Essen. . Religionsunterricht mal anders: Drei Schüler des Essener Nixdorf-Berufskollegs reisen an diesem Montag für drei Wochen in den Süd-Sudan. Sie wollen dort im Friedensdorf “Kuron Village“ beim technischen Aufbau helfen.

Der Süd-Sudan – das ist nicht gerade das Land, in den regelmäßig Schul-Exkursionen hingehen. Drei Berufsschüler des Frohnhauser Nixdorf-Berufskollegs fahren trotzdem. An diesem Montag geht ihr Flieger. Ab Frankfurt über Kairo in die Hauptstadt Juba, dann folgt eine Autofahrt, dann ein weiterer Flug mit einer kleinen Maschine direkt ins Friedensdorf Kuron Village. Dort werden Niklas Döpper (21), Simon Weber (22) und Patrick Kuznitius (22) bis zum 12. März dabei helfen, dem Modell-Dorf, in dem rund 1500 Menschen leben, eine dauerhafte Internet-Verbindung zu installieren.

Alle drei machen derzeit eine Ausbildung zum Fachinformatiker in verschiedenen Betrieben. Am Nixdorf-Kolleg, das einen Schwerpunkt in der Informationstechnologie (IT) hat, gehen sie zur Berufsschule. Zum Programm gehört auch Religionsunterricht. Michael Friedrich Haberland, evangelischer Pfarrer und Reli-Lehrer am Nixdorf-Berufskolleg, stellte im Unterricht das Friedensdorf „Kuron Village“ vor: Haberland und sein Kollege Thomas Schlott (katholische Religion) gehören zu einem weit verzweigten Unterstützerkreis in Essen, der seit Jahren das Dorf unterstützt.

Kein festes Telefon und Internet, Strom nur unregelmäßig

Das Dorf, das von einem Bischof gegründet wurde, vereint Menschen, die friedlich zusammenleben – trotz unterschiedlicher Religionen, Ethnien, Stammeszugehörigkeiten. Es gibt Schulen, eine Werkstatt, eine Krankenstation. Es gibt unregelmäßig Strom, kein festes Telefon oder Internet. Und um das Dorf herum: gibt es nichts. Der Süd-Sudan ist Krisengebiet, spaltete sich vom Sudan ab, wurde erst im Juni 2011 als eigenständiger Staat akzeptiert. Bürgerkrieg, Analphabetismus und desolate Zustände prägen die Verhältnisse.

„Es kribbelt schon ein wenig, das gebe ich zu“, sagt Schüler Patrick Kuznitius. „Meine exotischste Reise ging bisher nach New York.“ Kuznitius räumt ein, dass ihn durchaus „die Abenteuerlust und die Neugier“ antreibe. Sein Mitstreiter Simon Weber will die Reise vor allem deshalb bestreiten, „weil ich helfen will.“ Er hat Entwicklungshilfe ein wenig im Blut – seine Eltern arbeiteten schon in Kamerun, die Großeltern waren Missionare auf Madagaskar.

Im Reli-Unterricht fragten sie einfach irgendwann ihren Lehrer Haberland, ob sie nicht einfach mal hinfahren könnten in das Dorf, um vor Ort zu helfen. „Ich bin fast hinten ‘rübergefallen“, sagt Haberland. Doch aus der vermeintlich verrückten Idee wurde Realität, dabei halfen viele Kräfte mit. Firmen sponserten, die Schulvertretung sammelte Geld, die Botschaft wurde kontaktiert – 8000 Euro kostet das gesamte Unterfangen. „So wird unser Know-How wertvoller als reine Geldspenden“, sagt Nixdorf-Schulleiter Wolfgang Meyer. In dreieinhalb Wochen erwartet er die Schüler zurück – gesund.