Khartum. .
Die beiden im Sudan entführten deutsche Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks kommen aus Berlin und Schleswig-Holstein. Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet.
Die im Sudan entführten Deutschen kommen aus Berlin und Schleswig-Holstein. Das teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag in Bonn mit. Die beiden Männer im Alter von 34 und 52 Jahren werden seit Dienstagabend vermisst. Sie waren in der westsudanesischen Krisenregion Darfur für das Technische Hilfswerk tätig. Im Auswärtigen Amt ist inzwischen ein Krisenstab eingerichtet, der von Experten des Bundeskriminalamts und des Bundesinnenministeriums unterstützt wird.
Die beiden Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) seien am späten Dienstagabend von bislang unbekannten Bewaffneten aus ihrem Büro in der Stadt Niala verschleppt worden, sagte ein UN-Vertreter. Die Entführer verschleppten auch einen sudanesischen THW-Angestellten, den sie aber später wieder freiließen wie ein Sprecher der gemeinsamen Friedensmission von UNO und Afrikanischer Union (UNAMID), Kemal Saiki, sagte. Die Täter hätten sich in Richtung der Stadt Kass begeben, nördlich von Niala. Niala ist die Hauptstadt von Süd-Darfur. Ein anderer UN-Mitarbeiter sagte, es habe sich um sieben Entführer gehandelt, vier von ihnen seien mit Sturmgewehren bewaffnet gewesen. Die Entführung habe sich gegen 21. 45 Uhr Ortszeit (20.45 Uhr MESZ) ereignet. Zunächst hatte es geheißen, einer der beiden Entführten sei Niederländer.
58 Deutsche arbeiten derzeit im Sudan
Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Andreas Peschke, sagte in Berlin, die Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum und alle zuständigen Stellen seien eingeschaltet. Die Situation in Darfur sei alles andere als einfach, hob er hervor.
Insgesamt sind laut Peschke zur Zeit 58 Deutsche in einem amtlichen Auftrag im Sudan tätig, die meisten von ihnen für UN-Missionen. Derzeit unterstützen 31 deutsche Soldaten die Friedensmissionen der Vereinten Nationen im Sudan, UNMIS und UNAMID. Deutsche Polizisten sind ebenfalls im Land zur Beratung und Ausbildung örtlicher Sicherheitskräfte.
Seitdem der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) im März 2009 einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar el Baschir wegen Kriegsverbrechen in Darfur ausstellte, häufen sich die Entführungen von ausländischen Entwicklungshelfern. Seitdem wurden 17 Ausländer entführt, bislang aber keine Deutschen. Die meisten von ihnen wurden unverletzt wieder freigelassen. Eine US-Entwicklungshelferin, die im Mai entführt wurde, ist immer noch in der Gewalt ihrer Kidnapper. Mitte März war ein in Darfur verschleppter französischer Entwicklungshelfer freigekommen, der fünf Monate in Geiselhaft war.
THW will sich aus Süd-Dafur zurückziehen
Das THW, das dem Bundesinnenministerium angegliedert ist, ist seit 2004 in dem nordostafrikanischen Land tätig. Der Schwerpunkt der Arbeit des THW liegt nach eigenen Angaben auf dem Aufbau der Trinkwasserversorgung für Rückkehrer in den Südsudan. In Darfur führt das Hilfswerk Reparaturen aller Art für UN- und Hilfsorganisationen aus. Auch hatte das THW unter anderem bei der Errichtung von zwei Flüchtlingscamps im Tschad im Grenzgebiet zum Sudan mitgewirkt.
Das THW war nach Angaben humanitärer Helfer vor Ort dabei, seine Mission in Süd-Darfur zu schließen, als sich die Entführung ereignete. Im Norden will das Hilfswerk demnach jedoch weiterarbeiten. Einer der beiden Entführten sei erst seit einigen Wochen im Sudan, der andere seit einem Jahr. Viele Hilfsorganisationen in Darfur setzten wegen der angespannten Sicherheitslage ihre Programme aus.
In Darfur herrscht seit 2003 Bürgerkrieg. Dabei starben nach UN-Schätzungen bislang rund 300.000 Menschen, mehr als 2,7 Millionen wurden in die Flucht getrieben.