Essen. . Bis zu 150 Kunden täglich nutzen den Zählautomaten im Foyer der Essener Sparkasse. So wandert es in weitere Zählautomaten, wird maschinell gerollt, später in Folie gepackt, zu Paketen verschweißt und dann in Containern gestapelt. Woher das viele Kleingeld stammt, verraten die meisten Kunden nicht so gern.
Weil das Finanzamt ja mitlesen könnte, möchte die junge Dame lieber namenlos bleiben. Eben noch hat sie Geld in den Münzzählautomaten der Sparkasse gekippt, „das ist alles Trinkgeld, das ich bei uns im Café gesammelt habe. 76 Euro waren es am Ende“ und genau daran könnte der Fiskus mitverdienen wollen.
Die Frage, woher die fünfstellige Summe stammt, die Sparer Tag für Tag in den Zählautomaten der Sparkassen-Zentrale in der Innenstadt schütten, lässt sich nicht erhellend beantworten. Denn die Kunden geben sich wortkarg. Von Münztellern vor Restaurant-Toiletten, aus Bettelbechern in der Fußgängerzone dürfte einiges stammen. Dann gibt’s die Damen, die seit Jahren Glücks-Cent-Stücke für die Brautschuhe sparen und natürlich die Ex-Raucher, die das Geld, das sie nicht in Rauch aufgehen ließen, stolz zur Seite legen.
Doch zumeist ist es banaler. Ein- und Zwei-Cent-Stücke, die das Portemonnaie schwer machen, und kaum ins Gewicht fallen, wenn man sie aussortiert, landen zunächst in Sammeldosen und später im Münzzählschlitz.
Eine leere Bonbondose und eine Kaffee-Dose mit Schalke-Aufdruck hat eine Frau auf einem Tisch in der Schalterhalle ausgepackt und müht sich, je 50 Münzen in Papier zu rollen. „Gesammelte Werke“, sagt sie. Das ist nicht die Welt, um genau zu sein sind es 15,78 Euro, wie die Zählmaschine wenig später anzeigt.
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Solche Automaten sind ein Service, den in Essen nur zwei Geldinstitute anbieten – und zwar ausschließlich ihren Kunden. Denn „zum einen kostet uns dieser Service nicht wenig Geld“, sagt Sparkassen-Sprecher Volker Schleede. Zum anderen will man der Geldwäsche vorbeugen. Mit ein wenig krimineller Energie könne man schließlich binnen kurzem große Summen in die Maschine kippen und die Zählsumme anschließend scheinbar legal einem Konto irgendwo in der Welt gutschreiben lassen. Darum also geht die Sparkasse auf Nummer sicher: Name und Anschrift müssen bekannt sein. Girokonto-Kunden dürfen kostenfrei bis zu 500 Münzen ins Gerät werfen, wer ein Sparbuch hat sogar mehr.
„Diese Mengen können wir nicht von Hand rollen“
Das spart Kunden viel Zeit fürs Zählen und Rollen. Und so ist die Schlange im Sparkassen-Foyer meist lang. „100 bis 150 Kunden täglich nutzen den Service“, sagt Rainer Westerkamp, der im Foyer hinter dem Informationsschalter steht. Die Wartezeit könne deshalb leicht eine Stunde betragen. Wo nun all die Münzen samt dazwischen gerutschter Knöpfe, Schrauben, Schmuckstücke und alter Urlaubsdrachmen landen?
Eine Etage tiefer öffnet Wilhelm Tacke die Schleuse zur gut gesicherten Hauptkasse. Dort lagert das Münzgeld gleich kistenweise. „Diese Mengen können wir nicht von Hand rollen“, sagt Tacke.
So wandert es in weitere Zählautomaten, wird maschinell gerollt, später in Folie gepackt, zu Paketen verschweißt und dann in Containern gestapelt. Wie viel Geld in jeden Container kommt, ist von der Bundesbank vorgegeben. „Bei 2 Euro-Münzen müssen es 150 000 Euro sein“, sagt Tacke. „Wenn eine andere Bank 2 Euro-Münzen bestellt, wird der Container direkt dorthin geliefert.“ Eine Vereinheitlichung, die der Bundesbank, die ohnedies ihr Filialnetz ausdünnt und voraussichtlich 2017 auch die Essener Niederlassung an der Moltkestraße 31 schließen will, Personal spart.
Dabei zeigt sich im Sparkassen-Foyer, dass einige Kunden den Bundesbank-Service der D-Mark-Rücknahme noch gut brauchen können. Mark- und Pfennigstücke liegen in Münztüten. Und für die ist die Sparkasse - ebenso wie für Drachme und Hosenknopf - nicht zuständig.
Probleme, die Christian Bruhnke nicht hat. Mit einer Tüte, in der ausschließlich Euro-Stücke liegen, die er „immer mal aus dem Portemonnaie genommen, wenn es zu voll war“, steht er in der Schlange. Auf 50 Euro schätzt er die Barschaft. 40 Euro zeigt die Maschine an. Immerhin.