Frankfurt/Main. Am 12. Dezember stimmen die 36 Profi-Klubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga über insgesamt 16 Anträge ab. Bei allen Anträgen, welche die Lizenzierungsordnung (LO) betreffen, wird eine Zweidrittel-Mehrheit benötigt. Klicken Sie sich durch die wichtigsten Anträge und eine Chronik der Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball.

Über insgesamt 16 Anträge stimmen die 36 Profi-Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) am 12. Dezember ab. Während eine Vielzahl der Punkte bereits im Vorfeld auf große Zustimmung gestoßen ist, sorgte vor allem die geforderte Verbesserung der Einlasskontrollen für zum Teil hitzige Diskussionen. Bei allen Anträgen, welche die Lizenzierungsordnung (LO) betreffen, wird eine Zweidrittel-Mehrheit benötigt. Soll der Liga-Vorstand einen entsprechenden Antrag beim Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vorbringen, reicht eine einfache Mehrheit. Die nächste turnusmäßige Sitzung des DFB-Präsidiums findet am 25. Januar 2013 statt.

Die wichtigsten Anträge:

Antrag 2 (LO):

Die Vereine sollen sich künftig nach besten Kräften bemühen, mit Vertretern ihrer organisierten Fanszene "einen offenen, regelmäßigen und verbindlichen Dialog zu etablieren".

Antrag 3 (LO):

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In jedem Stadion muss ein Kontrollraum für die Sicherheits- und Ordnungskräfte vorhanden sein. Er muss mit einer Videoanlage zur Überwachung der Zuschauerbereiche ausgestattet sein. "Die Befehlsstelle der Polizei ist mit einer Vorrangschaltung für Videoüberwachung auszustatten." Gemäß Antrag 4 soll der Vorstand des Ligaverbandes die entsprechenden Richtlinien beim DFB-Präsidium beantragen.

Antrag 8 (DFB):

"Zur Sicherstellung eines störungsfreien Spielablaufs, zur Verminderung von Gefahren für die Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter" sollen die bestehenden Kontrolleinrichtungen verbessert werden. Diese müssen so beschaffen sein, dass Kontrollen "sicher, zügig und angemessen" durchgeführt werden können. Die DFL stellt dabei klar, dass sogenannte Vollkontrollen keinesfalls in die Statuten aufgenommen werden sollen. Der Umfang der Kontrollen soll "lageabhängig" entschieden werden.

Antrag 9 (DFB):

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Sowohl die vom Heimverein beauftragten Ordnungsdienstkräfte als auch das vereinseigene Ordnungsdienstpersonal müssen das Schulungskonzept des DFB durchlaufen, um über ihre 'Rechte, Pflichten sowie Aufgaben, Abläufe und die wesentlichen Problemfelder' unterrichtet zu sein.

Antrag 11 (DFB):

Bei "Spielen mit erhöhtem Risiko" sollen unter anderem folgende Maßnahmen "zu erwägen" sein: Begrenzung des Verkaufs von Eintrittskarten (Steh- und Sitzplatzbereich), strikte Trennung der Anhänger und Durchführung von verstärkten Personenkontrollen. Die DFB-Zentralverwaltung ist berechtigt, "aufgrund eigener Erkenntnisse ein Spiel als 'Spiel mit erhöhtem Risiko' einzustufen". Außerdem wird die Möglichkeit einer Sicherheitsaufsicht bei "Spielen unter Beobachtung" eingeführt.

Antrag 14:

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Die Richtlinien zur Spielordnung (SpOL) zum Ticketkontingent sollen ergänzt werden. So stehen dem Gastverein weiterhin zehn Prozent der jeweiligen Stadionkapazität zur Verfügung - "vorbehaltlich einer anderslautenden rechtskräftigen Entscheidung eines DFB-Rechtsorgans oder einer anderslautenden Festlegung des Heimvereins bei Spielen mit erhöhtem Risiko". (sid)

Chronik der Sicherheits-Diskussion 

11. Mai 2011:

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger stellt einen 10-Punkte-Plan für mehr Sicherheit in den Fußball-Stadien vor.

12. November 2011:

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich fordert vor dem Sicherheitsgipfel in Berlin mehr Anstrengungen der Fußball-Klubs im Kampf gegen die Gewalt in den Stadien. Die Vereine müssen sich indes nicht an den Kosten der Polizeieinsätze in den Stadien beteiligen.

28. November 2011:

Die Kommission Prävention und Sicherheit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) benennt die 17 Teilnehmer der neugegründeten Task Force Sicherheit.

