Essen. . Das Psydomonas-Bakterium setzt auch dem Essener Bestand der Rosskastanien zu. Viele Fällungen werden dadurch notwendig – und zwar im gesamten Essener Stadtgebiet.

Wer sich dieser Tage zum herbstlichen Kastaniensammeln im Stadtgebiet aufmacht und feststellt, dass der eine oder andere Baum unlängst gefällt worden ist, kann sich bei „Psydomonas Syringae“ bedanken: einem aggressiven Bakterium, das derzeit viele rotblühende Rosskastanien an Rhein und Ruhr infiziert hat (die NRZ berichtete). „Der Befall ist auch hier in Essen ein wirklich großes Problem“, sagt Eckard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga.

Betroffen seien junge wie alte Bäume im gesamten Stadtgebiet gleichermaßen. Vier dieser Rosskastanien mussten bereits im Stadtgarten gefällt werden, neun weitere an der Henricistraße nahe der Kliniken Essen Mitte folgen, und auch an der Stoppenberger, der Schonnebecker und der Heidhauser Bremerstraße sind weitere Fällungen in den kommenden Tagen „unausweichlich“.

Unterversorgung mit Nährstoffen

„Mindestens 50 Prozent des gesamten städtischen Rosskastanien-Bestandes haben die Bakterien schon erreicht“, weiß Arne Thun als Leiter der Baumpflege bei Grün und Gruga. Das bedeute insgesamt einige hundert, wenn nicht sogar tausend infizierte Bäume. Aber: Befall heißt nicht gleich Fällung. „Das Psydomonas-Bakterium verseucht die Leitungsbahnen im Baumstamm, mit denen die Nährstoffversorgung erfolgt“, erklärt Thun.

Man müsse aber abwarten, ob sich infizierte Bäume selbst regenerieren mit der Zeit. Falls nicht, stirbt die Baumkrone langsam und sichtbar durch die Unterversorgung ab, dunkler Pflanzensaft tritt aus und färbt die Rinde rot, Pilzbefall kommt meist auch hinzu. „Das erkennt jeder Laie“, so Spengler.

Der komplette städtische Baumbestand wird momentan besonders intensiv überprüft. „Wir können befallene Bäume nicht behandeln, es gibt kein Medikament“, bedauert Baumgutachter Thun. Der Boden der erkrankten Bäume sei leider ebenfalls verseucht und könne anschließend – zumindest mit rotblühenden Rosskastanien – nicht wieder bepflanzt werden. „Wir versuchen das nun mit gelbblühenden Kastanien und Esskastanien“, sagt der Spezialist und zeigt sich optimistisch: „Das Psydomonas-Bakterium hat uns überrollt, aber manchmal verschwindet solch ein Befall ähnlich schnell wieder.“ Zu Erfolg oder Misserfolg der Maßnahmen gebe es noch keine Prognose.

Angesichts der Tatsache, dass die Fällung samt Neubepflanzung pro Baum (je nach Größe) nach Schätzung des Experten insgesamt rund tausend Euro kostet, bleibt zu hoffen, dass der Optimist Recht behält. Für Menschen besteht indes übrigens keine Gefahr – Kastanien können ohne größere Bedenken gesammelt werden.