Essen. Das Einfahrtverbot für Taxis an der Reisebushaltestelle am Hauptbahnhof empört die Essener Taxifahrer. Fahrer, die die hier parken wollen, werden wegen des Parkverbots für Taxis mit einem Knöllchen abgestraft. Die Stadt befürchtet bei Aufhebung des Einfahrtverbots ein Verkehrs-Chaos.

Die Taxi Essen e.G. macht aus ihrem Ärger erst gar keinen Hehl: „Eiszeit am Busbahnhof. Taxis unerwünscht – so sieht die Situation am Essener Busbahnhof aus. Taxi-Kollegen bekommen Knöllchen, wenn sie ihren Job machen wollen. Wann wird die Stadt einlenken?“ Dies ist schon seit Wochen die erste Nachricht im „News Blog“ der größten Essener Taxi-Zentrale mit ihren mehr als 246 angeschlossenen Unternehmern, die knapp 400 Droschken zwischen Karnap und Kettwig bewegen.

„Die ganze Geschichte ist ein Witz“, schimpft Taxi Essen-Chef Albert Mertes, „das kenne ich so aus keiner anderen Stadt“. Mertes sieht „nicht nachvollziehbare Härten“ für die Taxi-Fahrer und deren Kunden: Die Einfahrt in den Fernbusbahnhof ist den Droschken untersagt, Knöllchen habe es schon gegeben, „dabei wollte der Kollege nur eine gehbehinderte Kundin vom Reisebus abholen und hat nach Aufforderung der Politesse den Busbahnhof sofort wieder verlassen“. Gerade für Senioren sei es „unzumutbar“, bis zur Ampel und zum gegenüber liegenden Taxi-Stand am Südausgang des Hauptbahnhofs zu laufen. Enttäuscht seien auch viele Busunternehmer, berichtet Mertes aus Gesprächen: „Ein ,Taxi frei’-Schild würde doch reichen.“

Verhärtete Fronten im Einfahrt-Streit

Die Fronten sind verhärtet, denn die Stadt nennt eine Reihe von Gründen, warum sie den Taxen die Einfahrt verweigert. Am kommenden Dienstag will sie ihre Position in der zuständigen Bezirksvertretung I der Politik vorstellen und dabei verdeutlichen: „Die Verkehrssituation vor allem in der zweiten Wochenhälfte lässt am Busbahnhof keinen Spielraum für zusätzlichen Verkehr.“

Bereits die zahlreichen Reisebusse und die Transfer-Minibusse zu den Flughäfen oder anderen Sammelzielen würden den Busbahnhof schnell an seine Grenzen führen: Mehr als zehn Busse passen nicht auf die beiden Parkstreifen. Zur Ferienzeit oder wenn der Weihnachtsmarkt die Menschen nach Essen lockt, sei das Limit vollends erreicht. „Wenn dann da noch Taxen hineinfahren, stehen die Busse im Kreisverkehr an der Freiheit“, sagt Dieter Schmitz, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr, „und da wollen wir sie definitiv nicht haben“.

"Taxi-Stand ist sicherere Lösung"

Für die Taxen sei es attraktiv, bis zu den Bussen vorzufahren, „aber dann ist schnell alles zugestellt. Vor allem im oberen Bereich des Busbahnhofs läuft dann nichts mehr, das ist wie in einem Flaschenhals.“

Und ob es besser sei, 50 Meter hinter dem Taxi herzulaufen, das zwischen den Bussen keinen Stellplatz findet, oder 50 Meter über die eigens dafür errichtete Fußgängerampel zum Taxi-Stand am Südausgang des Hauptbahnhofs zu laufen, diese Frage sieht Schmitz schnell geklärt: „Der Taxi-Stand ist die deutlich sicherere Lösung und der Busbahnhof bleibt für die Busse frei.“

Unfallträchtige Situationen verhindern

Zudem fürchtet die Stadt, dass sich bei einer Freigabe die Verkehrssituation nicht mehr beherrschen lässt: „Es ist doch absehbar, dass dann ständig Taxen und private Pkw in den Busbahnhof hineinfahren, um dort zu warten.“ Die Stadt habe nicht knapp eine halbe Million Euro in einen neuen Busbahnhof investiert, um eine ähnlich unfallträchtige Situation zu schaffen wie vor dem Umbau, als die Menschen mit ihren Koffern manchmal mitten auf der Straße standen, weil die Busse in zweiter Reihe parkten.

Vielleicht wurde der Busbahnhof aber auch schlicht zu klein dimensioniert: Mit der Freigabe der innerdeutschen Strecken für den Linienbusverkehr dürfte der letzte Spielraum für Taxi & Co. verloren gehen, so sieht man es jedenfalls bei der Stadt: „Wir haben eine ganze Reihe von Anfragen, Essen anzufahren“, sagt Dieter Schmitz, der dennoch Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Wir müssen erst einmal die neue Situation beobachten. Dann werden wir uns mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen.“

Für Albert Mertes ist dies dringend geboten: „Wir sehen die verkehrlichen Probleme so nicht, wir kommen zu einer ganz anderen Einschätzung. Deshalb werden wir nicht locker lassen und das Thema weiter verfolgen.“ Zurzeit allerdings wird es wohl erst einmal bei der „Eiszeit am Busbahnhof“ bleiben.