Essen. . Bekommt Essen eine städtische Sekundarschule? Während nach den ersten Gesprächsrunden in den Stadtbezirken kein weißer Rauch aufsteigen will und die Schulverwaltung weiterhin auf der geduldigen Suche nach einer Haupt- und einer Realschule ist, die sich gemeinsam auf den Weg machen wollen, sieht nun auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Essen intensiven Diskussionsbedarf.
Am kommenden Montag, 17. September, hat der Stadtverband jedenfalls „die verunsicherten Lehrerinnen und Lehrer“, aber auch alle interessierten Eltern zu einer Infoveranstaltung ins Gewerkschaftshaus an der Teichstraße 4a geladen (18 Uhr).
Essener Sekundarschul-Konzept soll entstehen
„Sekundarschule, was ist das? Was kommt da auf mich zu?“ lautet die Überschrift, dazu wird ein Sekundarschul-Lehrer aus Bochum über seine (Gründungs-)Erfahrungen sprechen. Die GEW will den „diffusen Vorbehalten“ begegnen und Verbesserungsvorschläge sammeln, um am Ende „die Grundlage für ein Essener Sekundarschul-Konzept“ zu entwickeln.
„Die Sekundarschule bietet Chancen und verdient eine Chance“, sagt dazu der Essener GEW-Vorsitzende Jörg Kuhlmann. Ob sie auch eine zwingende Alternative für eine Großstadt wie Essen sei, da hat Kuhlmann allerdings leise Zweifel: „Die Sekundarschule ist für den ländlichen Raum sicherlich attraktiver.“ Klar für ihn als Gewerkschafter sei aber, darin bekräftigt er die Linie von Schuldezernent Peter Renzel, dass dieser Prozess von den Schulen, vor allem den Lehrern ausgehen müsse: „Von oben herab eine Schule zu verordnen, das geht auf keinen Fall. Die Kollegen müssen mitgenommen werden, sonst gibt es unglaubliche Reibereien.“ Hier gemeinsam nach Lösungen zu suchen, sei der richtige Weg.
Wille bei den Hauptschulen ist da
Aber wird der Essener Weg letztendlich auch zu einer Sekundarschule führen? Henner Höcker, Sprecher der Fachgruppe Hauptschule, erkennt an den fünf verbliebenen Hauptschulen in Essen durchaus den Willen, gemeinsam mit einer Realschule eine Sekundarschule zu gründen: „Aber ich sehe dazu bei vielen Kollegen an den Realschulen keine ausgeprägte Bereitschaft.“ Dabei übersehe die Realschule, dass sie nach dem absehbaren Auslaufen der Hauptschule „Gefahr läuft, zur neuen Restschule zu werden“. Darauf zu setzen, bei den Anmeldeterminen im Winter werde es schon wieder reichen mit zwei Eingangsklassen, sei zu kurz gedacht, die Sekundarschule biete den Realschulen vielmehr eine Perspektive.
Ob das dort so gesehen wird, daran hat selbst Helmut Block, Leiter der Fachgruppe Realschule bei der GEW, leichte Zweifel: „Natürlich möchten die meisten Kollegen an einer Realschule weiterarbeiten.“ Sich gegen die Veränderung zu sperren, sei aber die schlechtere Lösung, „ich halte es für besser, diesen Prozess zu begleiten, ihn mitzugestalten“. Dass auf absehbare Sicht eine Sekundarschule kommen wird, steht für ihn fest: „Das Schulsystem wird sich verändern.“