Essen. Privat isst der Essener Sternekoch Nelson Müller gerne Lebensmittel aus Bio-Anbau oder Bio-Haltung. „Das finde ich auch aus ethischen Gründen wichtig, wenn man etwa an die Tier-Haltung denkt“, betont er. Für das ZDF hat er jetzt Billig-Bio getestet. Was das taugt, ist am Dienstag zu sehen.

Die Umsatzzahlen kamen gerade frisch auf den Tisch: Stolze sieben Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr für Bio-Lebensmittel ausgegeben. Bio boomt. Ein Trend, der auch am Fernsehen nicht vorbeigeht, das Spitzenköche zu Detektiven macht, die vor laufender Kamera testen sollen, ob Bio denn nun wirklich besser ist. Am Dienstagabend (ZDF, 20.15 Uhr) will der Essener Sternekoch Nelson Müller wissen, was Bio taugt, wenn es aus dem Supermarkt kommt.

Lebensmittel-Tests hat sein Kollege Tim Mälzer in der ARD bereits vorgemacht. 2012 war der Hamburger mit seinem „Ernährungs-Check“ auf Sendung. 2011 sorgte er mit „Deutschland isst“ für Gesprächsstoff in den Kantinen, weil er zeigte, welch trauriges Vorleben Würstchen haben, die täglich millionenfach auf den Tellern landen.

Nelson Müller kommt zu eigenen, erstaunlichen Ergebnissen

Auch bei Bio-“Checker“ Nelson Müller lohnt das Einschalten, weil er bei „Wie gut ist Billig-Bio?“ nichts wiederkäut, sondern zu eigenen, zum Teil erstaunlichen Ergebnissen kommt. Das Thema spielt auch draußen, bei den Bio-Bauern, die die Gelegenheit erhalten, auch einmal den Kunden den Spiegel vorzuhalten.

Etwa der Kartoffelbauer, der seine Bio-Knollen für Aldi anbaut. Der Mann verzichtet auf den Einsatz von Pestiziden. Der Handel dankt es ihm nicht ohne Wenn und Aber. Weil der Kosument auch bei „Öko“ viel Wert auf die Optik legt. Ist die Knolle zu klein oder zu groß, hat sie unschöne Stellen, gilt sie als Ladenhüter. 50 Prozent seiner Ernte ist der Bio-Landwirt damit quitt.

Vitamin-C-Gehalt bei Testfrüchten gleich null

Erstaunlich auch Müllers Vitamin-Check im Labor: Die getesteten Äpfel, einmal Bio-, einmal konventioneller Anbau, enthalten beide die Vitamine A und E. Der Vitamin-C-Gehalt ist bei den Test-Früchtchen gleich null! Der Grund: Je länger ein Apfel gelagert wird, desto weniger Vitamin C hat er – auch bei der Billig-Bio-Ware.

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Zweiter Aha-Effekt: Im Bio-Fleisch wurden kleine (zulässige!) Antibiotika-Spuren gefunden, beim „normalen“ Fleisch nichts dergleichen. Für Bio und konventionelles Fleisch gelten in diesem Fall die gleichen Grenzwerte, lernt der Zuschauer. Und: Bio ist nicht unbedingt gesünder, häufig deutlich teuer, kann aber bei der Tierhaltung ordentlich punkten, wie Nelson Müller meint. Der Film zeigt einen Bio-Schweinehof bei Xanten, wo Tiere in eingestreuten Boxen und Ausläufen leben und Schwänze haben, die nicht von gestressten Artgenossen angeknabbert wurden.

Sternekoch Müller sitzt gerade an einem neuen Kochbuch. „Eine Zusammenarbeit mit dem WDR“, wie er verrät. Er trägt Rezepte zusammen, in denen regionale Produkte verarbeitet werden können.