Essen. . Es war eine stürmische Nacht für die Einsatzkräfte in Essen – und das lag nicht nur an Regen und Windböen, die pünktlich zur Böllerei um Mitternacht über das Stadtgebiet zogen. Feuerwehr und Polizei mussten deutlich häufiger ausrücken als im Vorjahr. Dabei wurden sie nicht immer freundlich empfangen.

Besonders Wehr und die Rettungskräfte in Essen hatten bei ihren Einsätzen mit teils erschreckenden Begleitumständen zu kämpfen: „Unsere Einsatzkräfte wurden gezielt mit Raketen beschossen, Rettungssanitäter mussten ihre Einsätze immer wieder verzögern, weil die Fahrzeuge und später sogar die Sanitäter selbst mit Böllern beworfen wurden“, berichtete ein Sprecher der Essener Feuerwehr. In düsterer Erinnerung bleibt die Silvester-Nacht vor allem einem Feuerwehrmann, der einen Zimmerbrand von der Drehleiter aus bekämpfte – und dabei gezielt mit einer Silvester-Rakete beschossen wurde.

Die Sicherheit der Rettungskräfte geht vor

„Die Rakete hat den Kollegen zum Glück nicht getroffen, ansonsten hätten man die Brandbekämpfung unterbrechen müssen, das Wohl des Menschen geht vor“, stellte ein Feuerwehr-Sprecher klar. Die Tat geschah aus der Menge der Schaulustigen heraus, weshalb der Verursacher untertauchen und bislang nicht ermittelt werden konnte. „Es ist einfach schade, dass den Kollegen das Leben beim Einsatz für die Bürger gerade an Silvester so schwer gemacht wird“, resümierte die Feuerwehr. Für das kommende Silvesterfest werde man bei der Berufsfeuerwehr deshalb über Lösungen für die seit Jahren zunehmenden Angriffe in der Silvesternacht nachdenken, so könne es jedenfalls nicht weitergehen.

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Darüber hinaus hielten zahlreiche Einsätze vor und nach Mitternacht die Feuerwehr und Rettungskräfte im gesamten Stadtgebiet in Atem. Mehr als doppelt so häufig wie im Vorjahr musste die Wehr zu kleinen und besonders verstärkt auch zu größeren Bränden ausrücken, 57 Einsätze zählte die Leitstelle bis zum Neujahrsmorgen. Im Vorjahr waren es gerade mal 27. „Das hat jedoch unserer Erfahrung nach keine spezielle Ursache, Silvester hat eigene Gesetze, das kann nächstes Jahr schon wieder weniger sein“, erklärte die Feuerwehr.

Größere Einsätze nach Mitternacht

Neben den 28 Container-Bränden (Vorjahr 21) und einem Matratzenbrand gegen 18.50 Uhr an der Helenenstraße in Altendorf, musste die Wehr vor allem nach Mitternacht zu größeren Einsätzen ausrücken. Um 0.15 Uhr vernichtete ein Feuer im Obergeschoss eines Mehrfamilienhaus an der Isenbergstraße in Rüttenscheid ein Zimmer. Die Kneipe im Erdgeschoss musste während der Löscharbeiten geräumt werden.

Wenige Minuten später, gegen 0.40 Uhr, wurden die Einsatzkräfte zur Friedrich-Ebert Straße in die Innenstadt gerufen. Dort brannte der Kühlschrank eines Friseursalons und verrauchte das Erdgeschoss. Nur mit Atemschutzgeräten konnte die Wehr den Brand löschen. Zur selben Zeit rückte ein Löschzug mit Drehleiter nach Holsterhausen aus. Dort stand das Schlafzimmer einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Flammen. Die Einsatzkräfte konnte ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude, Wohnungen und Zimmer verhindern. Die Wohnung ist jedoch unbewohnbar.

Brände blieben ohne Verletzte

In Essen-Dellwig mussten die Rettungskräfte gegen 1.20 Uhr den Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses löschen. Um 2.10 Uhr rückt der Wehr nach Freisenbruch aus, um einen schweren Brand in einer Tiefgarage zu löschen. Hier waren es keine Böller oder Raketen die den Einsatz erschwerten, sondern dichter schwarzer Rauch und starke Hitze. Nach einer Stunde hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht, jedoch wurden drei Autos vollkommen zerstört, weitere 40 leicht beschädigt. Verletzt wurde bei allen Bränden niemand.

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Die Rettungskräfte mussten bis zum Neujahrsmorgen insgesamt 204 Mal ausrücken, auch hier erhöhte sich die Zahl: Im Vorjahr waren es 178 Einsätze. 40 Mal musste ein zusätzlicher Notarzt alarmiert werden. Die meisten Einsätze waren Folge von zu viel Alkohol, Stürzen, Schlägereien und Verletzungen durch Feuerwerkskörpern. Um alle Notrufe bearbeiten zu können, setzten die Rettungsdienste insgesamt sechs zusätzliche Wagen ein, die Leitstelle wurde ebenfalls aufgestockt. Die alarmierte auch die Rettungskräfte für den folgenschwersten Unfall am frühen Neujahrsmorgen. Gegen 3 Uhr wurden auf der Hövelstraße in Altenessen sechs Menschen leicht verletzt. Vermutlich hatte eine 19-Jährige die Vorfahrt eines Taxifahrers missachtet.

Weniger Körperverletzungen

Ansonsten zählte die Essener Polizei bis zum Neujahrsmorgen zwar mehr Sachbeschädigungen als im Vorjahr, dafür wurden deutlich weniger Körperverletzungen registriert. Insgesamt mussten die Beamten zu 363 Einsätzen ausrücken, sechs mehr als im Vorjahr.