Essen. Viele Essener Unternehmen spüren bereits erste Anzeichen für den drohenden Fachkräftemangel - insbesondere in der Metall-, Elektro- und Pflegebranche. Doch nur wenige reagieren darauf bereits mit einer mittelfristigen Personalpolitik. Die Arbeitsagentur will helfen.
Metall, Elektro und Pflege - die drei Essener Branchen haben etwas gemeinsam: Bei ihnen ist das Thema Fachkräfte-Engpass bereits angekommen. Wenn Firmen in diesen Bereichen neue Mitarbeiter suchen, dann dauert es schon heute vergleichsweise lange, bis eine freie Stelle besetzt werden kann, so die Arbeitsagentur.
„Der Fachkräfte-Mangel wird stärker spürbar“, sagt auch Ulrich Kanders, Geschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). In der aktuellen Herbstumfrage des Verbandes gaben 80 Prozent der befragten Essener Firmen an, dass sie Fachkräfte suchen. Allerdings konnte die Hälfte der Unternehmen die Stellen nicht besetzen. Im Frühjahr lag dieser Anteil nur bei 25 Prozent.
Fachkräftebedarf kann nicht gedeckt werden
Trotzdem geht das Thema Personalpolitik in vielen Unternehmen im Alltagsgeschäft häufig unter, weiß Kanders. „Gerade die mittelfristige Personalplanung gerät im Alltagsgeschäft in den Hintergrund.“
Das war auch bei Halina Zymla bis vor kurzem nicht anders. Die Geschäftsführerin des Essener Pflegedienstes „Lichtstrahl“ suchte über die Arbeitsagentur neue Mitarbeiter, fand aber keine. Was tun? Die Behörde bot ihr eine Qualifizierungsberatung an. Zusammen analysierten sie die Personalstruktur des Unternehmens mit aktuell 38 Mitarbeitern. Erstmals sah Halina Zymla Schwarz auf Weiß, was schon in den nächsten fünf Jahren auf sie zukommt: Sie muss sieben Mitarbeiterinnen ersetzen, die aus Altersgründen ausscheiden. „Mir wurde klar, dass ich etwas tun muss, sonst habe ich in kürzester Zeit keine Leute mehr.“
Verstärkt auf Ausbildung setzen
Halina Zymla hat mehrere Konsequenzen gezogen: Das Unternehmen verstärkt die Ausbildung, achtet mehr darauf, dass ältere Mitarbeiterinnen mit den jungen Wissen und Erfahrungen teilen und tut mehr für die Gesundheitsvorsorge der Angestellten, so dass diese länger im Job bleiben können.
Halina Zymlas Pflegedienst ist eines von etwa 300 Unternehmen, die sich in den vergangenen zwei Jahren von der Arbeitsagentur beraten ließen. Aktuell nutzen etwa 60 Firmen das Angebot. Für die Agentur ist diese Zusammenarbeit ebenfalls ein wichtiger Baustein. „So erfahren wir, welchen Personalbedarf die Unternehmen in den kommenden Jahren haben werden und können so unsere Qualifizierungsangebote anpassen“, meint Klaus Peters, Vize-Chef der Arbeitsagentur.