Essen. . Die frohe Botschaft aus Düsseldorf will so recht nicht wärmen: Für zehn Tage hat Essen erstmals seit zehn Jahren einen genehmigten Haushalt, aber was heißt das schon. Fallen die Landesmittel weg, drohen weitere Sparrunden. Dabei bleiben, zum Beispiel, die Bäder schon jetzt zur Schulferienzeit geschlossen.

In die frohe Botschaft hinein hat die Regierungspräsidentin die unfrohe Kunde gepackt, dass auf Essen weitere Sparrunden zukommen, sollten die Landesmittel tatsächlich niedriger ausfallen, wie es Anfang des Monats angekündigt wurde. Dann müsste der Doppelhaushalt „wahrscheinlich überarbeitet werden“, schreibt Anne Lütkes.

Millionen-Wegfall wäre ein Desaster

Überarbeiten ist gut: Wenn mit einem Federstrich rund 25 Millionen Euro für 2013 und 2014 wegfallen, dann entspricht das mehr als der kompletten Summe aller Ratsbeschlüsse bei der Etatverabschiedung vor wenigen Tagen. Noch habe der Landtag ja nicht entschieden, will die Regierungspräsidentin beschwichtigen, und man kann nur hoffen, dass Düsseldorf zu seinem Wort steht. Alles andere wäre ein Desaster für diese Stadt, die schon heute unter dem Spardruck leidet.

Manchmal ist es jetzt schon nur noch zum Kopfschütteln: Rund 80.000 Schulkinder haben gestern ihren ersten Ferientag erlebt. Wer da die Idee hatte, morgens mal schnell ins Schwimmbad zu springen, oder in eine der Stadtteilbibliotheken, sah sich vor verschlossenen Türen. Das ist sicher kein Weltuntergang, aber es ist geradezu aberwitzig, dass die Einrichtungen, die vor allem auch Familien ansprechen, dann schließen, wenn Familie mal gemeinsam Zeit hat.

Eine „Stiftung Schwimmzentrum“ für die Ferienzeit

Und es zeigt, welch’ absurde Blüten die Sparerei treibt: Für zwei oder gar drei Tage das Schwimmzentrum in Rüttenscheid geöffnet zu halten, hätte nun auch nicht den Haushalt der Sport- und Bäderbetriebe vollends ruiniert. Es verwundert da fast schon, dass die Stadt noch nicht für eine Stiftung Schwimmzentrum geworben hat, ein Kreis von Unternehmern, der den Warmbadetag bezahlt: „Baden Sie heute warm, mit Ihrer Sparkasse Essen.“

Spaß beiseite, es ist natürlich so, dass diese Stadt zunehmend vom bürgerschaftlichen Engagement getragen wird, dass Unternehmer, vom großen Energiekonzern bis zum Handwerksmeister, nein, nicht immer selber zur Schüppe greifen, aber doch vieles ermöglichen. Der Grugapark beispielsweise darf sich künftig auf ihr Engagement freuen, und es ist gut zu sehen, dass unser Essener Park so viel Zuspruch erhält.

Es ist aber vor allem die Hilfe im Kleinen, das Anpacken und Mitmachen in der Schule, in der Gemeinde, im Verein, das dieser Stadt erst ihr soziales Gerüst gibt, das diese Stadt trägt und ihr ein unverwechselbares Gesicht verleiht. Wer sich in seinem Quartier mit offenen Augen bewegt, wird immer wieder auf wunderbare Beispiele stoßen. An vielen, vielen Stellen hilft das Engagement, die sozialen Verwerfungen, den Rückzug kommunaler oder anderer staatlicher Angebote oder Hilfen abzufedern.

Manchmal steht man einfach nur sprachlos davor: Wenn für die viel zu vielen Kinder im Altenessener „Spatzennest“ gut 250 Weihnachtspakete abgegeben werden, wenn dazu 14.000 Euro aufs Spendenkonto des Kinderschutzbundes fließen, um den Kleinsten unserer Stadt zu helfen, die, missbraucht, verwahrlost, vernachlässigt, hier mehr als nur eine Obhut finden, erstmals Liebe und Zuneigung erfahren, dann ist das einmal mehr eine gute Geschichte, eine, die zu Weihnachten passt. Das ist die wahre frohe Botschaft.