Essen. Dieter Leuze hat die damalige Uni Essen 1972 mit aufgebaut. Die Fusion mit Duisburg vor zehn Jahren hält er für den „richtigen Schritt“.
Man kann sich das beim besten Willen nicht vorstellen: Wie es wäre, wenn in diesem Bundesland plötzlich fünf Hochschulen auf einen Schlag neu gegründet würden.
1972 entstanden Gesamthochschulen in Wuppertal, Siegen, Paderborn, Duisburg und: Essen. Hier hieß der Gründungsrektor Walter Kröll, ein Professor der theoretischen Physik, bei Amtsantritt gerade mal 35 Jahre alt. Die Verwaltung aufbauen sollte Gründungskanzler Dieter Leuze. Er war damals 39.
„Ich habe eigentlich immer Glück gehabt“
Leuze ist neulich 80 geworden. Er wohnt in Stadtwald, ist immer noch als Jurist aktiv, fährt jeden Tag in sein Büro, gehört dem Vorstand des Stiftungsrats der FOM-Hochschule für Ökonomie an, gilt bundesweit als einer der profiliertesten Verwaltungsrechtler. Leuze sagt: „Ich habe eigentlich immer Glück gehabt.“
Damit meint er in einiger Bescheidenheit: Er war umgeben von guten Leuten. Dem Gründungsrektor, dessen persönlichem Referenten, dem damaligen Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, und auch Leuzes Personaldezernent.
„Gesamthochschulen“, das war ein neues Konzept: Es waren Unis, die auch für Leute offen waren, die nur das Fach-Abi hatten. Die Studiengänge teilten sich erst nach einigen Semestern in einen eher praktisch orientierten Teil und einen eher wissenschaftlichen. „Das Konzept“, sagt Leuze, „hat sich bewährt. Auch, wenn es immer Leute gab, die Gesamthochschulen mit Fachhochschulen verwechselt haben.“ Wobei Leuze, darauf legt er Wert, nichts gegen Fachhochschulen sagen will.
Neue Uni wurde mit Wohlwollen aufgenommen
Erst mit der Fusion von Essen und Duisburg legten beide Häuser ihren Zusatz „Gesamthochschule“ ab. Leuze hatte aber die Erfahrung gemacht, „dass Leute mit Berufsausbildung oft sehr schnell das Fehlende nachholen konnten“, und: „Mit ihrem Praxiswissen waren sie den anderen häufig voraus.“
Er kam aus Freiburg nach Essen, „hier gab es viel Stückwerk“, die Pädagogische Hochschule, die Medizinische Fakultät, die damals zu Uni Bochum gehörte, und die Ingenieurschule an der Schützenbahn. Während die neue Uni von der Stadt mit sehr viel Wohlwollen aufgenommen worden sei, spürte Leuze eine kaum verhohlene Arroganz von Amtskollegen aus dem Rheinland. „Es gab ein Naserümpfen“, erinnert sich Leuze, „aber das hat sich dann schnell gelegt.“
Fusion anfang skeptisch betrachtet
Die Fusion von Duisburg und Essen betrachtete er anfangs skeptisch. „Beide Häuser hatten sich ja profiliert.“ Aber: „Heute muss ich sagen, es war der richtige Schritt.“ Woran er das festmacht? „Die Studenten haben mit der Logistik offenbar kein Problem.“
Nach dem Ende seiner Zeit als Kanzler 1991 lehrte Leuze noch sieben Jahre in Essen Verwaltungsrecht. „Das war mein Traum“, sagt Leuze noch heute. „Den direkten Kontakt zu Studenten, den habe ich immer sehr geschätzt.“