Essen. . Bei einer Zwangsversteigerung sollte das Gebäude des Essener Saunaclubs „Penelope“ den Eigentümer wechseln. Die Gebote schossen über die Millionen-Marke. Zum Bieterkreis gehörte auch Besitzer Volker L. – im Essener Milieu kein unbeschriebenes Blatt.

Freitag. 8.30 Uhr, Amtsgericht an der Zweigertstraße. Eine Zwangsversteigerung steht an. An diesem Morgen soll aber nicht irgendein x-beliebiges Objekt unter den Hammer kommen, sondern das Altenessener Haus Hundebrinkstraße 8. Eben da befindet sich das „Penelope“, laut Homepage „exclusiver FKK- und Saunaclub“. Ein Puff halt.

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Von DerWesten

Der Bochumer Sachverständige, der das Gutachten erstellt hat, das Kaufinteressenten vorab einsehen konnten, formuliert etwas zurückhaltender. Ein „Einfamilienhaus, welches bordellähnlich genutzt wird“ sei Gegenstand der Versteigerung. Das Mindestgebot liegt bei 500 000 Euro. Und die meisten Zaungäste im Saal A11 sehen nicht aus, als ob sie mal eben eine halbe Million locker machen könnten.

Mehr Jogginghosen als Nadelstreifen

Das Milieu hat sich versammelt. Die Nacht war lang, der Schlaf wohl kurz. Man sieht mehr Turnschuhe und Jogginghosen als Nadelstreifen. Halb neun ist halt auch sehr früh, wenn man bedenkt, dass Clubs wie das „Penelope“ in der Woche bis drei Uhr morgens oder länger geöffnet sind.

Um 8.55 Uhr wird die Bietzeit eröffnet. Schnell wird das erste Gebot abgegeben. „500 000“, ruft Volker L. in den Saal. Der Mann ist kein unbeschriebenes Blatt. Er kam in den späten 1990er Jahren als Mittelsmann und enger Vertrauter der einstigen Rotlicht-Größe Hans-Günter de Beyer, Szene-Namen: „Hans im Glück“ oder „der Blinde“, zu einiger Bekanntheit.

Nun ist Volker L. geschäftsführender Gesellschafter der „Prodomo Real Estate Unternehmensgruppe“ mit Sitz in Kray. Schwerpunkt der „Prodomo“-Tätigkeit ist die Vermietung von Immobilien. Zuvor war er aktiv bei der „L. und K. GbR“, Eigner der Hundebrinkstraße 8 und somit Vermieter der Penelope-Saunaclub-Räumlichkeiten.

Das fünfte Gebot knackt die Millionen-Marke

Zur Zwangsversteigerung sei es nun gekommen, sagt L., weil er sich mit seiner früheren Partnerin Anke K., nicht über den Wert des Geländes einig geworden sei. „Daher wollten wir es über eine Versteigerung dem freien Markt zuführen.“

Mag L. eingangs noch auf ein Schnäppchen ge­hofft haben, ändert sich dies, als ein Bochumer Geschäftsmann ins Bieter-Duell einsteigt. Er vertrete eine „Immobilien-GmbH in Gründung“, sagt er. Und steigert eifrig mit. Schon das fünfte Gebot knackt die Millionen-Marke.

Nach dem zehnten Gebot, 1,42 Millionen Euro, gibt es eine Auszeit. Zehn Minuten Verschnaufpause. Dann geht der Bieterkrimi weiter. Am Ende bietet der Vertreter der Bochumer Immobiliengesellschaft über 1,5 Millionen Euro. Im Gutachten ist ein Verkehrswert von 400 000 Euro ausgewiesen.

Zweifel an Zahlungswillen des Bieters angemeldet

Angesichts der Summen, mit denen hier hantiert wird, melden Volker L.’s Vertreter Zweifel an Zahlungswillen und Bonität des Bieters an. Sie werfen das Handtuch und beantragen eine Einstellung des Verfahrens. Zweimal ist dies möglich.

„Der Bieter aus Bochum wollte offenbar den Preis in die Höhe treiben“, mutmaßt Volker L. nach der Nicht-Versteigerung. Er ist der Ansicht, dass seine ehemalige Partnerin den Bochumer als Mittelsmann eingesetzt habe.

Im Milieu kann man halt niemandem trauen.