Essen. Die Stadt will Senioren mit einem Förderplan mobil machen. Wer längere Strecken nicht bewältigen kann, ist schon über einen Leih-Rollstuhl im Einkaufscenter froh.

Wenn der Rat am 22. März grünes Licht gibt, werden künftig 600.000 Euro im Jahr bereitgestellt, um älteren Menschen ein selbstbestimmtes und aktives Leben zu ermöglichen. Wer länger in der eigenen Wohnung lebe, wer sich bewege und unter Leute gehe, der habe ein geringeres Risiko zum Pflegefall zu werden.

So helfe die Investition nicht nur den alten Menschen, sondern vermindere zukünftige Pflegekosten. Wie die Stadt Senioren mobil machen will, will sie mit dem Seniorenbeirat und Wohlfahrtsverbänden besprechen.

Irgendwann geht es nicht mehr

Unsere Leserin Rita Helbig hätte schon eine Anregung. Sie selbst sei „erst Ende 60“ und ziemlich aktiv, aber ihre Nachbarin könne längst nicht mehr alle Wege allein beschreiten. „Die Dame ist 86 Jahre alt und bewegt sich in der Wohnung mit einem Rollator, zum Einkaufen geht sie mit einem Stock, doch an größeren Einkäufen oder längeren Strecken scheitert sie.“ Und da kommt Rita Helbig ins Spiel, die auf derselben Etage wohnt, und gern ein paar Dinge aus dem Supermarkt mitbringt.

Außerdem machen die beiden Frauen regelmäßig gemeinsame Ausflüge: „Ich fahre Auto, und vor Ort leihen wir uns einen Rollstuhl.“ Sofern es an ihrem Ziel Leih-Rollstühle gibt. Im Rhein-Ruhr-Zentrum hat Rita Helbig gute Erfahrungen gemacht, im Einkaufscenter am Limbecker Platz nicht. „Es soll dort welche geben, aber ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Die Info-Theke ist oft nicht besetzt.“ Center-Manager Oliver Kraft kann diese Kritik nicht nachvollziehen: „Wir haben Rollstühle, und bisher hat die Ausleihe gut geklappt.“ Trotzdem werde er die Dame anrufen, um zu klären, wo es hapere.

Wohin mit dem Geld?

Einen sofortigen Einsatz für das Anliegen verspricht auch die Vorsitzende des Seniorenbeirates Ingeborg Schrader. In der nächsten Sitzung Anfang März befasse sich das Gremium mit dem neuen Seniorenförderplan und überlege, wofür man die 600.000 Euro einsetzen könne: „Da könnten wir auch darüber nachdenken, wo der Einsatz von Leih-Rollstühlen sinnvoll wäre und gefördert werden sollte.

Eine Leihstation am Baldeneysee wäre natürlich schön.“ Das findet auch Rita Helbig, die gerne Spaziergänge mit ihrer Nachbarin unternehmen würde. „Im Alltag scheitern wir dagegen schon beim Arztbesuch: Wenn vor der Praxis Behindertenparkplätze sind, darf ich die nicht benutzen.“ Ihr fehle dazu der Parkausweis, weil sie ja nur als Chauffeurin einer Behinderten unterwegs sei. Solch kleine Hindernisse stehen bisweilen der Mobilität von Senioren im Weg.

Andere Wünsche aber sind längst Wirklichkeit. So verrät Grün & Gruga-Sprecher Eckhard Spengler, dass es im Grugapark längst Leih-Rollstühle gibt. Vorzubestellen seien sie unter der Rufnummer 88 83 106. „Meine Mutter sitzt auch im Rollstuhl, und als der einmal nicht ins Auto passte, haben wir diesen Service selbst genutzt.“