Essen. Weil ihnen Sicherheitshinweise erst kurz vor Reisebeginn mitgeteilt wurden, ist ein Essener Ehepaar verärgert über den Reiseveranstalter Tui. Das Paar hat für 7000 Euro eine Kreuzfahrt gebucht, die durch den Golf von Aden führt. Es erfuhr erst jetzt, dass Piraten dort das Bordleben stark einschränken.
Die Vorfreude war riesig, als das Ehepaar aus Essen-Byfang im August seine Kreuzfahrt buchte. Am 24. März legt ihr Schiff ab, zuvor fliegen sie nach Dubai. Sie haben rund 7000 Euro für die Reise bezahlt. Und jetzt halten Monika (60) und Helmut (76) Tillmann ein Schreiben des Reiseveranstalters TUI Cruises in den Händen: Es gibt große Einschränkungen bei ihrer Fahrt, die auch durch den Golf von Aden führt, sagen Tillmanns. Schuld sind Piraten.
Die „Kundeninformationen und Sicherheitshinweise vor ihrer Reise“ besagen, dass an fünf Tagen ab Sonnenuntergang das Deck unbeleuchtet sein wird, sie sollen den Balkon nicht benutzen, die Vorhänge lieber geschlossen halten. Sie werden also fast die halbe Zeit ihrer Kreuzfahrt abends im Schiffsinneren hocken.
Tui weist daraufhin, Reiseroute sei "bewusst ausgesucht worden"
„Hätten wir das gewusst, hätten wir nicht gebucht“, sagt Monika Tillmann: „Es macht doch eine Kreuzfahrt aus, abends ein Glas Wein an Deck zu genießen“. Sie verstehen nicht, warum sie so kurz vor Auslaufen über Einschränkungen informiert wurden. „Zum Zeitpunkt also, da die Stornokosten 60 Prozent der Reisekosten betragen.“ Das Piraten-Problem sei weder plötzlich noch unerwartet aufgetreten. Genau das schreibt TUI Cruises ja selbst an die Byfanger: „. . .möchten wir Sie darauf höflich hinweisen, dass Sie sich die Reiseroute bewusst ausgesucht haben. Dass es in somalischen Gewässern zu Fällen von Piraterie kommen kann, ist seit längerem allgemein bekannt“.
Der Reise-Veranstalter teilt auf Anfrage der Redaktion mit: „Sicherheitsmaßnahmen werden immer aktuell den jeweiligen Bedingungen angepasst und können daher erst kurzfristig an den Gast kommuniziert werden.“ Einen Widerspruch zwischen dem „seit längerem allgemein bekanntem“ Problem und Maßnahmen, die nur aktuell angepasst werden, sieht Sprecherin Godja Sönnichsen nicht. Und wiederholt: „Eine Umbuchung oder Stornierung der Reise ist zu den regulären Geschäftsbedingungen von TUI Cruises möglich.“ Im Oktober wären das noch 20 Prozent gewesen: Da wären wir ausgestiegen, sagen Tillmanns. Ihr Mitreisender zahlt jetzt gar die 60 Prozent, weil er die Reise so nicht als erholsam empfindet.
Dass Monika und Helmut Tillmann die Reise leichtfertig in solch unruhige Gewässer wagen wollten, obwohl Piraten-Attacken bekannt gewesen sein müssten, das lassen sie nicht auf sich sitzen. Noch im im Januar hätten sie sich wegen Unruhen in Ägypten erkundigt. Und im Vorjahr waren sie auf einer Kreuzfahrt mit anderer Route und anderem Anbieter in somalischen Gewässern unterwegs: Alles wunderbar, sagen sie. „Jetzt aber fühlt es sich ein bisschen wie Betrug an.“