Essen. Der neue Michelin-Führer ist erschienen und zeigt: Essens Spitzenköche bleiben im deutschen Kocholymp. Berthold Bühler errang zum 24. Mal zwei Sterne, Erika Bergheim und Fernseh-Koch Nelson Müller wurden mit einem Stern ausgezeichnet. Sie berichten, wie sie den Tag erlebten.

Berthold Bühler gibt offen zu, dass er so aufgeregt wie lange nicht mehr war. Der Gastro-Führer Guide Michelin kürte wieder Deutschlands Spitzenköche. Um 12 Uhr gab es für Bühler, Chef der Résidence in Kettwig, dann die Gewissheit: Er konnte seine zwei Sterne zum 24. Mal verteidigen.

Auch wenn man meinen mag, dass es für einen Routinier wie Berthold Bühler keine große Überraschung mehr sein sollte, so war es dieses Mal anders. Denn der 60-Jährige hatte sich erst im Frühjahr mit Erik Arnecke und Erich Werner zwei neue Köche ins Team geholt, nachdem sein langjähriger Küchenchef Henri Bach die Résidence verlassen hatte. Der konnte sich übrigens mit dem „Rincklake’s“ in Harsewinkel sofort einen Stern erkochen.

Schampus für die Mitarbeiter

Der letzte Michelin-Tester war erst vor 14 Tagen in Bühlers Haus gewesen. Er hatte sich zwei Tage später zu erkennen gegeben. „Ich war mir zwar sicher, dass uns keine Patzer passiert sind. Aber ich hatte dieses Jahr vor der Veröffentlichung dennoch eine Gänsehaut wie die letzten 20 Jahre nicht“, so Bühler. Am Nachmittag gab’s für das 35-köpfige Team erstmal Schampus, bevor die Arbeit wieder ganz normal weiter lief.

Für Bühler ist die Sterne-Auszeichnung nicht nur der Lohn für ein Jahr harte Arbeit. Er sagt auch ganz klar, dass ein Stern 200.000 bis 300.000 Euro Umsatz im Jahr ausmacht. Geld, auf das man natürlich nicht gerne verzichtet. Außerdem würden die Sterne am Restaurant auch bei der Mitarbeitersuche helfen. Bühler: „Extrem Werbung muss man nicht machen, um gute Leute zu bekommen.“ Jetzt freut sich der gebürtige Schwabe auf kommendes Jahr, wenn es gilt, die Sterne zum 25. Mal zu bestätigen. „Ich werde ja nicht gern ein Jahr älter, aber diesmal kann ich es kaum erwarten.“

Die Nachricht kam in die Küche

Auch die beiden Essener Sterne-Köche Erika Bergheim und Nelson Müller gehören weiterhin mit einem Stern zu Deutschlands Spitzenköchen. Erika Bergheim wurde bereits zum vierten Mal geehrt. Die Küchenchefin im Restaurant Nero im Schlosshotel Hugenpoet stand längst in der Küche, als ihre Kollegen ihr die Nachricht brachten. „Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass am Mittwoch der Tag der Bekanntgabe war. Aber sicher, ich habe mich gefreut. Jetzt bin ich wieder zufrieden.“

Große Gedanken, dass es nicht hätte klappen können, habe sie sich nicht gemacht. „Schließlich muss man jeden Tag perfekt sein, denn jeder Gast ist ein Tester.“ An einen zweiten Stern denkt die Essenerin nicht. „Ich bin sehr glücklich mit dem einen Stern“, sagt sie.

Nelson Müller erfuhr von der WAZ, dass er seinen Stern verteidigen konnte. Letztes Jahr, als er ihn das erste Mal bekam, sei er aufgeregter gewesen, gibt er zu. Aber auch jetzt sei es ein schönes Zeugnis für die getane Arbeit. Sternekoch Müller, dem die „Schote“ in Rüttenscheid gehört, wird Essen auch in Zukunft erhalten bleiben. Er sucht derzeit nach einer neuen Lokalität. Dabei schloss er zwischenzeitlich auch nicht aus, die Stadt zu verlassen. Nun sagte er der WAZ: „Ich habe zwar noch nichts gefunden, aber ich bleibe in Essen.“