Essen. . Wenige Tage vor dem Jahresende hat die Gema sich nun mit der Bundesvereinigung für Musikveranstalter auf eine Übergangsregelung für das kommende Jahr geeinigt. So werden ab dem 1. Januar die alten Tarife lediglich um fünf Prozent, für Diskotheken ab dem 1. April noch mal zusätzlich um zehn Prozent erhöht. Richtig zufrieden ist man in Essen damit nicht.
So richtig durchblicken fällt schwer: Einzelveranstaltungen, regelmäßige Veranstaltungen ohne Tanz, mit Tanz, ohne Live-Musik, oder doch mit Live-Musik, die Tarifstruktur der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ist kompliziert. Elf unterschiedliche Tarifgruppe werden angeboten, für jeden Fall der musikalischen Wiedergabe ist was dabei. Doch ab 2013 sollte dieser Tarif-Dickicht auf zwei Varianten begrenzt werden – vor allem auf Kosten der Diskotheken. Mehrere Hundert Prozent mehr hätten sie für die Tonträgerwiedergabe zahlen müssen. Betreiber und Gäste liefen Sturm – auch in Essen.
Wenige Tage vor dem Jahresende hat die Gema sich nun mit der Bundesvereinigung für Musikveranstalter auf eine Übergangsregelung für das kommende Jahr geeinigt. So werden am dem 1. Januar die alten Tarife lediglich um fünf Prozent, für Diskotheken ab dem 1. April noch mal zusätzlich um zehn Prozent erhöht. Dann fällt jedoch auch die bislang erhobenen zusätzliche Gebühre für die Nutzung von Laptops/Computer weg.
Basieren tun die Tarife auf der Größe des Clubs und der erhobennen Eintrittsgelder. Eine Diskothek mit 200 Quadratmetern und einer abendlichen Eintrittsgebühr von fünf Euro, zahlt so zurzeit monatlich rund 600 Euro. Diese Summe erhöht sich nun 2013. „Selbst diese Erhöhung ist für die Diskotheken nur schwer zu stemmen“, weiß Philip Harbodt vom „Naked Club“.
Eintritt soll stabil bleiben
Unterstützung erhält er von Marco Bimmermann, Geschäftsführer des „Frida“ in Rüttenscheid: „Wir sind jetzt schon jeden Abend sehr gut besucht, viel Spielraum für mehr Einnahmen gibt es nicht, mehr zahlen sollen wir trotzdem.“ Den Eintritt könne man nicht erhöhen, das machen die Gäste genauso wenig mit wie höhere Getränkepreise, berichtet Michael Selders, Geschäftsführer des „Essence“. Für seinen knapp 1000 Quadratmeter Club zahlte er 2012 über 50.000 Euro an die Gema, diese Summe wird auch ohne die nun ausgesetzte Tarifumstellung ansteigen. „Uns bleibt da nichts anderes übrig, als Einsparungen zu prüfen“, sagt Selders, der rund 70 Mitarbeiter jeden Samstagabend im „Essence“ beschäftigt. Wo jedoch gespart werden kann, ohne das der Anspruch an Qualität und Service verloren geht, wisse er noch nicht.
Hoffnung hegen die Clubbetreiber auf das Schiedsgericht des Patent- und Markenamtes, dass zwischen der Bundesvereinigung der Musikveranstalter und der Gema eine Einigung im Tarifstreit erreichen soll. Im kommenden Frühjahr wird mit einem Vorschlag gerechnet. Auf dessen Grundlage sollen die Tarife dann neu geregelt werden. Bis dahin seien weitere Protestaktionen ausgesetzt, kündigten die Initiatoren der Demonstrationen vom vergangenen Sommer an.
800 Euro Strafe für fünf Tanzende
Auch wenn das Szenario der schließenden Clubs und Bars, wie es viele nach der Veröffentlichung der geplanten Gema-Tarife im Sommer 2012 befürchteten, vorerst ausbleiben wird: die Stimmung unter den Clubbetreibern ist ob des bisherigen Vorgehens der Verwertungsgesellschaft angespannt. „Unsere Strandparty war als Musikveranstaltung ohne Tanz angemeldet, von 800 Gästen tanzten dann bei der Kontrolle fünf – und ich musste 800 Euro Strafe zahlen“, berichtet der Geschäftsführer des Seaside-Beach Holger Walterscheid.
Im „Essence“ habe die Gema versucht, für extra engagierte Stelzenläufer zusätzliche Gebühren zu berechnen, berichtet Michael Selders. Die Vertreterin der städtischen Gastronomen, die Essener Dehoga-Vorsitzende Christiane Behnke, sieht in den steigenden Gebühren einen „Auswuchs der Monopolstellung“. Die Gema versuche, den durch Internet-Downloads entstandenen Schaden nun durch die Clubbetreiber und auch die Gastwirte zu refinanzieren. Schließlich spielen nicht nur Clubs Musik live oder vom Band ab, sondern auch die Kneipen und Bars. „Ein ‘Tanz in den Mai’ ist für viele Gastronomen gar nicht mehr rentabel, dafür sind die Gebühren schon jetzt viel zu horrend“, weiß Behnke.
Wo sich jedoch alle Beteiligten einig sind, ist, dass die Musiker entlohnt werden müssen – auch durch eine Gesellschaft wie der Gema. Aber: „Doch es muss im angemessenen Rahmen bleiben“, fordert Christiane Behnke.