Essen. . Ausgerechnet in der Kostendebatte steht die Vertragsverlängerung der beiden Chefs der Messe Essen, Frank Thorwirth und Egon Galinnis, an. Diese hatten erst kürzlich für Kopfschütteln in der Politik gesorgt.

Es gibt Debatten, die würde man nur allzu gerne führen, aber bitte später, nicht jetzt. Um eine solche handelt es sich offensichtlich bei den Kosten für den Messe-Ausbau: Was soll man da am morgigen Mittwoch diskutieren, wenn die Chefs der städtischen Ausstellungs-Gesellschaft doch erst im April belastbare Zahlen vorweisen können?

Also schickt sich die Politik an, das Messe-Thema samt und sonders von der Tagesordnung des Rates zu nehmen. Sähe irgendwie blöd aus, heißt es: eine nutzlose Selbstzerfleischung vor laufender Kamera, weil ja die Sitzung des Stadtparlaments zum ersten Mal ins Internet übertragen wird.

Keine Kameras gibt es dagegen heute bei Oberbürgermeister Reinhard Paß, der nach NRZ-Informationen mit den Fraktionschefs der im Rat vertretenen Parteien eine ganz andere Messe-Debatte führen will. Denn wie der Zufall es so will – just in diesen Tagen, da die beiden Messechefs Frank Thorwirth und Egon Galinnis unter argem Rechtfertigungszwang stehen, muss die Frage ihrer Vertragsverlängerung geklärt werden.

Politik fühlt sich erpresst

Ende Februar 2014 läuft Thorwirths Vertrag aus, fünf Monate später der von Galinnis. Und ein Jahr vorher muss über eine Verlängerung entschieden sein, sonst verlängern sich die Kontrakte automatisch um fünf Jahre. Es gibt nicht wenige in der Politik, die würden über beide gern die Daumen senken. Erst recht, seit sich das Geschäftsführer-Duo kürzlich sehr zum allgemeinen Kopfschütteln per Gutachten jeglichen Spar-Ärger vom Hals schaffen wollte. Indem man den Aufsehern aus der lokalen Politik mehr als nur durch die Blume signalisierte: Wenn ihr beim Wirtschaftsplan nicht wollt wie wir, haftet ihr womöglich dafür.

Erpressungen dieser Art sieht kein Politiker gern, und das muss an der Norbertstraße irgendwie auch angekommen sein. Thorwirth wie Galinnis bemühten sich gestern jedenfalls mit vereinten Kräften, den Eindruck zu zerstreuen, sie nähmen die Kostenbedenken der Politik nicht ernst: Man bitte nur um etwas Geduld, appellierte Frank Thorwirth: „Ende April werden wir sehen, was mit diesem Budget geht und was nicht.“ Man wolle sich nur leisten, was für einen modernen Messebetrieb nötig sei, eine funktionelle Arbeitsgrundlage, so Galinnis, „mit der wir uns mit Messestandorten wie Hamburg und Stuttgart messen können“.

"Stoppschilder" für jede Phase

Und die Kostenfindung der „neuen“ Messe Essen sei einfach ein Prozess, der auch variables Agieren erfordert, wie der für das Bauprojekt „eingekaufte“ Projektmanager Roland Weiss gestern betonte: Manches wünschenswerte Detail werde am Ende womöglich dem Kostendiktat geopfert. Weiss nannte dafür als Beispiele die Cabrio-Dächer der Hallen-Verbindungstrakte oder die Frage, wie groß das Kongresszentrum gebaut wird.

„Für jede Phase bis zum Baubeginn gibt es Stoppschilder“, sagt Thorwirth, bei denen man die Frage erörtert, ob das Vorhaben noch auf dem richtigen Weg ist. Ob es am Ende auch Stopp-Schilder für die Messe-Chefs gibt?

Eher unwahrscheinlich, heißt es achselzuckend: „Wir haben keine anderen.“