischer-Haus“, das neun Menschen ein Zuhause gibt. Wer Lust hat, mehr über die Arbeit der AIDS-Hilfe zu erfahren, wer die Projekte unterstützen, sich als Angehöriger, Freund oder selbst Betroffener über Aids und HIV informieren will, erreicht den Verein unter
105 37 00 und auf www.aidshilfe-essen.de.