Essen. . Viele Menschen haben Angst vor einem qualvollen Sterben oder einem Tod im Krankenhaus. Das 11. Palliativforum in der Essener Volkshochschule zeigt, wie Patientenwünsche auch in der letzten Lebensphase Beachtung finden können.

Die Angst vor einem qualvollen Sterben ist bei manchen Menschen so groß, dass sie lieber einen raschen Tod wählen – und die Dienste von Sterbehilfe-Organisationen im Ausland in Anspruch nehmen. Es ist ein trauriges Phänomen, dem Günter Korb vom Netzwerk Palliativmedizin Essen mit Aufklärung begegnen möchte: „Wir haben ein Forum gesucht, um Menschen die Angst vor der letzten Lebensphase zu nehmen und ihnen zu zeigen, welche Hilfen es am Lebensende gibt. Unheilbarkeit heißt ja nicht, dass man nichts mehr tun kann.“

Was man nämlich tun kann, ist Gegenstand der Palliativmedizin, einer Medizin, die nicht heilen, aber helfen kann. Durch medizinische, pflegerische und psychosoziale Begleitung schwerstkranker Patienten. Dies ist ein Bereich, in dem Ärzte und Pflegekräfte eng zusammenarbeiten – nicht nur am Krankenbett: Um ihre Arbeit bekannter zu machen, veranstalten die Experten seit sechs Jahren gemeinsam mit der Volkshochschule zwei Mal im Jahr ein Palliativ-Forum.

Ein schlimmes Szenario

Dabei werden die großen Fragen von Leben und Tod auf kleine, sehr konkrete Fragestellungen heruntergebrochen. So heißt das Thema in der VHS am Mittwoch, 13. März, um 18 Uhr: „Wenn der Notarzt zu Schwerkranken und Sterbenden kommt: Der Essener Palliativausweis als wichtige Hilfe.“

Das Szenario beschreibt Dr. Martin Dreyhaupt von der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) so: „Da leidet ein unheilbar kranker Mensch, der zu Hause sterben will, so stark unter Luftnot und Schmerzen, dass die Angehörigen verzweifeln und den Notarzt holen. Und der ordnet vielleicht eine Einweisung ins Krankenhaus und die künstliche Beatmung an.“ Am Ende stirbt der Patient womöglich auf der Intensivstation statt wie gewünscht im eigenen Bett.

Leid lindern und Wille berücksichtigen

Das sei nicht nur das Horrorszenario für alle Patienten, sondern auch ein Dilemma für die Retter, sagt Dr. Marianne Kloke vom Zentrum für Palliativmedizin: „Der Notarzt kann ja auch nicht einfach wegfahren.“ Er hat aber auch nicht die Zeit, im akuten Notfall eine lange Patientenverfügung zu lesen. Für diese Situation wurde der – inzwischen bewährte – Essener Palliativausweis geschaffen: Er fasst gleichsam den vorletzten Willen des Patienten knapp zusammen und wird nur zu Rate gezogen, wenn sich der Betroffene nicht mehr äußern kann.

„Heute kennt jeder Notarzt, jeder Rettungssanitäter in Essen diesen Ausweis und respektiert, wenn keine Beatmung, keine Wiederbelebung gewünscht sind“, sagt Kloke. Und er lässt, wenn er fährt, die Angehörigen nicht mit der Sorge und der Verantwortung allein, sondern holt Palliativ-Arzt, Palliativ-Pflegedienst. So wird nicht nur der Wille des Patienten beachtet – sondern auch sein Leid gelindert.