Essen. .

Angeklagt ist der 27-jährige Essener aus dem Hörsterfeld, weil er nach einem Disco-Besuch eine Gruppe junger Männer in der City angepöbelt und übel geschlagen haben soll. Aber vor der Essener Amtsrichterin Monique Dreher wehrt der kräftige Mann ab, sieht sich selbst als Opfer: „Natürlich habe ich zugeschlagen, ich musste mich doch wehren.“

Wie es zu der Schlägerei kam, weiß er nicht mehr: „Ich war sehr betrunken.“ Der Familienvater, der einen festen Beruf hat, räumt ein, dass er sich nicht mehr an alles erinnern könne. Dafür weiß er allerdings zahlreiche ihn entlastende Details. Laut Anklage soll er am 25. August 2012 um 5.20 Uhr mit einem unbekannten Komplizen nach dem Disco-Besuch grundlos Passanten angepöbelt haben. Schließlich soll er einem 23-Jährigen gezielt mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn getreten haben. Zwei aus der Gruppe verletzte er laut Anklage zum Teil schwer. Doch der 27-Jährige verneint, dass er einen Komplizen hatte: „Ich bin das Opfer. Ich greif’ doch nicht allein vier bis fünf Personen an.“

Er gibt an, zuerst geschlagen zu haben. Er habe sich einer Übermacht erwehren müssen. Nachfragen der Richterin, wer ihn traf, wehrt er ab: „Wenn auf mich eingeschlagen wird, zähle ich doch nicht, von wem ich geschlagen werde.“ Dass er auf einen am Boden liegenden Mann eintrat, kann er sich nicht vorstellen: „Das geht nicht. Da hatte ich einen Blackout und wurde weggezogen.“

Zeuge in Uniform

Die Aussage des mutmaßlichen Opfers klingt schlüssiger. Soldat ist der 23-Jährige und demonstriert das im Gerichtssaal durch die Uniform. Körperlich dürfte er dem Angeklagten unterlegen sein. Mit Freunden war er damals in der Innenstadt unterwegs, kam ebenfalls aus der Diskothek an der Gildehofstraße. Auf der Straße hätte der Angeklagte angefangen, sie zu beleidigen. „Er ging dann auf einen meiner Freunde los“, gibt der Soldat an. Er sei zwischen die beiden gegangen, um sie zu trennen. Erfolg hatte er damit nicht: „Ich versuchte, deeskalierend zu wirken. Das war nicht machbar.“ Den Freund hätte er beruhigen können, der Angeklagte sei aber weiter aggressiv gewesen. Das will dieser nicht so stehen lassen und hilft der Richterin bei der Bewertung des Zeugen: „Kein Wunder, dass er das so sagt, der ist ja sein Freund.“

Der Soldat schildert die Schlägerei weiter so, wie sie in der Anklage steht. Rachsucht liege ihm fern, will er der Richterin vermitteln: „Ich möchte kein Schmerzensgeld von ihm. Ich möchte nur, dass es zu einer gerechten Strafe kommt.“ Darauf wird er noch warten müssen. Denn die Richterin will jetzt erst einmal die Türsteher der Disco laden und fragen, ob der Angeklagte wirklich ohne Komplizen zuschlug.