Essen. . Anmerkungen zum Stadtgeschehen von Hans-Karl Reintjens: Straßen.NRW hat Wort gehalten und wird spätestens Montag früh den Innenstadt-Abschnitt pünktlich freigeben. Insgesamt aber zeigt die Sperrung: Essens Straßennetz bietet einigen Spielraum, zumal in einer schrumpfenden Großstadt.
Sollten Sie am Montag auf der A 40 bei Holsterhausen oder Huttrop im Stau stehen, wundern Sie sich nicht: Es ist nur der übliche zähfließende Verkehr, den Sie nach drei Monaten nicht mehr gewohnt sind. Straßen.NRW hat Wort gehalten und wird spätestens Montag früh den Innenstadt-Abschnitt pünktlich freigeben. Sollte das Wetter mitspielen, dürften bereits am morgigen Nachmittag oder Abend die ersten Pkw über die A 40 rollen. Das Lob haben sich die Bautrupps, die Ingenieure, die Planer der Landesbetriebe und der Baufirmen verdient. Es sei kein Experiment, kein Wagnis gewesen, sondern gut ausgeführtes Handwerk, sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek. Das darf man durchaus so sehen.
Dafür gibt es Gründe: Zum einen eine passgenaue Planung und Bauausführung, routinierte Firmen, erfahrenes Personal, auch etwas Glück mit dem Wetter. Zum anderen aber ein Umleitungs-Konzept, das auf realistischen Zahlen beruhte. Der Lkw-Verkehr hat sich tatsächlich neue Wege gesucht, an der Stadt vorbei und natürlich auch von und nach Essen. Stadt und Straßen.NRW haben hier die richtigen Entscheidungen getroffen. Wer nicht an einer der Umleitungsstrecken wohnte, hat von der Vollsperrung eigentlich nicht viel mitbekommen. Das innerstädtische Straßennetz hat die mehreren zehntausend Fahrzeuge ganz gut weggesteckt. Der Berufsverkehr, der die Umleitung queren musste, hat natürlich länger vor den Ampeln gestanden. Auf manchen Straßen rollte auch mehr Schwerverkehr. Keine Frage, viele Essener werden aufatmen, dass es geschafft ist.
Braucht Essen einen Ausbau der A 52?
Sanierung A40-Tunnel
Insgesamt aber zeigt die A 40-Sperrung: Essens Straßennetz bietet einigen Spielraum, zumal in einer schrumpfenden Großstadt. Wenn selbst der dreimonatige Ausfall dieser Stadtautobahn relativ locker weggesteckt wird, wozu oder wem soll dann beispielsweise ein Ausbau der A 52 dienen? Damit dem Verkehr noch eine Autobahn angeboten wird, um schneller durchs Ruhrgebiet zu kommen? Innerstädtisch jedenfalls ist kein Nutzen erkennbar: Es sei denn, man hält eine Zeitersparnis von fünf Minuten im morgendlichen Berufsverkehr von Altenessen in die Stadt für Fortschritt. Es ist ja nicht so, dass in dieser Stadt keine Straßen gebaut werden: Der Beitz-Boulevard wird bald den nächsten Ring bilden.
Bleibt die Frage, wann sich diese Stadt endlich von der A 52-Fata Morgana trennen wird und damit anfängt, die Flächen zu überplanen und in die Stadtteilentwicklung einzubeziehen. Das Quartier rund um den Altenessener Bahnhof präsentiert sich in einem skandalösen Zustand. Doch statt die Brachen zu entwickeln, ebenso die Flächen in Vogelheim, werden sie für eine Autobahn vorgehalten, die alle Bemühungen um den Norden ad absurdum führen würden, und die vor allem diese Stadt nicht braucht.