Essen. . Lehrer des Gymnasiums Am Stoppenberg beschäftigten sich bei einer Fortbildung mit den Chancen und Risiken des Internets für Schüler. Andreas Ruff, beim Jugendamt zuständig für den Bereich Medienarbeit: „Der Informationsbedarf auf diesem Gebiet ist gestiegen.“

Ein Gespenst geht um. Nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt, und es trägt den Namen Facebook. Auch Lehrer an Essener Schulen stellt das Phänomen soziale Netzwerke vor neue Herausforderungen.

Denn wie soll man Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet vermitteln, wenn diese sich selbst mit den technischen Raffinessen von Facebook, Schüler-VZ und Co. deutlich besser auskennen, da sie damit aufgewachsen sind? Mit diesen Fragen beschäftigten sich jetzt Lehrer des Gymnasiums Am Stoppenberg bei einer Fortbildung, die vom Jugendamt Essen organisiert wurde.

Unwissenheit bei Eltern

Andreas Ruff, beim Jugendamt zuständig für den Bereich Medienarbeit, gab einen groben Überblick über die Funktionen und Einstellungen bei Facebook, das unter den Anbietern wohl die unangefochtene Monopolstellung besetzt. „Der Informationsbedarf auf diesem Gebiet ist gestiegen“, so Ruff. „Eltern und Lehrern fällt es zunehmend schwer, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. Oft wissen sie gar nicht, was die Kinder im Internet so treiben.“

Somit war es nur konsequent, dass Schüler und Lehrer mal die Rollen tauschten. Alexander Austermann, Mayra Lohse und Noah Jastrzembski aus der achten Klasse erklärten ihren Lehrern, wie man sich bei Facebook ein Benutzerkonto anlegt, Freundschaftseinladungen verschickt und das persönliche Profil vor dem ungewünschtem Zugriff Dritter schützt. Doch ist das wohl bereits ein Teil des Problems, brachte es Schulleiter Rüdiger Göbel auf den Punkt: „Demnächst haben wir Achtklässler, die Fünftklässlern erklären, dass sie nur diesen oder jenen Haken anklicken müssen, und dann ist alles in Ordnung.“

Denn mahnend den Zeigefinger zu heben, habe meist einen gegenteiligen Effekt, wobei man die Entwicklung ohnehin nicht aufhalten könne. Wurde früher unter Schülern der neueste Klatsch nachmittags im Café oder im Sportverein ausgetauscht, findet dies heute virtuell statt. In der unbegrenzten Welt des Internets, wo alle Freunde nur einen Mausklick entfernt sind – so scheint es. Einer Tatsache sollte sich allerdings jeder bewusst sein, der bei Facebook ein Konto pflegt: „Das ist eine reine Werbeplattform. Bei jedem Klick auf einen Gefällt-mir-Button sammelt das Unternehmen Informationen für Werbung, die individuell auf mich zugeschnitten wird“, erläutert der Medienexperte.

Hoher sozialer Druck

Mit der Vernetzung steige auch der soziale Druck, möglichst viele und differenzierte Informationen von sich preiszugeben – auch bei der Auswahl persönlicher Fotos. „Mädchen neigen dazu, sich im Internet sehr freizügig zu präsentieren. Bikini-Fotos als Profilbild bei Facebook sind leider keine Seltenheit“, so Ruff. Dies konnten einige Lehrer in der Runde bestätigen.

Auch das Thema Mobbing habe im Internet ganz neue Dimensionen angenommen. Ruff: „Bei der Plattform Schüler-VZ muss man eingeladen werden, um einen Zugang zu erhalten. Somit ist es schon dazu angelegt, andere auszugrenzen.“