Essen. Seit zwölf Jahren hat die Strafjustiz ihn im Blick. In U-Haft saß er. Aber letztlich blieb nie etwas hängen an Volker L. (49), der Rotlicht-Größe aus dem Dunstkreis des „Blinden“. Auch die Strafe von einem Jahr und neun Monaten Haft mit Bewährung, zu der das Landgericht Essen den Langenberger verurteilte, passt nicht zum Ermittlungsaufwand.

Vorläufiger Abschluss einer langjährigen Ermittlungsreihe. „Der Blinde“ war als Rotlicht-König mit über zehn Saunaclubs im Ruhrgebiet Anfang des Jahrtausends ins Visier der Fahnder geraten. Dabei kamen sie Volker L. auf die Spur, der die Immobilien des „Blinden“ verwaltete. Im „Rotlicht-Krieg“ ge­gen den „Blinden“ begehrten die un­tergeordneten Kräfte gegen den Chef auf, auch Volker L. ging auf Distanz. Zahlreiche Immobilien des „Blinden“ soll L. sich unter den Nagel gerissen haben, hieß es im Milieu.

Der Strafjustiz ging es vor allem um Geldwäsche. Bekannt ist, dass L. Saunaclubs wie das Essener Penelope gehören, aber auch Gastronomieobjekte, etwa in Langenberg. Er unterhielt Kontakte zu „feineren Kreisen“ – wenn man Bankvorstände so nennen darf. Intensiv ermittelte die Kripo Gelsenkirchen, die den „Blinden“ und dessen Gegner erfolgreich vor Gericht gebracht hatte. Nur an Volker L. mühten die Beamten sich vergeblich ab. Zig Vernehmungen füllen die Akten, Papier produzierten sie. „Mit den Akten könnten wir den Saal hier füllen“, klagt im Prozess Richterin Gabriele Jürgensen, Vorsitzende der XVII. Kammer.

Polizei findet zwei Pistolen in Langenberger Anwesen

Ihr Gericht wird trotzdem schnell fertig. Denn die umfangreiche Anklage ist nur in drei Punkten aus den Jahren 2002 bis 2006 eröffnet worden. Zweimal soll er spanische Immobilien aus dem Besitz der Freundin des „Blinden“ ohne ihr Wissen verkauft haben. Und zwei Pistolen fand die Polizei in seinem Langenberger Anwesen.

Alle drei Punkte gibt er zu, es scheint ein schon länger abgesprochenes Urteil zu sein. Dafür sind Details aus dem Schattenreich des Milieus zu hören, die sonst selten ans Licht kommen. Denn direkt zum Rotlicht-Milieu will Volker L. gar nicht gehören, wie er erst kürzlich gegenüber der WAZ betonte. Er vermiete nur Immobilien an Leute aus dem Milieu. Mehr nicht.

Sieben Millionen Euro Schulden

Als Trockenbauer hat er angefangen, geriet dann an den „Blinden“. Anfangs sammelte er die Mieten aus dessen Etablissements ein: „Ich hatte immer 150- bis 200.000 Mark dabei, deshalb habe ich die Pistolen angeschafft.“ Auf Luxusuhren verzichtet er zugunsten der Justiz und gibt Auskunft über sein Vermögen, das zurzeit etwas undurchsichtig ist. Sieben Millionen Euro Schulden hat er bei den Banken, erzählt er. Er glaube aber, dass der Wert der Immobilien höher liege. Für den Großteil der Objekte ist allerdings die Zwangsversteigerung beantragt.