Essen. . 41 Prozent der Neugeborenen in Essen stammen aus Familien mit Migrationshintergrund. Auf der jüngst vom Standesamt veröffentlichten Liste der beliebtesten Vornamen tauchen deren Namen erst spät auf. Die Allianz Essener Türken regt jetzt an, für sie eine eigene Namensrangliste zu veröffentlichen.
Marie vor Sophie und Maria, bei den Jungen führte Alexander vor Luca und Leon – bei der Rangfolge der beliebtesten Vornamen in Essen im Jahr 2012, die das Standesamt Ende Januar veröffentlichte, fand sich auf den ersten Plätzen kein Mesut, kein Sami, keine Aylin. Und Ali ist weit abgeschlagen. Warum eigentlich?
Auf der gesamten öffentlichen Liste befand sich kein Name, der irgendwie geeignet wäre, zumindest auf den ersten Blick auf nichtdeutsche Wurzeln zu schließen. Dabei machten diese Kinder bei den 5071 Neugeborenen im Jahre 2012 bereits 41 Prozent aus.
Das sei doch sehr erstaunlich, findet jedenfalls die Allianz Essener Türken (AET) und will das Thema in der nächsten Sitzung des Integrationsrats am 20. Februar diskutieren. Die Liste sei zu ergänzen um die beliebtesten Vornamen der Neugeborenen nichtdeutscher Eltern und einer weiteren, die auf den muslimischen Ursprung hinweise. Bei mehr als 2000 Kindern müsse sich eine statistische Relevanz ergeben, formuliert AET-Sprecher Muhammet Balaban.
Zu viele Schreibweisen
Sein Vorname ist bereits das beste Beispiel dafür, warum sich in der Liste kein Mohammed, Mohamed oder Muhammet findet: „Es gibt von vielen Namen schlicht zu viele verschiedene Schreibweisen“, sagt Stadtsprecher Stefan Schulze. Würde die veröffentlichte Namensliste über den 30. Platz hinausgehen, würde Balaban bei Platz 32 fündig: Bei Ali ist die Schreibweise recht eindeutig, bei den Mädchen müsste die Liste bis Platz 64 reichen: Elif ist ein türkischer Vorname arabischer Herkunft, abgeleitet von Alif.
Bei der Eltern-Frage muss das Standesamt ohnehin passen: „Das können wir nicht liefern“, sagt Stefan Schulze. Wer welcher Herkunft sei, wo jeweils die familiäre Wurzeln liegen, sei kaum zu erforschen. Und wer weiß schon, ob sich hinter Charlotte (Platz 10) nicht eine Mutter französischen Ursprungs, hinter Tom (13) vielleicht ein Vater mit englischer Familiengeschichte verbirgt – „wer will das ausschließen, wer weiß denn schon, ob Eltern türkischer Herkunft ihre Tochter heute nicht auch Marie nennen“, fragt der Stadtsprecher. Ob in zweiter oder dritter Migranten-Generation bei der Namensfindung immer noch die alte Heimat der Eltern oder gar Großeltern eine Rolle spielt?
Vielleicht sollte man die veröffentlichte Vornamensliste im kommenden Jahr einfach bis Platz 64 verlängern.