Essen. Das Hafen-Projekt „Marina Essen“ soll bis zum Jahresende reif sein für den Beschluss eines Bebauungsplanes. Sonst wandert das Projekt am Rhein-Herne-Kanal in die Schublade mit dem Etikett „Leider nicht verwirklicht“.
Nach den spektakulär geplatzten Plänen für die Designstadt auf Zollverein rückt eine weitere unendliche Geschichte im Essener Norden in den Blickpunkt von Stadtplanern und Politik. Das Projekt „Marina Essen“ soll bis zum Jahresende reif sein für den Beschluss eines Bebauungsplanes. Sonst wandert das Projekt in die Schublade mit dem Etikett „Schöne Pläne, leider nicht verwirklicht“.
Die Vision des Dortmunder Bauunternehmers Derwald hat die Planer und Politiker der Stadt von Beginn an fasziniert. Zwischen Schurenbachhalde und Stinnes-Hafen in Altenessen-Nord plante die „Marina Essen GmbH“ ein neues Stadtquartier am Wasser: Ein Hafenbecken mit 15 000 Quadratmetern Wasseroberfläche und Anlegestellen für 70 bis 80 Boote, einer umlaufenden Hafenpromenade.
Auf einer Fläche von 15 Fußballfeldern sollten rund 600 Arbeitsplätze und 100 neue Wohnungen entstehen, darunter zwölf „Grachtenhäuser“ direkt am Wasser. Vorbilder für dieses Projekt waren der Duisburger Innenhafen und die Hamburger Hafencity, wo seit Jahren entlang der alten Kais und Hafenbecken hochwertige Wohn- und Gewerbeimmobilien entstehen, darunter auch die von Hochtief gebaute Elbphilharmonie auf dem Gelände des ehemaligen Kaispeichers A. Das Projekt sollte anschließen an das milliardenschwere Programm der Emschergenossenschaft zur Umgestaltung der Emscherlandschaft, an das städtische Sammelvorhaben „Neue Wege zum Wasser“ und den Ausbau des Radwegenetzes am Kanal entlang.
Seit 2007 läuft das Bebauungsplanverfahren für das Projekt. Die Probleme waren früh erkennbar: Wo wird Ersatz geschaffen für die Bäume, die für die Marina gefällt werden müssen? Was ist mit der Fernwärmeleitung, die durch das Gebiet läuft? Wer kümmert sich um Entwässerung und Artenschutz.
Viele Gutachter haben auf Kosten der Projektentwickler Lösungen für einige der Probleme aufgezeigt. Waldersatz soll geschaffen werden auf einer Fläche eines ehemaligen Schlammfeldes an der Ruhrglasstraße in Karnap, das die Marina GmbH gekauft hat. Allerdings muss die gesamte Fläche mit bis zu vier Meter Mutterboden aufgewertet werden, damit dort Wald wachsen kann. An einem Gesamtkonzept hierfür arbeitet die Marina.
Ebenfalls noch in der Schwebe sind die Verhandlungen über den Aufkauf der Grundstücke, Voraussetzung für einen städtebaulichen Vertrag mit der Stadt. Der entscheidende Punkt: Gemeinsam mit der Essener Wirtschaftsförderung sucht Derwald immer noch Investoren für das Gesamtprojekt, das im Endausbau rund 70 Millionen Euro kosten soll.