Essen. Körperverletzung und Sachbeschädigung, Ruhestörung und Einbrüche, Feuer und Verkehrsunfälle: Der Jahreswechsel hat Polizei und Feuerwehr im Land auf Trab gehalten. Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) zählte Tausende Einsätze. In Köln starb ein Mann an den Folgen eines Messerangriffs.
Während die einen feiern, haben die anderen besonders viel zu tun - die Silvesternacht hat Polizei und Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen eine arbeitsintensive Nacht beschert. Tausende Einsätze verzeichnete das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) zwischen 18 Uhr am Silvesterabend und 6 Uhr am Neujahrsmorgen. Insgesamt habe die Zahl der Einsätze laut LZPD "auf einem ähnlichen Niveau" wie im Vorjahr gelegen. Während die Polizei in Duisburg und im Kreis Wesel etwa mehr zu tun hatte als 2012 und auch die Polizei in Hagen von einer "unruhigen Nacht" sprach, zählte die Polizei in Düsseldorf etwas weniger Silvester-Einsätze und spricht von einer Nacht "ohne schwerwiegende Sachverhalte".
Über 900 Mal wurde die Polizei wegen Körperverletzungen und über 400 Mal wegen Sachbeschädigungen aktiv. Fast 800 Mal war Ruhestörung der Einsatzgrund. Daneben mussten sich die Polizisten um über 300 meist betrunkene hilflose Menschen kümmern. Mehr als 500 Mal standen die Beamten der Feuerwehr bei Bränden bei. 74 Fälle von häuslicher Gewalt wurden verzeichnet, 77 Hausfriedensbrüche sowie knapp 300 Fälle von Diebstahl und Raub.
Brandruine Irish Pub
Neunjähriger in Dortmund von Auto erfasst
Der wohl größte Brand in der Silvesternacht war in Oberhausen: Der Brand eines Irish Pub am Centro. Dort hatte kurz nach Mitternacht das reetgedeckte Dach durch einen Feuerwerkskörper Feuer gefangen. Die Feuerwehr rückte mit zwei Löschzügen an, war auch am Dienstagvormittag noch mit den Löscharbeiten beschäftigt. Weil der Großeinsatz so viele Kräfte band, wurden Kollegen aus dem freien Abend in den Dienst gerufen.
Ein Autounfall endete um kurz nach Mitternacht in Recklinghausen tödlich. Ein 19-Jähriger erfasste dort mit seinem Wagen eine 14-Jährige und eine 21-Jährige. Beide jungen Frauen mussten mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden; die 21-Jährige starb noch in der Nacht. Der Unfallfahrer flüchtete erst, stellte sich später aber der Polizei.
In Dortmund wurde kurz nach Mitternacht ein neun Jahre altes Kind bei einem Autounfall am Heiligen Weg schwer verletzt. Weil sich der Junge vor einem explodierenden Böller erschreckte hatte, war er vom Grünstreifen auf die Straße gesprungen. Ein 55-jähriger Taxifahrer konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und erfasste den Neunjährigen. Der Junge wurde über die Motorhaube geschleudert und schwer verletzt.
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27-Jähriger randaliert in Gelsenkirchen
Wenige Minuten nach Beginn des neuen Jahres endete die Silvesterparty für einen 27-Jährigen in Gelsenkirchen. Der junge, laut Polizei "erheblich angetrunkene" Mann habe auf einer privaten Fete im Stadtteil Bismarck randaliert, andere Partygäste geschlagen und Mobiliar zertrümmert. Um 0.03 Uhr holten Polizisten den Mann ab - der wollte aber nicht gehen. "Trotz mehrfacher Aufforderung" habe sich der 27-Jährige "beharrlich" geweigert, die Wohnung zu verlassen. Nur mit Reizgas und Handfesseln konnte die Polizei den Randalierer überwältigen. Er verbrachte die Nacht in der Ausnüchterungszelle. Drei Polizisten seien bei dem Einsatz leicht verletzt worden, hieß es.
Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter wurden in der Nacht in Hagen bei einem Einsatz mit Feuerwerkskörpern beschossen und mit Glasflaschen beworfen. Die Respektlosigkeiten der Feiernden gegenüber den Einsatzkräften sei "erschreckend" gewesen, beklagte anschließend der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Veit Lenke.
Ein Streit um die Lautstärke des Feuerwerks eskalierte in Schermbeck im Kreis Wesel. Ein 44-Jähriger stach deshalb mit einer Schere zu, verletzte einen 22-Jährigen aus Dortmund dabei leicht. Der Angreifer wurde vorläufig festgenommen.
Angreifer treten auf Mann in Kleve ein
Schlimmer endete eine Auseinandersetzung in Köln: Dort wurde ein Mann bei einem Streit mit Jugendlichen niedergestochen. Der 39-Jährige erlitt lebensgefährliche Verletzungen, an deren Folgen er am Dienstag starb. Zwei Jugendliche, erst 16 und 17 Jahre alt, hätten sich noch während der Tatortaufnahme bei der Polizei gestellt, hieß es weiter. Sie wurden festgenommen, die Ermittlungen dauern an.
