Essen. Fernsehkoch Tim Mälzer weihte an der Pestalozzi-Schule in Huttrop die neue Lehrküche ein, die die Schule bei einem Wettbewerb gewonnen hatte. Mälzer kommt bei den Kindern und Jugendlichen bestens an: „Läuft grad Kacke, Alter, was“, sagt Mälzer zu einem Jungen im Schalke-Trikot.
Tim Mälzer ist Fernsehkoch mit eigenem Restaurant im Hamburger Schanzenviertel, aber irgendwie ist er auch Sozialarbeiter. „Ich liebe junge, unverfälschte Leute“, sagt Mälzer, und am Mittwoch stellte er eindrucksvoll unter Beweis, dass er das ernst meint – beim Besuch der Pestalozzi-Schule in Huttrop, einer Schule für Kinder und Jugendliche, die besonderen Förderbedarf in ihrer geistigen Entwicklung haben.
„Läuft grad Kacke, Alter, was“, sagt Mälzer zu Schüler Daniel (13), denn Daniel hat ein Schalke-Trikot an, und Schalke hat schon lange nicht mehr gewonnen. Aber Mälzer grinst dabei freundlich, sodass Daniel sofort zurückschießt: „Herr Mälzer, wie macht man eigentlich Salzkartoffeln?“
Da vergeht Mälzer kurz sein breites Grinsen. Daniel hat sich vorher schlau gemacht: Mälzer hat sich schon häufiger öffentlich dazu bekannt, dass er weder sonderlich gut Salzkartoffeln kochen kann noch Pfannkuchen backen. „Die Kartoffeln“, erklärt Mälzer auch an diesem Tag in der Schul-Aula, „brennen mir so oft an.“
Mälzers Lieblingsgericht ist Spaghetti Bolognese
Die Frage-Runde auf der Bühne geht weiter, ein Mädchen will wissen, ob nun Frisches gesünder sei oder Fertigprodukte. Mälzer: „Kommt drauf an, ob Du gern Pferdefleisch magst.“ Und, natürlich, die Frage nach seinem Lieblingsgericht: „Spaghetti Bolognese“.
Später schreibt der 42-Jährige noch Autogrammkarten, es dauert viel länger als geplant, Mälzer nimmt sich Zeit für tatsächlich jeden Schüler, und erst dann kann die neue Lehrküche eingeweiht werden, die alte war so alt wie das gesamte Schulgebäude: Von 1975.
Tim Mälzer und die neue Küche
„Bei uns“, sagt Schulleiter Ulrich Speer nicht ohne Stolz, „gehört das Fach Hauswirtschaft noch zum Stundenplan.“ Einmal wöchentlich kochen die Klassen auch für sich selbst, und mit Erfolg werde der schuleigene Kiosk betrieben – unter anderem mit selbst gebackenem Brot. Der richtige Umgang mit Lebensmitteln, die nötige handwerkliche Technik in der Küche, ein solides Haushalten mit Geld – eigentlich könnte man sich fragen, warum Hauswirtschaft nicht an jeder Schule unterrichtet wird.
Kochen als Gemeinschaftserlebnis
Warum sich Mälzer für und in Schulen engagiert? „Kochen als Gemeinschaftserlebnis. Das wollen wir vermitteln“, sagt Tom Roßner, Küchendirektor in Mälzers „Bullerei“, seinem Restaurant in Hamburg. „Wir wollen, dass Jugendliche entdecken, wie schön das ist, was Richtiges mit den Händen zu machen.“
Sich trauen, rohes Fleisch anzufassen und lernen, wie man Eier unfallfrei aufschlägt. „Wir wollen, dass Kinder eine Paprika von einer Tomate unterscheiden können.“
Klingt so einfach. Und ist doch eine so große Aufgabe.