Essen. Geld ist nicht gleich Geld: Eine Essener Tankstelle hat sich geweigert, zehn einzelne Münzen als Zahlung anzunehmen, da sonst zusätzliche Gebühren bei der Bank anstünden. Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr kann diese Erklärung nicht nachvollziehen.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Tankrechnung mit zehn 2-Euro-Münzen zahlen und der Kassierer verweigert die Annahme. Das ist Sabrina Schumann passiert, die am vergangenen Samstagmorgen auf dem Heimweg an der Gladbecker Straße ihr Auto befüllt hatte.

Trotz ihrer Empörung blieb der Tankstellen-Mitarbeiter unbeirrbar. Er sei nicht verpflichtet, das Kleingeld anzunehmen, gab er laut Schumann als Begründung an. „So etwas ist mir in meinem Leben noch nie vorgekommen“. sagt die 25-jährige Marlerin, „ich dachte immer, Geld ist Geld.“ Nach ihrer bisherigen Erfahrung hätten sich die meisten Geschäftsinhaber gefreut, wenn sie deren Kasse mit Kleingeld aufgefrischt habe.

Unglaubliches Vorgehen

Doch nicht so an der Tankstelle: Dort blieb Sabrina Schumann auch nach längerer heftiger Diskussion nichts anderes übrig, als die Rechnung mit der EC-Karte zu zahlen: „Das mache ich sehr ungern, denn als Empfängerin von Sozialleistungen ist mein Konto am Ende des Monats immer ziemlich leergeräumt“

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„Unglaublich“, findet Marc Andre Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr, das Vorgehen der Freien Tankstelle. „Damit stößt man doch seine Kunden vor den Kopf.“ Im Einzelhandel sei ihm solch ein Fall noch nie untergekommen. „Wir nennen uns nicht umsonst Dienstleister.“

Zudem gibt es eine Annahmepflicht für Münzen. Das entsprechende Münzgesetz regelt, dass man im Handel maximal 50 Münzen annehmen muss. Tankstellenbetreiber Harun Aras beruft sich auf seine eigenen allgemeinen Geschäftsbedingungen: „Dort steht, dass wir maximal fünf Münzen von jeder Sorte annehmen.“ Alle Tankstellen in Altenessen würden das so praktizieren.

Bank verlangt Gebühren ab der zehnten Geldrolle

Ständig, so klagt Aras, würden seine Kunden mit Händen voller Kleingeld zahlen, „die tanken für fünf Euro und legen mir zwanzig Münzen hin“. Außerdem, so Aras, würde seine Bank ab der zehnten Geldrolle, die er einzahle, Gebühren verlangen. Tatsächlich bestätigt die Sparkasse diese Praxis. Aras dazu: „Haben Sie Verständnis. Ich muss doch auch rechnen und überleben.“

Dass er diese Kosten auf seine Kunden abwälzt, ist für Heistermann nicht nachvollziehbar. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man seine eigenen Bedingungen aufstellen kann, obwohl die rechtliche Regelung anders ist.“ Dies sei ihm suspekt . „Wenn ich das jemals in einem Geschäft erleben würde, wäre ich das letzte Mal in diesem Laden gewesen.“