Essen. . In Essen-Leithe gehen Gerüchte um ein Bordell auf einem Bauernhof um. Eine Handhabe dagegen gäbe es nicht. Noch steht jedoch nichts fest, denn der Hof steht zum Verkauf und was der neue Eigentümer auf dem Gelände betreiben wird, ist bislang ungewiss.
Es war nur eine kleine Notiz in einem städtischen Protokoll. Doch die wuchs sich schnell zum großen Bammel aus – vor dem, was da kommen könnte: Gerüchte um ein Bordell, das angeblich auf dem Gelände eines Landwirtschaftsbetriebes an der Kemnastraße in Leithe entstehe, schossen im vergangenen Jahr ins Kraut, und eine Initiative sorgt sich bis heute um den Untergang gleich eines ganzen Stadtteils an der Nahtstelle zwischen Essen und Bochum.
Während hüben (Essen) allerdings niemand Anstoß zu nehmen scheint an den angeblich so geheimen Plänen, bemühen sich drüben (Bochum) Politiker bereits seit Monaten vergeblich, mehr Licht ins Zwielicht zu bringen. Jetzt schwappte die ganze Angelegenheit über die Grenze: Die Stadt Bochum startete auf Initiative ihrer lokalen Entscheider eine Anfrage an die Stadt Essen, was denn da im Busch sei auf dem Areal des Romberghofs, der zwar auf Essener Stadtgebiet liegt, aber nur auf einem Umweg über Bochum zu erreichen ist.
Bis heute habe er keine Antwort und stochere nach wie vor im Nebel, klagt ein Wattenscheider Ratsherr. Und um die vielen Vermutungen auf die Spitze zu treiben, will er da noch was besonders Beunruhigendes gehört haben: Angeblich soll das Etablissement, das noch gar keins ist, von Mitgliedern eines Motorradclubs betrieben werden. Und dabei soll es sich noch nicht einmal um jene bekannten Biker handeln, die in der Nachbarschaft seit Jahr und Tag ein Vereinsheim ihr Eigen nennen. Doch Näheres, „tut mir leid“, das wisse er auch nicht.
Anwesen wird verkauft
Hätten sie doch alle Heinz Romberg gefragt, dann wären sie schon eine ganze Ecke schlauer drüben in Bochum. Denn der Eigentümer des Romberghofs macht gegenüber der NRZ überhaupt kein Geheimnis aus seinem Ansinnen. Er will sein Fachwerk-Anwesen mit einer Grundfläche von zehn Mal 14 Metern nach eigenen Angaben schlicht und einfach verkaufen. Und damit möglichst viel Geld für ihn herausspringt, hat er einem potenziellen Investor schon so einigen lästigen Behörden-Kram abgenommen. Ein „fähiger Architekt“ habe gleich drei Anträge beim Bauordnungsamt der Stadt auf eine so genannte Nutzungsänderung für seinen Hof eingereicht. Und alle drei seien positiv beschieden worden, was auch die Behörde auf Nachfrage bestätigen kann: Ein künftiger Eigentümer habe nun die freie Wahl zwischen einem Gastronomie-, einem Beherbergungs- oder einem bordellähnlichen Betrieb an der Kemnastraße. Alle drei Varianten sind „planungsrechtlich zulässig“, heißt es bei der Stadt.
Dass sein Architekt ein besonders gewiefter Mann sein muss – schließlich habe der selbst lange in einem Bauordnungsamt gearbeitet –, daran hat Romberg keinen Zweifel. Wie denn sonst ließe sich bitteschön erklären, dass die Stadt Essen eine in der Vergangenheit von ihm beantragte Minigolfanlage genauso abgelehnt hat wie einen Hühnerstall, „einen Puff aber genehmigt“, fragt sich Romberg.
Keine Pläne für ein Bordell
Er selbst, so beteuert der Garten- und Landschaftsbauer, habe indes keinerlei Interesse daran, ein Bordell zu betreiben. Das wolle er allein den möglichen Käufern seines Hofes überlassen. Die müssen sich auch keinerlei Sorgen darum machen, dass das Haus im Landschaftsschutzgebiet steht. Denn der Beirat der Unteren Landschaftbehörde bei der zuständigen Stadt Essen hat sich ebenfalls mit der beantragten Nutzungsänderung beschäftigt und sie letztlich abgesegnet. Unzumutbare Eingriffe in die Natur seien wohl kaum zu erwarten von solch einem bordellähnlichen Betrieb welcher Fasson der auch immer sein möge, hieß die Einschätzung. Es folgte die kleine Notiz in der Niederschrift der Sitzung, die nun mit monatelanger Verspätung für Irritationen sorgt.
Nur für Heinz Romberg scheint die ganze Sache ganz klar zu sein: Für etwa 850.000 Euro, sagt er, würde er sich von seinem Besitz trennen, für dessen Wertsteigerung er so vorausschauend gesorgt hat.