Essen. . In einem knappen halben Jahr laufen an den weiterführenden Schulen die Anmeldungen für das Schuljahr 2013/2014. Der Weg zur Einführung einer städtischen Sekundarschule gestaltet sich weiter zäh.
In einem knappen halben Jahr laufen an den weiterführenden Schulen die Anmeldungen für das Schuljahr 2013/2014. Ob Eltern, deren Kinder dann die Grundschule verlassen, in ihre Überlegungen die Option Sekundarschule einbeziehen können, ist weiterhin offen – der Weg zur Einführung der neuen Schulform in Essen gestaltet sich zäh. Nur eine der „Entwicklungskonferenzen“ in den neun Stadtbezirken, mit denen die Verwaltung den Diskussionsprozess ankurbeln wollte, steht noch aus, und bislang hält sich die Begeisterung der Schulen offenbar in Grenzen.
„Nicht am grünen Tisch beschließen“
Während die unter schlechten Anmeldezahlen leidenden Hauptschulen in der Sekundarschule zwar die Chance auf lebenserhaltende Maßnahmen sehen, sind die Realschulen vorsichtig. Es gebe „unterschiedliche Einschätzungen“, hatte die Verwaltung bereits im Frühsommer festgestellt. Ob sich das mit den Enwicklungskonferenzen geändert hat und ob sich irgendwo Anknüpfungspunkte ergeben, will Schuldezernent Peter Renzel (CDU) nach dem nächsten und letzten Treffen sondieren. Renzel betont weiterhin, man werde nicht gegen den Willen von Eltern und Schulen agieren. „Wenn wir so etwas am grünen Tisch beschließen, kommen wir nicht weiter.“
Auf mehr Aufklärungsarbeit drängt denn auch die Politik im Stadtbezirk VI (Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg), wo die Mehrheit der Bezirksvertreter durchaus gerne eine Sekundarschule sähe. „Wir würden das befürworten“, sagt André Vollmer, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Die brachte in der jüngsten Sitzung der BV – gegen die Stimmen unter anderem der CDU – einen Antrag durch, der helfen soll, den Boden zu bereiten.
Die Verwaltung möge „alle Eltern im Einzugsgebiet des Bezirkes VI über die konzeptionellen Inhalte der Sekundarschule umfassend informieren“ sowie „die vorgeschriebene förmliche Elternbefragung zur Einrichtung einer Sekundarschule bis Ende 2012 durchführen und auswerten“. Man habe diesen Antrag gestellt, um darauf hinzuweisen, „dass wir mit der Gustav-Heinemann-Gesamtschule nur noch eine eigenständige weiterführende städtische Schule im Bezirk haben“, so Vollmer. „Wir möchten nicht, dass unser Bezirk bildungspolitisch ausblutet.“ Zugleich betont auch Vollmer, eine neue Schulform müsse breite Akzeptanz haben. „Wenn die Eltern nicht wollen, dann nicht.“
Dinnendahl-Realschule: zwei Standorte, ein neuer Leiter
Mit dem Vorstoß im Bezirk VI richtet sich der Blick auf die Richard-Schirrmann-Realschule vis-a-vis der Zeche Zollverein, die seit diesem Schuljahr Abzweig der Krayer Franz-Dinnendahl-Realschule ist. Ob die Idee der Sekundarschule dort auf Gegenliebe stößt? Schulleiter Christian Ponten zeigt sich zurückhaltend-neutral – und verweist ebenfalls auf die Eltern. Sie gelte es jetzt zu informieren und zu befragen. „Wollen die Eltern das? Wissen sie überhaupt, was die Sekundarschule ist?“ Bei vielen von ihnen bestünden Ängste und Unsicherheiten, so wie überhaupt noch jede Menge Fragen offen seien. „Wenn man mit so etwas an den Start geht, muss ein perfektes Konzept da sein, das muss alles Hand und Fuß haben.“
Ein ruhiger Einstieg sieht anders aus. Als Christian Ponten (40) sich auf die Stelle des Leiters der Krayer Franz-Dinnendahl-Realschule bewarb, ahnte er nicht, dass aus der einen Schule schnell zwei werden würden. Wegen der geringen Anmeldezahlen an der Richard-Schirrmann-Realschule in Schonnebeck wurde diese zu Beginn des Schuljahrs mit der Dinnendahl-Schule zusammengelegt. Statt für 530 ist Ponten nun für 770 Jungen und Mädchen verantwortlich.
Eine Dikussion um die Einrichtung einer Sekundarschule
Keine einfache Angelegenheit, zumal die Standorte rund fünf Kilometer voneinander entfernt liegen. Für die Lehrer sei es zeitlich nicht möglich, zwischen den Unterrichtsstunden zu wechseln, sagt Ponten. Sie sind tageweise an dem einen oder dem anderen Standort. Auch sonst waren viele Fragen zu klären: Was ist mit Schulkonferenzen und Wahlen? Soll es an beiden Standorten Schülervertreter und Vertrauenslehrer geben?
Wenig erstaunlich, dass der Mülheimer, der zuvor Konrektor der Franz-Dinnendahl-Schule war und an einer Oberhausener Hauptschule unterrichtete, sich derzeit auf das Projekt Zusammenführung konzentriert. Allerdings: Um die Ecke lauert schon die nächste Herausforderung. In der Diskussion um die Einrichtung einer Sekundarschule richtet sich der Blick nicht zuletzt auf die Dinnendahl-Schule.