Essen. . Die Entsorgungsbetriebe Essen haben eine halbe Million Euro in den Winterdienst investiert: für 6.000 Tonnen Salz, eine neue Lagerhalle, diverse Sole-Tanks – und ein modernes elektronisches Streuplan-Pilotsystem. Durch diesen Winterschlachtplan soll Essen für den Winter gerüstet sein.
Essen kennt die Ruhrhöhen, die Schurenbachhalde im Norden – neuerdings gibt es dazu den 3800-Tonnen-Salzberg an der Pferdebahn. Das hat vor allem mit dem ungewohnt schnee- und frostreichen Jahreswechsel vor zwei Jahren zu tun, der den Winterdienst der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) rasch an seine Grenzen führte und sämtliche Salzvorräte deutlich schneller schmelzen ließ als die Schnee- und Eisdecken auf Essens Straßen. Das soll der städtischen Tochter nicht wieder passieren: Und so präsentierten gestern EBE-Chef Klaus Kunze und Essens OB Reinhard Paß den kompletten Winterschlachtplan für den Fall, dass es in Essen in diesem Winter tatsächlich nennenswert schneien sollte. Es ist ein Masterplan, der die EBE immerhin rund eine halbe Million Euro gekostet hat, um im Ernstfall, nein, nicht jede Flocke persönlich zu betreuen, aber ihr doch erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
200 Mitarbeiter und 24 Fahrzeuge
Über 200 Mitarbeiter und 24 Fahrzeuge stehen für die in 34 Streuplänen aufgeteilten 1.177 Fahrkilometer der wichtigen A-Routen und der 293 Fahrkilometer der etwas weniger wichtigen B-Routen zur Verfügung. Dabei können sie auf die 3.800 Tonnen in der Salzhalle, dazu 1200 Tonnen Salz in den Silos an der Pferdebahn, 500 Tonnen an der Elisenstraße und 150 weitere in Werden zurückgreifen. Rund 110.000 Liter Sole warten zudem in den Tanks an der EBE-Zentrale, weitere 30.000 in Werden, wo dieser Tage der letzte Silo aufgestellt wird.
Damit nicht genug, setzt die EBE mit einem „elektronischen Pilot“ neue Maßstäbe: Ein akustisches Routenführungssystem, „Autologic“ genannt, führt künftig den Fahrer über die Streu-Strecke und regelt automatisch den Salz- oder Soleeinsatz, die Streu-Breite und -Menge. Die lästige Einstellarbeit per Hand wird überflüssig. Die Technik hat sich in Holland bewährt, extra für den Einsatz in Essen ist die EBE im Sommer alle Streupläne abgefahren und hat sie über GPS-Koordinaten metergenau ins System eingegeben. Der Routenverlauf wird dem Fahrer über einen kleinen Monitor angezeigt, das bringt erhebliche Erleichterung für den EBE-Mann, der bisher auf die gedruckten Pläne auf dem Beifahrersitz schielen musste, sich nun voll auf Straßenbelag und Verkehr konzentrieren kann.
Chipkarte „Winterlogic“
Dazu dokumentiert die Chipkarte „Winterlogic“ sämtliche gefahrenen Kilometer und gestreuten Salzmengen, um im Frühjahr mit der Stadt grammgenau abrechnen zu können. Es dürfte aber auch die Beweisführung erleichtern, sollte ein Bürger klagen, bei ihm sei nicht gestreut worden. Bei der Winterdienstvorbereitung eigentlich fast unmöglich.