Essen. . Peer Steinbrück oder Angela Merkel – wer soll 2013 Bundeskanzler werden? Bei einer Bürgerbefragung in Essen auf dem Zechenfest auf Zollverein zeigt sich: Keiner der Kandidaten schneidet richtig gut ab. Viele Befragte sind politikverdrossen.
Wer kann am besten Bundeskanzler? Peer Steinbrück von der SPD oder doch lieber Amtsinhaberin Angela Merkel von der CDU? Beim Zechenfest auf Zollverein fragte die NRZ nach, wen die Bürger 2013 lieber im Kanzleramt in Berlin sehen würden. Und natürlich warum. Klar ist, dass bisher noch gar nichts klar ist – keiner hat die Nase vorne.
„Ich glaube, Merkel gewinnt. Ich mag sie zwar eigentlich nicht besonders, aber ich finde, sie hat gute Arbeit geleistet“, sagt etwa Volker Vitt. Das würde sicher bei der nächsten Wahl honoriert. Steinbrück hätte da schlechte Karten, selbst wenn viele den Ex-NRW-Ministerpräsidenten sympathisch fänden. „Für mich ist wichtig, dass am Ende gute Arbeit bei raus kommt. Sympathie ist nicht immer alles“, so der 42-Jährige. Merkel habe versucht „in dieser chaotischen Zeit in Europa Ruhe reinzubringen“.
Bei der Energiewende habe sie bewiesen, dass sie Kanzlerin kann, „relativ ruhig, ohne große Effekthascherei. Warum sollte dann auf einmal jemand wie Steinbrück das Sagen haben?“ Vitt rechnet nicht damit, dass es die FDP wieder in den Bundestag schafft: „Eine große Koalition mit Merkel an der Spitze wäre eine Alternative. Steinbrück war ja bereits Finanzminister unter ihr. Das passt dann gut zusammen.“
„Wer gewinnt? Nicht Frau Merkel"
„Wer gewinnt? Nicht Frau Merkel“, meint Sabine Müller. Sie glaube, die Wähler seien recht unzufrieden und würden einen Wechsel bei der nächsten Wahl anstreben. „Peer Steinbrück spricht hier im Revier mehr die Leute an, denn er spricht die Sprache der Menschen“, sagt die 48-Jährige. Dennoch seien die Menschen wahlmüde und vor allem Politikerverdrossen. „Die Leute fühlen sich nicht mehr verstanden. Speziell im Revier denken sie, ihnen würde etwas weg genommen.“ Steinbrück könne diese Situation meistern.
Anna Höfer will Steinbrück nicht als Kanzler. Dafür hofft die 18-Jährige auf Schwarz-Grün – mit Merkel an der Spitze.
Der frühere Bundesfinanzminister und NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück ist für Markus Swierzinski aus Stoppenberg „keine Alternative“ zu Angela Merkel. Er und seine Familie seien nicht auf Hilfen vom Staat angewiesen, „aber ich habe im Bekanntenkreis einige Kinder und Familien, die nicht so gefördert werden, wie sie gefördert werden sollten“. In der Politik würde man gerne über zukünftige Generation reden, aber zu wenig für sie tun. „Das gilt für Merkel wie für Steinbrück“, so der 37-Jährige.
Peer Steinbrück sei nicht zuzutrauen, dass er sich als Kanzler behaupten kann. Das meint zumindest Catharina Weber. Merkel ist für die 26-Jährige jedoch auch keine Alternative: „Ihr fehlt es an Durchsetzungsvermögen. Sie sagt das eine und stimmt Anderem zu, wenn es ihr politisch in den Kram passt.“ Ginge es nach Weber, würde weder Merkel noch Steinbrück nach der Wahl ins Kanzler werden. „Aber wahrscheinlich gewinnt Angela Merkel am Ende doch. Denn Steinbrück wirkt zu ruhig, zu blass.“ Gerade in Krisenzeiten auf den Finanzmärkten wäre es ihrer Meinung nach eigentlich besser, „mal jemand anderes dran zu lassen“.
Marcel Ostrowski hofft, dass Merkel 2013 abgewählt wird. „Denn sie hat Wahlversprechen gebrochen: ‘Unter meiner Regierung gibt es keine Steuererhöhung’, hieß es einst. Das mit der Mehrwertsteuer wissen wir ja alle.“ Ihr Kontrahent Steinbrück ist für den 28-Jährige Katernberger keine Alternative. „In der Politik fehlen Leute, die mal richtig gearbeitet haben. Altkanzler Schröder war da eine Ausnahme.“
„Steinbrück macht das Rennen“
„Steinbrück macht das Rennen“, ist sich Thomas Brochhagen sicher. Er habe mehr politisches Verständnis und könne seine Politik besser rüber bringen. Eine große Koalition unter Steinbrück würde der 52-Jährige befürworten: „Das hat schließlich umgekehrt vor ein paar Jahren auch gut geklappt.“ Angela Merkel sei als Bundeskanzlerin lange genug im Amt gewesen. „Das reicht jetzt.“
Für Wilfried Heimann aus Stoppenberg ist es Zeit, „dass mal wieder die SPD an die Macht kommt und nicht Merkel“. Steinbrück habe die besseren Chancen, besonders wenn die SPD ihr Wahlprogramm durchziehe. „Dann sehe ich gerade hier in Essen und ihm Ruhrgebiet viel Zustimmung für Steinbrück – auch für eine zweite Amtszeit“, so der 58-Jährige, „aber nicht in einer großen Koalition, denn da geht die SPD unter – selbst mit Steinbrück an der Spitze“. Er hofft, dass die SPD die absolute Mehrheit holt. Zur Not müsse man halt mit den Grünen koalieren.
Eher Rot-Grün, das ist auch eine Alternative, auf die sich Claudio Peters einlassen kann. Der 47-Jährige Karnaper ist mit Angela Merkel und der CDU sehr unzufrieden. „Hätte damals nicht der Kohl mit dem doofen Euro angefangen, würde es uns heute allen besser geben“, glaubt Peters. Er hoffe, dass Steinbrück die Politik wieder in die richtige Richtung lenke. „Er ist ein Mann von hier.“ Dennoch hätte er lieber eine andere Kandidatin gesehen: „Ganz klar, Hannelore Kraft. Aber die will ja in Düsseldorf bleiben.“