Essen. Die Polizei schlägt Alarm: Essen hat landesweit den höchsten Zuwachs an Einbrüchen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 ist die Zahl der Einbrüche um 44 Prozent gestiegen. Für einen Großteil der Taten sollen reisende Straftäter aus Osteuropa und Drogensüchtige aus dem Ruhrgebiet verantwortlich sein.

Die Polizei hatte schon im Frühsommer Alarm geschlagen: Nach zwei Jahren des Rückgangs stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche rasant an. Jetzt zeigt die Kriminalstatistik: Landesweit hat Essen den höchsten Zuwachs an Einbrüchen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 ist die Zahl der Einbrüche um 422 Fälle auf 1577 gestiegen, ein Zuwachs um 44 Prozent.

Im Ruhrgebiet liegt das Polizeipräsidium Essen mit diesen Zahlen auf dem Spitzenplatz vor Dortmund, Bochum, Recklinghausen und Duisburg. Nur in Köln (3523) und Düsseldorf (1764) gibt es landesweit noch mehr Wohnungseinbrüche als in Essen.

„Wir sind jetzt wieder auf dem Niveau von 2009 angelangt“, ordnet Gisbert Tiede, Chef des Einbruchs-
kommisariates, die Zahlen ein. Damals waren die Zahlen schon einmal durch die Decke gegangen, 2903 Einbrüche zählte die Polizei am Jahresende. Die Polizei hatte reagiert mit der Einsetzung einer „Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch“, im Folgejahr gingen die Einbruchszahlen zurück. Während im vergangenen Jahr die Zahl der Taten landesweit stiegen, blieb sie in Essen konstant bei 2414 Einbrüchen. Doch schon damals war den Polizeiexperten klar: „Wir kommen auch noch dran.“ Genau das ist im ersten Halbjahr passiert.

Straftäter aus Osteuropa und Drogensüchtige aus dem Ruhrgebiet

Die Polizei hat auf die gestiegenen Zahlen reagiert, indem sie die Ermittlungsgruppe nicht wie früher zum Ende des Winterhalbjahres aufgelöst hat: Die Ermittler arbeiten durch. Wegen der derzeit extrem geringen Aufklärungsquote unter sieben Prozent kann die Polizei über die Gründe für den Anstieg nur spekulieren und sprechen von einem „sehr großen Dunkelfeld“.

Fest steht: Für einen Großteil der Taten dürften reisende Straftäter aus Osteuropa und Drogensüchtige aus dem Ruhrgebiet verantwortlich sein, die sich mit Wohnungseinbrüchen und anderen Diebstählen ihre Sucht finanzieren (siehe Zweittext).

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Die gestiegene Zahl der Einbrüche zeigt den Ermittlern aber auch, dass sich die Täter relativ sicher fühlen. Die landesweite Polizeikampagne „Riegel vor!“ hat kurzzeitig dazu geführt, dass Bürger ihr unmittelbares Wohnumfeld aufmerksamer beobachtet und verdächtige Bewegungen der Polizei gemeldet haben. „Das ist aber wieder eingeschlafen“, bedauerte die Polizei.

Deshalb appellieren die Ermittler um so dringender an Bürger, die Nachbarschaft im Auge zu behalten. „Wer in seinem Haus Personen sieht, die dort nicht hingehören, sollte den Polizeinotruf 110 wählen und wenn möglich die Unbekannten vorsichtig beobachten“, sagt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken. Gleiches gelte für Autos unbekannter Herkunft in Wohngebieten.