Essen. Mit 22 Jahren übernahm Erwin Kowalzik die Erziehung seines Sohnes. Seinen Job musste er deshalb kündigen und macht nun eine Teilzeit-Ausbildung. Der junge Essener erzählt, wie es einem alleinerziehenden Vater ergeht.
Erwin Kowalzik war eigentlich selbst noch ein Kind, als er Vater eines Sohnes wurde. Gerade 17, Hauptschulabschluss aber keine Ausbildung. Die Beziehung ging in die Brüche, er sah seinen Sohn anfangs nur an Wochenenden. Doch seine Ex-Partnerin war mit der Erziehung überfordert. Als das Kind 5 Jahre alt war, stand er vor der Wahl: Entweder nimmt er es in seine Obhut oder es muss in eine Pflegefamilie. „Pflegefamilie, das kam überhaupt nicht in Frage“, sagt er.
Erwin Kowalzik musste seinen 400-Euro-Job bei einem Paketdienst aufgeben. Die Arbeitszeiten passten nicht mehr zu seiner Rolle als alleinerziehender Vater. Jeden Morgen steht er um 6.45 Uhr auf, um dem Kleinen, der mittlerweile in die 2. Klasse geht, das Pausenbrot zu schmieren und das Frühstück zu machen. Dann bringt er ihn zur Schule, die um 8 Uhr beginnt. Und spätestens bis 16 Uhr muss er ihn dort wieder abholen.
Teilzeit-Ausbildung
Der junge Vater wollte gerne eine Ausbildung nachholen. „Auch, um meinem Sohn eine Perspektive zu bieten“, erzählt er. Doch eine Lehrstelle zu finden, die Arbeitszeiten zwischen 8.30 Uhr und 15 Uhr zu lässt? Das Jobcenter vermittelte ihn damals in eine Qualifizierung bei der Jugendhilfe Essen - innerhalb des Hilfsprojektes „MEO für Alleinerziehende“.
Vor drei Monaten hat er bei der Jugendhilfe eine überbetriebliche Teilzeit-Ausbildung zum Fachlageristen begonnen. „Früher“, gibt er zu, „habe ich aufs Arbeiten nicht immer Lust gehabt. Aber seit mein Sohn bei mir lebt, bin ich motiviert, weil ich muss.“ Er will die zweijährige Ausbildung schaffen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Denn wenn seine Kollegen Freizeit haben, „geht bei mir die Arbeit weiter.“ Lernen muss er, wenn sein Sohn im Bett liegt.
Finanziell ist es eng
Sein jetziger Praxisbetrieb hat Verständnis für seine Situation, erlaubt ihm das verkürzte Praktikum. Das war nicht in jedem Fall so. Eigentlich wollte Erwin Kowalzik bei einem Möbelhaus den Praxisteil leisten. Doch dort war man nicht einverstanden damit, dass er täglich nur fünf oder sechs Stunden da sein konnte. Auch die Herbstferien wären fast zum Problem geworden, wenn seine neue Freundin nicht dagewesen wäre. Weil er noch in der Probezeit ist, konnte er keinen Urlaub nehmen. Seine Freundin hat frei genommen, und den siebenjährigen Sohn betreut. „Anders hätten wir das nicht hinbekommen.“
Finanziell ist es eng. Er muss im Moment mit etwas über 300 Euro Lehrgeld plus Kindergeld auskommen. Er hofft , dass bald die Berufsausbildungsbeihilfe bewilligt wird.
Trotz allem kann sich der 24-Jährige durchaus vorstellen, noch einmal Vater zu werden: „Aber erst, wenn ich und meine Freundin die Ausbildung geschafft haben.“