Essen. Am 1. August ist Ausbildungsbeginn. Doch viele Lehrstellen in der Stadt sind noch unbesetzt. Die WAZ will Unternehmen bei der Suche nach einem Bewerber helfen und zeigt eine Liste der Berufe, für die noch Azubis gesucht werden.

Die Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, haben dieses Jahr gute Chancen: Viele Lehrstellen in Essen sind noch frei. Zwar beginnt das Ausbildungsjahr traditionell am 1. August. „Der Ausbildungsmarkt ist aber noch voll im Fluss“, bestätigt Hans Michaelsen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Er schätzt, dass erst 60 bis 65 Prozent der Lehrverträge im IHK-Bereich unterschrieben sind.

Bei der Arbeitsagentur waren Ende Juni 1170 Ausbildungsplätze unbesetzt. Aktuell dürften es immer noch um die 500 sein, bestätigt Sprecherin Katja Hübner. Aktuelle Zahlen gibt die Arbeitsagentur erst nächste Woche mit dem Arbeitsmarktbericht bekannt.

Die Liste der Berufe, für die noch Azubis gesucht werden, ist lang, wie die Auswahl zeigt:

  • Verkäufer/-in
  • Drogisten
  • Bürokauffrau/mann
  • Hotelfachfrau/mann
  • Koch/Köchin
  • Restaurantfachleute
  • Fleischer
  • Friseure
  • Maler
  • Zahnarzthelfer
  • Fachinformatiker

Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft befürchtet jedoch, dass dieses Jahr besonders viele Handwerksbetriebe auf ihren Ausbildungsstellen sitzen bleiben: „2011 waren am Ende des Ausbildungsjahres rund 100 Lehrstellen frei. Dieses Jahr habe ich das ungute Gefühl, dass es mehr werden könnten“.

Lehrstelle noch offen?

Die WAZ Essen will helfen, Unternehmen und potenzielle Azubis zusammenzubringen: Sie sind Unternehmer in Essen und haben für dieses Jahr noch Ausbildungsplätze frei? Dann melden Sie sich gerne bei der Redaktion.

Schreiben Sie uns, wen Sie suchen und welche Anforderungen der Bewerber mitbringen sollte, und begründen Sie kurz, warum Ihr Unternehmen ein guter Ausbildungsbetrieb ist. Teilen Sie uns ferner für die Veröffentlichung eine Kontaktadresse oder -telefonnummer für Bewerber mit.

Schreiben Sie Ihre Mail an: j.lindgens@waz.de

Aus seiner Sicht hat das zwei Gründe: Zum einen bilden mittlerweile mehr Betriebe aus. Die Konkurrenz unter den Unternehmen um gute Bewerber nimmt zu. Zum anderen gebe es immer weniger geeignete Bewerber, klagt Meier. Seine Erfahrung: „Jeder vierte Schulabgänger ist ungeeignet.“ Es fehle an Kenntnisse im Rechnen und Schreiben aber auch an sozialen Kompetenzen.

Meier ärgert zudem, dass sich viele Jugendliche fürs Berufskolleg entscheiden, statt für eine traditionelle Ausbildung. „Die fehlen uns“, meint er.

Dass das Angebot an Ausbildungsplätzen zunimmt, spürt auch die IHK: Boten die Unternehmen im Kammerbereich Essen, Mülheim, Oberhausen vergangenes Jahr rund 4500 Stellen an, „werden wir dieses Jahr die Zahl sicher noch übertreffen“, sagt Michaelsen.

Experten geben Tipps für die Last-Minute-Lehrstellensuche: 

Hans Michaelsen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK Essen: Wer noch eine Lehrstelle sucht, sollte sich zu allererst bei der Arbeitsagentur melden. Dort gibt es noch viele offene Plätze. Bewerber können sich aber natürlich auch an uns wenden. Allerdings sollten es junge Leute sein, die keine so genannten „Vermittlungshemmnisse“ wie beispielsweise einen fehlenden Schulabschluss haben.

Bei der IHK kümmern sich drei Mitarbeiter um die Vermittlung von Ausbildungsplätzen. Wir laden die Jugendlichen zum Gespräch ein, erarbeiten mit ihnen bei Bedarf die Bewerbungsmappe und versuchen sie dann, mit einem passenden Arbeitgeber zusammenzubringen. Eine gute Adresse ist auch unsere Lehrstellenbörse im Internet, dort gibt es noch freie Lehrstellen für dieses Jahr.

Kontakt zur IHK: Frau Keller: Tel. 0201/1892 179. Die Lehrstellenbörse finden Sie hier

Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Essener Kreishandwerkerschaft: Die meisten unserer 1200 ausbildungsberechtigten Mitgliedsunternehmen melden ihre freien Ausbildungsplätze bei der Arbeitsagentur. Deshalb sollte die Behörde Anlaufstelle Nummer 1 für junge Leute sein, die noch eine Lehrstelle suchen. Aber es kann natürlich auch helfen, wenn Jugendliche direkt auf Betriebe in der Nachbarschaft zugehen, und dort nachfragen.

Eigenwerbung ist gefragt und gerne gesehen! Auch wenn das Ausbildungsjahr traditionell jetzt beginnt, stellen die Arbeitgeber häufig auch noch später geeignete Bewerber ein. Allerdings sollten die Ausbildungsplatz-Suchenden flexibel bleiben und andere Berufe in Erwägung ziehen.Steif auf seinem Berufswunsch zu bestehen, macht es sicher schwerer, jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Katja Hübner, Sprecherin der Arbeitsagentur: Wer noch keinen Ausbildungsplatz hat, sollte sich schnell mit einem unserer Berufsberater in Verbindung setzen und sich einen Termin geben lassen. Bitte aber nicht spontan vorbeikommen, denn die Berater haben meist Gesprächstermine. Noch sind viele Stellen frei, und wenn die Bewerber nicht starr auf ihrem Berufswunsch bestehen, sollte das mit einem Ausbildungsplatz auch noch klappen.

Es kann sich auch lohnen, sich in der Nachbarstadt umzuhören. Ich kann aber auch unsere Jobbörse im Internet empfehlen, wo jeder selbst nachschauen kann, ob er etwas für sich findet. Wer trotz aller Bemühungen keine Lehrstelle mehr findet, für den bleiben aber auch andere Möglichkeiten, die Zeit bis zum nächsten Jahr zu überbrücken.

Beispielsweise bieten die Arbeitsagenturen eine Einstiegsqualifizierung an. Das ist ein Praktikum in einem Betrieb und dauert zwischen sechs und zwölf Monaten. Aber auch ein freiwilliges Soziales Jahr beziehungsweise ein freiwilliges Ökologisches Jahr sind möglich oder der Bundesfreiwilligendienst.

Beratungstermine können unter der Hotline der Arbeitsagentur vereinbart werden: Tel. 01801/555111 (3,9 Cent pro Minute aus dem Festnetz, 42 Cent aus dem Mobilfunknetz). Die Jobbörse der Arbeitsagentur findet man hier.