Essen. . Der Anteil der jungen Pädagogen an Essens Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – der der älteren aber auch. Gewerkschaften warnen vor Mangel in einzelnen Fächern, wenn viele Kollegen gleichzeitig in den Ruhestand gehen.

Die Arbeit mit dem Nachwuchs ist ihr tägliches Geschäft, in den eigenen Reihen waren junge Gesichter dagegen lange unterrepräsentiert: Die Lehrerschaft, sie drohte zu überaltern. Inzwischen, so verkündete das Land Nordrhein-Westfalen dieser Tage, habe man den Anteil der jungen Pädagogen wieder deutlich steigern können. Tatsächlich ist auch in Essen heute beinah jeder fünfte Lehrer jünger als 35. Doch die befürchteten Probleme sind damit nicht gebannt.

Genau 4713 Männer und Frauen unterrichteten im zurückliegenden Schuljahr an Essens allgemeinbildenden Schulen. 874 davon waren unter 35, das bedeutet einen Anteil von 18,5 Prozent. Vor gut zehn Jahren, im Schuljahr 2000/2001, machten die Jungen lediglich 11,4 Prozent der Lehrerschaft aus.

Allerdings: Auch der Anteil der Pädagogen am anderen Ende der Altersskala ist in dieser Zeit deutlich gestiegen. Heute sind rund 46 Prozent der Essener Lehrer älter als 49 Jahre. Vor zehn Jahren waren es lediglich 40 Prozent.

Rund 46 Prozent sind älter als 49

Obwohl inzwischen erheblich mehr junge Kollegen in den Lehrerzimmern sitzen als damals, ist das Durchschnittsalter der örtlichen Pädagogenschaft mithin kaum gesunken. War im Schuljahr 2000/2001 der Essener Lehrer im Mittel 46,7 Jahre alt, so liegt der Wert heute bei 46,4.

Am jüngsten sind die Kollegien noch an den Förderschulen (43,9) und den Grundschulen (45,2). Am höchsten ist das Durchschnittsalter der 258 Essener Hauptschullehrer, es liegt bei 52,4 Jahren. Das Problem ist damit schon benannt: Es fehlt der Mittelbau. Die Zahl der Pädagogen zwischen 35 und 49 Jahren ist in den vergangenen Jahren spürbar geschrumpft.

Schulen brauchen mehr Lehrer mit Migrationshintergrund 

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt man denn auch das Mehr an jungen Kollegen, verweist aber dennoch auf drohende Engpässe. „Der Trend ist richtig und erfreulich, sagt aber nichts darüber aus, wie die Fächerstruktur ist“, sagt Jörg Kuhlmann, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft in Essen.

In den kommenden Jahren werden viele Lehrkräfte pensioniert. „Wenn auf einmal fünf Kollegen mit dem gleichen Fach gehen, kann es ganz schnell zu einem massiven Mangel kommen, selbst in Fächern, in denen wir jetzt überbesetzt sind.“ Die aktuelle Altersstruktur „wird noch zu einem Problem werden“.

So sieht es auch Dorothea Stommel vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Essen. Sie selbst unterrichtet an einer Gesamtschule. Hier hat sich das durchschnittliche Alter der Lehrer zuletzt sogar erhöht, von 44,4 im Vergleichsjahr 2000/2001 auf heute 47,3. „Es ist gut, dass es wieder mehr junge Kollegen gibt, das ist für die Schüler ganz wichtig. Zugleich werden aber auch viele Kollegen pensioniert. Die Situation in Mangelfächern wie Mathematik, Informatik, Religion und den Naturwissenschaften wird sich dadurch noch verschärfen.“

Keine Statistik zu Lehrern mit Migrationshintergrund vorhanden

Der schulpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Ekkehard Witthoff, bringt noch einen anderen Punkt in die Debatte ein. Wenn es um die Zusammensetzung der Lehrerschaft gehe, müsse man neben dem Alter auch auf andere Aspekte schauen. „Wir brauchen auch Leute mit Migrationshintergrund, die noch stärker die Sprache der Jugendlichen sprechen.

Auch in Essen gibt es Bereiche, wo das dringend nötig ist und derzeit durch Sozialpädagogen aufgefangen wird.“ Die Entwicklung sei bei der Anwerbung für die Lehrerausbildung verpasst worden. Den Anteil der Lehrer mit Migrationshintergrund haben die Statistiker des Landes nicht erhoben.