Essen. . Der Dortmunder Projektentwickler Falko Derwald über die „beflügelnde“ Arbeit an der Marina Altenessen, überzogene Rendite-Erwartungen und die selbstgestellte Frist, das ehrgeizige Projekt mit Partnern zu stemmen. Das Gespräch mit Falko Derwald führte Wolfgang Kintscher, Leiter der NRZ-Stadtredaktion.
Herr Derwald, vor gut sechs Jahren haben Sie den Essenern vor allem im Norden, den Wirtschaftsförderern und auch sich selbst versprochen: Ein Schiff wird kommen.
Falko Derwald: Sogar mehrere.
Ja, und? Wann ist es endlich so weit?
Derwald: Ich weiß, da besteht ein gewisses Befürchtungspotenzial, deshalb muss ich ein bisschen ausholen: Dieses Projekt einer Marina am Fuß der Schurenbachhalde war nie ganz einfach, das war uns allen bewusst. Es ist aber ein Projekt, das so ohne weiteres als Gelegenheit nicht wiederkommt. Das beflügelt alle, die daran glauben – und uns natürlich auch.
Beflügelt? Zuletzt schien es, als fehlte dem Vorhaben der Auftrieb.
Derwald: Wir haben nie aufgehört, daran zu arbeiten und auch schon manches geschafft: Alle Gutachten liegen vor, daneben gab es enge Gespräche mit der Stadt, die extrem kooperativ agiert hat. Das Problem ist, die Anfangs-Investition in einer Größenordnung von rund zehn Millionen Euro zu stemmen, um Grundstücke anzukaufen und die Infrastruktur zu schaffen. Wir müssen Bodenmassen verschieben, das Hafenbecken ausheben und so weiter.
Die Summe von zehn Millionen Euro steht seit Jahren im Raum. Ist sie überhaupt noch aktuell?
Derwald: Zehn bis elf Millionen, das ist die Kalkulation, vielleicht geht es auch noch ein bisschen günstiger. Aber das war’s ja nicht allein. Wo kommt der Boden hin, das war eine andere Frage. Und wo schaffen wir den Waldersatz? Denn für unsere Marina müsste einiges gerodet werden. Dafür haben wir das Schlammfeld in Karnap erworben, sind also ins Risiko gegangen. Dafür kann man einen Mittelständler angucken – der ist nicht so bescheuert, so viel Geld auszugeben, wenn er nicht an dem Projekt weiter arbeitet.
Nennen Sie doch mal eine Hausnummer, was haben Sie bislang in die Marina-Vorarbeiten investiert?
Derwald: Mit allem Drum und Dran sicherlich 400.000 bis 500.000 Euro, wobei vieles über Eigenleistungen gestemmt wurde – hüben die architektonischen, drüben die bodenmechanischen Fragen, das ist der Vorteil der beiden Projekt-Partner.
Die große Hürde ist und bleibt also, die zehn Millionen zusammenzukriegen?
Derwald: So ist es, die wollten wir nie stemmen, und die werden wir auch nicht stemmen, daraus mache ich keinen Hehl. Dass die Stadt jetzt kommt und sagt „Uns reicht es langsam“ kann ich sogar nachvollziehen.
Wenn Sie sich bis zum Jahresende nicht mucken, so die Ansage, soll der Bebauungsplan auf Eis. Wobei die Planungsverwaltung das ausdrücklich nicht als Ultimatum verstanden wissen wollte.
Derwald: Gut zu wissen. Wir sind momentan in weiteren Gesprächen mit möglichen Partnern. Die sichten die Sache und denken grundsätzlich darüber nach mit einzusteigen...
...was man halt so sagt.
Derwald: Ich gebe zu, es gibt noch nichts Verbindliches, noch nicht mal über einen Vertrag ist auch nur nachgedacht worden. Dennoch, wir haben sogar einen zweiten Interessenten...
...das wird ja immer doller...
Derwald: ...aber es ist noch nichts spruchreif.
Nennen Sie doch mal Namen.
Derwald: Geht nicht. Wir haben unseren potenziellen Partnern versprochen, dass wir nicht rauslassen, wer es ist, und daran halte ich mich auch. Aber die Motivation ist wieder etwas größer geworden...
...weil die Stadt Ihnen, Entschuldigung, Feuer unterm Hintern macht?
Derwald: Ja natürlich, das kann ja gar nicht schaden.
Es ist ja auch nicht so, dass man Ihnen gram wäre, man hätte nur gerne gewusst: Gibt es noch eine Chance, dass aus der Marina was wird? Auch Sie werden gutem Geld kein schlechtes hinterherwerfen.
Derwald: Nein, wollen wir nicht. Wir führen jetzt erst mal die Gespräche weiter und lassen uns da auch nicht beirren. Wir haben sogar noch zwei weitere Trümpfe im Ärmel.
Was denn, „Hafenbeckenbauer“?
Derwald: Wir suchen immer Partner, die sich ergänzen. Ein Wasserbauer wäre so eine Ergänzung, oder einer, der eine Gewerbeansiedlung vorantreibt, ein Hotelbetreiber, ein Auftaktinvestor... Es gibt mit Sicherheit Leute, die an den Norden glauben.
Ja, aber es gibt auch jene, die bei aller Sympathie für das Vorhaben sagen: Sie sind zehn Jahre zu früh am Start.
Derwald: Oder zu spät, wenn man auf die Finanzkrise schaut...
Wie wollen Sie mit einem Zehn-Millionen-Anfangsinvest noch anständig Geld verdienen?
Derwald: Die Wertschöpfungskette geht schon früh los, anders rechnet es sich auch gar nicht. Das ist ja mein Problem. Wenn das anders wäre, wäre alles in Ordnung. Wenn ich wüsste, ich hätte noch fünf Stellschrauben, würde ich an denen auch drehen. Wir müssen ohne Fördermittel auskommen, und wenn diese zehn Millionen für die Baureifmachung ausgegeben sind – jeder Euro, der dann in Bauland fließt, würde zur Refinanzierung dienen, ganz klar.
Und im Verkaufsprospekt für die Häuser erwarten uns dann Mondpreise?
Derwald: Nein, durchaus marktgängige, allenfalls 10 bis 15 Prozent über dem Preisdurchschnitt im Essener Norden, maximal 20 Prozent.
Ob’s dafür Kundschaft gibt, wird sich zeigen. Deshalb noch einmal gefragt: Gilt die Devise, solange die Stadt, die Politik, Essens Norden mit uns Geduld hat, solange haben wir Geduld mit dem Projekt der Marina?
Derwald: Wir haben uns mittlerweile auch eine Frist gesetzt, nicht auf die Woche genau, aber auf das nächste Jahr bezogen, schließlich wollen wir auch nichts verschleppen. Will sagen: Es klappt 2013, oder es klappt nicht. Dann müssen wir...
...die Marina versenken?
Derwald: Das wäre nie mein Wort. Wie soll man versenken, was nie geschwommen ist? Runter vom Trockendock, so was in der Art.