Essen. . Die Entwicklung der Spritpreise glich im vergangenen Jahr einer Achterbahnfahrt. Manchmal ging’s binnen weniger Stunden auf- und wieder abwärts. Deutschlands älteste Tankstelle konnte da kaum mithalten.
Bei der Anfahrt zum Treffen mit Tankwart Manfred Milz zeigt die digitale Preisanzeige der großen Tankstelle um die Ecke: 1.35,9 Euro für den Liter Diesel, 1.48,9 Euro für Benzin. An Milz’ Tankstelle, Deutschlands ältester, kann man von solchen Benzinpreisen nur träumen. Die kleine handbetriebene Plastiktafel am Einfahrtsweg zeigt: Diesel 1,52 Euro, Benzin 1,62 Euro. Aufgerundet, das „Komma Neun“ lässt man weg – im Konkurrenzkampf hilft das nicht.
„Wir können bei den Preisen der großen Tankstellen nicht mithalten“, sagt Tankwart Manfred Milz. Seit 1967 ist er im Betrieb, seit 1996 leitet er „die Firma“, wie er das Gelände mit den drei Zapfsäulen und dem angeschlossenen Getränkemarkt nennt. Allein vom Verkauf der Antriebsstoffe für die Kraftfahrzeuge kann er längst nicht mehr leben, geschweige denn die zwei Mitarbeiter beschäftigen. „Am Preis ist für uns Kleintankstellen nichts zu machen“, weiß Milz. Seit 30 Jahren wird er vom Marktgiganten Aral beliefert. Zusätzliche Tücke sei die Lage der Zapfsäulen in einem Hinterhof an der Gemarkenstraße. „Mit den großen Lkw kommen die gar nicht auf den Hof, die schicken extra für mich kleine Tankwagen“, da könne er froh sein, das rund 19.000 Liter fassende Kraftstofflager regelmäßig gefüllt zu bekommen.
Preisumstellung noch per Handarbeit
Also muss er die teuren Spritpreise für kleine Abnahmemengen an seine Kunden weitergeben. Im vergangenen Jahr sei das so schwierig wie lange nicht mehr gewesen, denn die Kluft werde zeitweise einfach zu groß.
„Ich bekomme ja kaum mit, wenn die Großtankstelle in der Umgebung die Preise mal wieder für ein paar Stunden senkt“, sagt Milz. So könne er selbst kaum reagieren – und 2012 pendelten die Preise wie nie. Für Milz heißt es dann: Die bedruckten Plastiktafeln nehmen und die Preise eigenhändig neu anschlagen. Anschließend müssen die Zapfsäulen aufgeschlossen und der Berechnungsmechanismus auch dort per Hand umgestellt werden. Tankwarte bei Aral, Total, Shell oder Esso drücken dafür einige Tasten im Computer und kurbelten den Kampf um günstiges Benzin so zuletzt immer weiter an. „Wenn ich mich darauf einließe, käme ich zu nichts mehr“, sagt Milz.
Service ist kaum noch etwas wert
Also muss er auf seine Stammkundschaft zählen. Diejenigen, die auch für 15 Cent mehr als woanders bei ihm tanken und „sich verwöhnen lassen möchten“. Die Mitarbeiter übernehmen die Befüllung, wer anschließend im Getränkemarkt einkauft, bekommt die Kästen und Flaschen bis in den Kofferraum getragen.
„Doch mit Service kommt man in unserem Geschäft nicht mehr weit, es geht beim Tanken fast nur über den Preis“, meint der Essener Tankwart. Auf dem Rückweg von Deutschlands ältester Tankstelle hat der große Konkurrent um die Ecke schon wieder den Knopf gedrückt: 1,38,9 Euro für Diesel, 1,53,9 Euro für Benzin. Bei Milz bleibt der Preis – doch die Kunden warten lieber. Der nächste Abschlag kommt bestimmt.