Essen. Veranstalter in den Essener Stadtteilen müssen ab 2013 zum Teil tausende Euro mehr Gema-Gebühren zahlen, wie das Beispiel Wottelfest in Heisingen zeigt. Nach Schätzungen der Essen Marketing Gesellschaft müssen Veranstalter mit 20 bis 60 Prozent höheren Gebühren rechnen. Manchem Fest droht möglicherweise sogar das Aus.
Das nächste Heisinger Wottelfest soll am 24. und 25. August 2013 stattfinden. Normalerweise hätte Harald Meyer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, die Verträge mit Musikern, die auf dem Stadtteilfest auftreten sollen, längst geschlossen. Aber dieses Jahr ist alles anders. Denn Meyer weiß nicht, ob das nächste Fest so wie in den Jahren zuvor stattfinden kann - mit Bühne, Musik etc. Grund ist die Tarifreform der Gema - Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie soll ab April 2013 gelten.
Für das Wottelfest bedeutet das, dass die Veranstalter - die Bürgerschaft Heisingen und die Werbegemeinschaft „Wir für Heisingen“ - statt 1200 dann 3500 Euro an die Gema bezahlen müssten. „Das ist nicht mehr zu stemmen“, macht Meyer klar. „Die Kosten laufen uns davon.“ Schon dieses Jahr musste die Werbegemeinschaft 2500 Euro mehr für die verschärften Sicherheitsauflagen zahlen.
20 bis 60 Prozent mehr für Gema
Die Sorgen der Wottelfest-Veranstalter stehen exemplarisch für alle Essener (Stadtteil)-Feste, wo öffentlich Musik aufgeführt wird. Angelika Kleine-Möllhoff, Vorsitzende des Stadtverbandes der Bürger- und Verkehrsvereine Essen, bestätigt: „Die explodierenden Gema-Gebühren bedrücken alle, zumal die Veranstalter die höheren Kosten gar nicht auffangen können.“
Nach Schätzungen der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) müssen Veranstalter mit 20 bis 60 Prozent höheren Gema-Gebühren rechnen. Das kann im Einzelfall offenbar noch mehr sein, wie das Beispiel Wottelfest zeigt. EMG-Prokurist Dieter Groppe befürchtet, dass einige Veranstaltungen in den Stadtteilen dann gar nicht mehr stattfinden könnten. „Eine schwierige Situation, denn es ginge eine wichtige Identität für die Essener kaputt“, warnt er. Auch die EMG ist von den höheren Gema-Gebühren betroffen. Beispielsweise rechnet Groppe allein für Essen.Original mit 30 Prozent mehr. „Die müssen wir woanders sparen, oder mehr Sponsoren-Gelder eintreiben“, sagt er.
Verhandlungen mit kommunalen Spitzenverbänden
Ein Gema-Sprecher bestätigte, dass es für Stadtteilfeste teurer werden könnte. Allerdings verwies er auf laufende Verhandlungen mit den kommunalen Spitzenverbänden. Als Ergebnis könnte stehen, dass die Gema Rabatte einräumt. Gleichzeitig betonte er, dass 60 Prozent aller Gema pflichtigen Veranstaltungen nach der Reform billiger würden bzw. gleich blieben. In der Regel würden Veranstaltungen mit weniger als 800 Quadratmetern Fläche und unter 8 Euro Eintritt günstiger.
Wottelfest-Veranstalter Meyer ist noch ratlos, wie er das Gema-Geld aufbringen soll. „Möglicherweise müssen wir von zwei auf einen Festtag gehen.“