Essen. Die Lücke von 43.000 Computer-Experten, die Dienstag Thema beim nationalen IT-Gipfel ist, wird auch das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg nicht schließen. Aber man gibt sich Mühe.

Die Kabel hat man bewusst offen liegen lassen, in bunten Farben und großer Zahl vorhanden prägen sie das Gesicht des Klassenraums. Nein, Angst vor Technik hat man nicht am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg. Wenn der Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom dieser Tage beklagt, im deutschen Schulunterricht sei „immer noch eine gewisse Technikfeindlichkeit zu beobachten“, dann können sie an der Schule in Essen-West darüber nur großzügig hinweglächeln.

In der Tat strotzen die Räumlichkeiten des Berufskollegs vor Technik und die Verantwortlichen vor Selbstbewusstsein. Digitale Regelungstechnik, intelligente Gebäudesysteme – stolz führt Schulleiter Wolfgang Meyer durch die üppig ausgestatteten Fachräume. Rund 2.000 Schüler werden am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg vor allem in IT- und Elektroberufen ausgebildet, machen ein technikaffines Abitur oder Fachabitur. „Wir sind in Essen die IT-Schmiede“, sagt Meyer. Wer hier lerne, habe einen Job oder Ausbildungsplatz quasi in der Tasche.

Was nicht zuletzt am Fachkräftemangel in Deutschland liegt. 43.000 Stellen seien unbesetzt, so der Branchenverband im Vorfeld des nationalen IT-Gipfels, zu dem das Bundeswirtschaftsministerium heute nach Essen einlädt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird bei dem Treffen im Hause Thyssen Krupp ebenfalls zugegen sein. Und auch wenn die Teilnehmer das Problem des Expertenmangels hier und heute nicht lösen werden, so wollen die Branchenvertreter es doch erneut ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Absolventen werden heiß umworben

Bei Wolfgang Meyer rennen sie damit offene Türen ein. Der Schulleiter wird nicht müde, bei der Jugend für die Informationstechnik zu werben. Schon jetzt hat das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg in der Regel neun bis zehn Eingangsklassen mit dem Schwerpunkt IT. Ginge es nach Meyer, könnten es noch mehr sein. Der Bedarf sei spürbar vorhanden. „Immer mehr mittelständische Firmen kommen direkt zu uns.“ Große Unternehmen wie die Telekom übernähmen regelmäßig einen ganzen Schwung Absolventen als Auszubildende. Und große Konzerne aus dem Süddeutschen schickten ihre Rekrutierer nach Essen, auf dass sie den hiesigen Nachwuchs für eine Lehre bei Siemens oder Hewlett Packard begeistern.

Der Mangel bedeutet freilich nicht, dass junge Leute sich ohne größere Anstrengung ins gemachte Nest setzen können, dass die Branche die Latte für den Einstieg tiefer gelegt hätte. „Mit der Mittleren Reife kommt man nicht ohne Weiteres in IT-Berufe rein“, so Meyer. Es braucht in der Regel das Abitur. Mancher Nixdorf-Schüler sattelt danach noch ein Studium drauf statt in die Ausbildung zu gehen.

Die Firmen mischen mit 

Der Weg zum Abi ist am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg ein mit Technik gepflasterter. Neben dem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife haben die Schüler nach ihrem Abschluss auch Zertifikate von IT-Firmen im Gepäck. Vor allem mit dem US-amerikanischen Unternehmen Cisco Systems pflegt man einen regen Austausch, Urkunden an den Wänden zeugen davon. Schulleiter Meyer zeigt auf eine, die das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg als „Best Performing Local Cisco Networking Academy in Europe, Africa, Middle East“ ausweist. „Die Zusammenarbeit mit den Firmen ist sehr wichtig.“ Dass man nah dran sein will an der wirtschaftlichen Realität, spiegelt sich auch beim Lehrpersonal wider: Jörg Gleißner zum Beispiel, Leiter der Abteilung für IT-Berufe, hat früher mal bei Ericsson gearbeitet.

Ist es auch jene enge Kooperation mit der Wirtschaft, die der Schule eine so hochwertige Ausstattung ermöglicht in Zeiten, in denen andere Essener Schulen ob der finanziellen Situation der Stadt darben? Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei gut, sagt Wolfgang Meyer dazu nur. „Die Kollegen hier machen sich ständig Gedanken darüber, was wir brauchen und wie wir das realisieren können. Wenn das gut durchdacht ist, bekommt man auch Unterstützung von der Stadt.“

Info: Es fehlen die Frauen

Auch am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg ist Technik vorwiegend männlich. Rund 2000 Schüler und Schülerinnen lernen hier, wobei die Damen lediglich zehn Prozent ausmachen. Im originär technischen Bereich ist die Quote noch geringer, das Interesse der Schülerinnen richtet sich eher auf die kaufmännischen Angebote des Berufskollegs, auf die Ausbildung zur Informatikkauffrau oder IT-Systemkauffrau. Erklärtes Ziel des Berufskollegs ist es, den Frauenanteil zu erhöhen. In der Vergangenheit hat man deshalb zum Beispiel ein gemeinsames Projekt mit dem Mädchengymnasium Borbeck verfolgt.

Schulabschluss 2012

Die Hauptschule Adelkamp.
Die Hauptschule Adelkamp.
Das Dore-Jacobs-Berufskolleg.
Das Dore-Jacobs-Berufskolleg.
Die Realschule Goldschmidt.
Die Realschule Goldschmidt.
Die Richard-Schirrmann-Realschule.
Die Richard-Schirrmann-Realschule.
Die Franz-Dinnendahl-Realschule.
Die Franz-Dinnendahl-Realschule.
Das Goethe-Gymnasium.
Das Goethe-Gymnasium.
Das Burggymnasium.
Das Burggymnasium.
Die Gesamtschule Holsterhausen.
Die Gesamtschule Holsterhausen.
Die Realschule Essen-West.
Die Realschule Essen-West.
Die Realschule Überruhr.
Die Realschule Überruhr.
Die Marienschule Steele.
Die Marienschule Steele.
Die Maria-Wächtler-Gymnasium.
Die Maria-Wächtler-Gymnasium.
Die Heinz-Nixdorf-Berufskolleg.
Die Heinz-Nixdorf-Berufskolleg.
Das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium.
Das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium.
Das Gymnasium Am Stoppenberg.
Das Gymnasium Am Stoppenberg. © Marcus Becker
Die Frida-Levy-Gesamtschule.
Die Frida-Levy-Gesamtschule.
Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Das Berufskolleg West.
Das Berufskolleg West.
Die BMV-Schule.
Die BMV-Schule.
Die Erich-Kästner-Gesamtschule.
Die Erich-Kästner-Gesamtschule.
Das Erich-Brost-Berufskolleg.
Das Erich-Brost-Berufskolleg.
Das Carl-Humann-Gymnasium.
Das Carl-Humann-Gymnasium.
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