Die Polizei in Kleve berichtet von einem brutalen Überfall auf einen 44-Jährigen. Der Mann sei gegen 2 Uhr von mehreren Tätern angegriffen worden. Die Angreifer hätten ihr Opfer ins Gesicht und gegen den Oberkörper getreten, auch nicht aufgehört, als dieses bereits am Boden lag. Mit dem Portmonee des Mannes flüchteten die Täter. Die Polizei nahm wenig später jedoch sechs Verdächtige fest. Der 44-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht.
Mehr schwere Verletzungen in Berlin durch Silvester-Böller
In der Silvesternacht haben sich in Berlin viel mehr Menschen beim Böllern schwer verletzt als in den Vorjahren. Das Unfallkrankenhaus meldete 20 Patienten, denen Silvesterknaller einzelne Finger abgerissen oder sie anders verstümmelt hätten. Außerdem hätten die Ärzte 18 Verbrennungen und zahlreiche Patienten mit ausgeschlagenen Zähnen behandelt, sagte Sprecherin Angela Kijewski am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatten Böller höchstens 15 Menschen in Berlin verletzt. Alle diesmal verletzten seien bis auf einen Fall Männer zwischen 20 und 30 Jahren gewesen, ergänzte die Kliniksprecherin. Zwei Kinder seien von Querschlägern verletzt worden. Auch eine Messerstecherei habe es gegeben.
Beim Grillen in einer Wohnung haben elf Menschen in Rüsselsheim am Neujahrsmorgen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten. Sie wurden gerettet. Einige der Opfer - unter ihnen fünf Kinder - seien bewusstlos gewesen, teilte die Polizei mit. Nach Angaben eines Sprechers waren am Vormittag alle wieder bei Bewusstsein. Sie wurden ärztlich behandelt. In der Wohnung waren gleich zwei Holzkohlegrills benutzt worden.
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Weil er sich mit seiner Jacke in einer Autotüre verfangen hatte, kam ein junger Mann in Pöcking am Starnberger See ums Leben gekommen. Der 32-Jährige war zusammen mit einer Gruppe unterwegs und hatte ein Taxi angehalten, wie die Polizei mitteilte. Während ein Mitglied der Gruppe die Seitenschiebetüre öffnete, erklärte der Taxifahrer, dass er bereits gebucht sei und irrtümlich angehalten habe. Als die Schiebetüre wieder geschlossen wurde, verfing sich der 32-Jährige darin mit seinem Anorak. Der Taxifahrer fuhr an, wodurch der Mann laut Polizei so unglücklich stürzte, dass er noch am Unfallort seinen Verletzungen erlag.
Mit einem Drama endete auch die Silvesterfeier im niederländischen Dorf Raard: 17 Menschen wurden verletzt, als ein Auto in eine Menschengruppe an einem Neujahrsfeuer raste. Drei Zuschauer erlitten schwere Verletzungen, teilte die Polizei am Neujahrstag mit. Die Ursache des Unglücks sei noch unklar. Die 42 Jahre alte Autofahrerin hatte nach Angaben der Polizei keinen Alkohol getrunken. Gegen ein Uhr nachts standen rund 40 Menschen um das Feuer in dem friesischen Dorf, als das Auto mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Stundenkilometern in die Menge raste. Die Verletzten, unter ihnen ein Kind, wurden mit Rettungshubschraubern und Krankenwagen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.
Zwei Deutsche in Österreich ums Leben gekommen
Zwei Deutsche starben in der Silvesternacht auf Österreichs Straßen: Ein 52-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen prallte kurz nach dem Jahreswechsel mit seinem Auto im Kienbergwand-Tunnel bei St. Gilgen frontal gegen die Tunnelwand. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen, wie die Salzburger Polizei am Dienstag mitteilte. Die Unfallursache war noch nicht geklärt.
In der Nacht zum Dienstag übersah zudem ein Taxifahrer in Saalbach (Bundesland Salzburg) einen dunkel gekleideten 16-Jährigen aus Rheinland-Pfalz. Als der Koblenzer eine Straße im Ortsgebiet überquerte, kollidierte er mit dem ungebremsten Auto und wurde auf die Fahrbahn geschleudert. Der Urlauber erlag seinen schweren Verletzungen wenig später im Krankenhaus in Zell am See.
In der Silvesternacht sind in Frankreich 1193 Autos angezündet worden. Dies sei ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, sagte Innenminister Manuel Valls am Dienstag in Paris. 339 Menschen seien festgenommen worden. Direkte Zusammenstöße von Randalierern und Polizei gab es nach den Angaben nur in Straßburg und Mulhouse. In Teilen des Landes waren strenge Sicherheitsbestimmungen erlassen worden. Gegen die traditionellen Ausschreitungen in der Silvesternacht mit Hunderten brennenden Autos in Städten wie Paris, Marseille oder Straßburg hatte das Innenministerium in diesem Jahr 53 000 Polizisten eingesetzt. (shu/mit dpa und dapd)