16. Mai 2012:

Dagmar Freitag, Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, fordert nach den Ausschreitungen während des Relegationsrückspiels zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Konsequenzen. Eine Abschaffung von Stehplätzen in den Stadien schließt die SPD-Politikerin nicht aus.

17. Juli 2012:

Der deutsche Fußball reagiert mit längeren Stadionverboten und höheren Zuwendungen für Fan-Projekte auf die zunehmende Gewalt in Fußball-Stadien. Zudem beschließt die Sicherheitskonferenz in Berlin einen Verhaltenskodex und erteilt der Pyrotechnik in den Stadien eine klare Absage.

18. Juli 2012:

Fanprojekte kritisieren die Beschlüsse der Sicherheitskonferenz, da kein Fanvertreter in Berlin eingeladen war. Unterstützung bekommen sie aus der Politik, unter anderem von Dagmar Freitag.

23. Juli 2012:

Beim Spitzengespräch zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren (IMK) erhöhen die Politiker den Druck auf die Sportfunktionäre. Der beschlossene Verhaltenskodex sei nicht genug.

31. August 2012:

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger präsentiert das bundesweite "Nationale Konzept für Sport und Sicherheit".

24. September 2012:

Im Kampf gegen die Gewalt im deutschen Fußball verschickt die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein zehn Punkte umfassendes Strategiepapier als Beratungsvorlage für die Vollversammlung an die 36 Profi-Klubs.

15. Oktober 2012:

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will im Zuge der Diskussionen um die Sicherheit im deutschen Fußball sein Strafmaß erweitern, um Vereine zu mehr Präventivarbeit zu bewegen.

21. Oktober 2012:

Nach Union Berlin und dem FC St. Pauli lehnt auch Fußball-Zweitligist Hertha BSC das neue Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) ab und fordert eine umfassende Einbeziehung der Fans.

22. Oktober 2012:

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert in der Sicherheitsdebatte nach den Krawallen beim Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 die schnellstmögliche Installierung von "Fußball-Staatsanwälten".

22. Oktober 2012:

Fortuna Düsseldorf lehnt als erster Verein der Fußball-Bundesliga das neue Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) ab.

23. Oktober 2012:

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erhält für den Entwurf ihres Sicherheitskonzepts nicht nur Gegenwind von den Klubs. Für die in der 'Arbeitsgemeinschaft Fananwälte' zusammengeschlossenen Juristen ist der Maßnahmenkatalog rechtswidrig.

24. Oktober 2012:

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier kritisiert die ablehnende Haltung einiger Fußball-Profivereine gegenüber dem Sicherheitskonzept und droht mit Konsequenzen.

1. November 2012:

Trotz einer Annäherung bleiben die Fußball-Fans auf ihrem Gipfel in Berlin skeptisch, dass eine Einigung mit den Verbänden auf ein neues Sicherheitskonzept bis zum 12. Dezember erzielt werden könne. Dennoch gewinnt der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig mit seinem Auftritt in Berlin einige Pluspunkte.

15. November 2012:

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagiert auf die massive Kritik an ihrem ersten Positionspapier "Sicheres Stadionerlebnis" und versendet ein überarbeitetes Sicherheitskonzept an die Vereine.

21. November 2012:

Die beiden Fanorganisationen "ProFans" und "Unsere Kurve" begrüßen die "Richtungskorrektur des Ligaverbands" in Bezug auf das Sicherheitskonzept.

27. November 2012:

Die Fans schweigen: Zwölf Minuten und zwölf Sekunden lang ist es still in den Fußballstadien. Aus Protest gegen das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) verzichten die Fans auf Stimmung. Die Initiatoren kündigen zudem an, den Stimmungsboykott so lange wie nötig fortzuführen.

29. November 2012:

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagiert auf die Kritik am umstrittenen Sicherheitskonzept und stellt das überarbeitete Reformpapier für alle Fans zugänglich ins Internet.

4. Dezember 2012:

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier fordert die "Einführung eines Sicherheits-Euro", mit dem die Gewalt-Prävention unterstützt werden soll. Der Vorschlag stößt sowohl bei den Fans als auch bei den Vereinen auf heftigen Gegenwind.

7. Dezember 2012:

Die Konferenz der Innenminister (IMK) erhöht erneut den Druck auf DFL und DFB. Sollte das Konzept nicht verabschiedet werden, würden die Vereine künftig die Kosten der Polizeiansätze mit tragen müssen.

8./9. Dezember 2012:

Wieder ist es für 12 Minuten und 12 Sekunden still in den deutschen Stadien, zudem demonstrieren mehrere tausend Fans auf den Straßen gegen die Verabschiedung des Konzeptes. (sid)