Essen.

Wenn die Deutsche Fußballliga (DFL) heute in Frankfurt ihr Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ diskutiert und zur Abstimmung stellt, wird dies auch von Essen aus mit Argusaugen verfolgt. Als Regionalligist zählt RWE zwar nicht zum erlauchten Kreis der 36 Clubs des Ligaverbandes. Es sei aber naiv zu glauben, es hätte keinen Einfluss auf niederklassige Vereine, sollte die DFL schärfere Sicherheitsbestimmungen verabschieden, sagt Michael Welling, Vorstand des Traditionsvereins von der Hafenstraße.

Dort machten Fans am Samstag vor dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen anschaulich, was auf Besucher zukommen könnte. Vor der Haupttribüne hatten sie ein Zelt aufgestellt. In einem Zelt müssen Fans unter Umständen Ganzkörperkontrollen über sich ergehen lassen, warnt Karsten Plewnia von der Fan-Initiative „Wir fühlen uns sicher“. Die DFL habe ihr Konzeptpapier zwar inzwischen entschärft, in dem nur noch von „Lage abhängigen Untersuchungen“ die Rede sei, so Welling. „Aber was heißt das“, fragt der RWE-Vorstand. Alles und nichts. „Lage abhängig“, diese Formulierung jedenfalls lässt reichlich Spielraum für Interpretationen. Die Vereinigung Fananwälte nennt Ganzkörperkontrollen übrigens rechtswidrig.

Unterschriften gegen das Papier der DFL

Zum Spiel am Samstag blieben Stadionbesuchern solche Kontrollen im Partyzelt erspart; dort lagen Unterschriftenlisten gegen das Sicherheitspapier der DFL aus. Mehre hundert Besucher trugen sich ein, berichtet Karsten Plewnia. Die große Mehrheit fühle sich sicher im Stadion, ist er nach Gesprächen mit Besuchern überzeugt. „Die schlimmen Zeiten, die wir in den 90er Jahren erlebt haben sind doch vorbei.“

Fans fühlen sich nun zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt. Auch Welling wirbt für eine differenzierte Herangehensweise. „Wir haben in Essen viel erreicht, angefangen beim Awo-Fan-Projekt. Auch die Sicherheitssituation im Stadion wurde verbessert. Dass die Gästefans über den Zugang am Sulterkamp ins Stadion geführt werden, geht auf Initiative der Polizei zurück.“

Die Diskussion über das Sicherheitskonzept fällt zusammen mit der Modifizierung der städtischen Stadionsatzung, die heute dem Rat zur Abstimmung vorliegt. Diese orientiert sich an der Mustersatzung des DFB und sieht unter anderem ein verschärftes Vermummungsverbot vor. In letzter Konsequenz könnte das bedeuten, „dass selbst Fanschals nicht mehr erlaubt sind“, so Welling. Die Stadt schieße über das Ziel hinaus. „Wenn ich mich vermummen will, kann ich mir auch eine Unterhose über den Kopf ziehen.“