Essen-Haarzopf. Die Facebook-Gruppe „Die Haarzopfer“ hat mehr Fans als das offizielle „Stadtportal Essen“. Die Gruppenmitglieder diskutieren lebhaft über das Geschehen im Stadtteil. Besonders Hubschrauber haben es ihnen angetan.

Vor nicht allzu langer Zeit machten neue Nachrichten noch zuerst auf dem Marktplatz die Runde. Heute verbreiten sie sich in Windeseile im Internet. Ganz weit vorn: das soziale Netzwerk Facebook. Internetnutzer legen sich dort ein Profil an und berichten im Netz, was sie im realen Leben beschäftigt.

Bei Facebook tun sich auch Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammen. Sie gründen Gruppen zu bestimmten Themen – etwa, um über das Geschehen in ihrem Stadtteil zu diskutieren. Der Gruppe „Die Haarzopfer“ etwa ist jüngst das 1000. Mitglied beigetreten. Damit hat der kleine Stadtteil im Südwesten sogar den offiziellen Facebook-Auftritt der Stadt abgehängt. Das offizielle „Stadtportal Essen“ krebst bislang noch unterhalb der Tausender-Marke herum.

Zum Stichtag 31.12.2012 zählten die Statistiker in Haarzopf 6632 Einwohner. Damit wäre rechnerisch etwa jeder sechste Haarzopfer Mitglied der Facebook-Gruppe. Doch nicht jeder, der mitmacht, wohnt auch dort. Das Internet ist halt grenzenlos.

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Gegründet hat die Gruppe Miriam Niemöller (39) vor etwas mehr als zwei Jahren. „Das war so eine spontane Idee“, sagt sie. Inzwischen ist Niemöller aus Haarzopf fortgezogen. In der Gruppe ist sie aber immer noch aktiv. „So kann ich mit meiner alten Heimat in Kontakt bleiben“, sagt Niemöller. „Dass die Gruppe so eine Dynamik entwickelt, freut mich. Das hat sich total verselbstständigt.“

Worüber diskutieren die Haarzopfer denn in ihrer Facebook-Gruppe? Es geht manchmal um Wohnungsangebote und Veranstaltungen, regelmäßig werden historische Fotos und Luftbilder vom Stadtteil veröffentlicht. Nutzer melden Blitzer oder verschwundene Haustiere. Baustellen sind ebenso Thema wie verdächtige Beobachtungen oder außergewöhnliche Ereignisse – schwirrt ein Hubschrauber über Haarzopf, forschen die Facebook-Nutzer binnen Minuten nach der Ursache.

Rege Aktivität der Nutzer

Moderiert wird die Themenflut von Gerry Hax (39). Seit die Gruppe gegründet wurde, ist er als „Administrator“ dafür verantwortlich. Erstaunt ist er über die rege Aktivität der Nutzer: „Ich kenne sonst kaum eine Facebook-Gruppe, in der so lebhaft diskutiert wird.“

Es wird lebhaft diskutiert? Zuweilen fliegen bei Diskussion richtig die Fetzen - gewollt ist das nicht. Daher gibt es dazu auch eine Ansage der Gruppengründerin: „Nutzt diese Plattform für netten und positiven Austausch. Mobbing, Lästereien und negative Publicity haben hier nichts zu suchen. Behandelt hier jeden so, wie ihr auch behandelt werden möchtet.“