Essen. . Die erste Schule im Land Nordrhein-Westfalen, die einen sogenannten „Bi-Zweig“ aufgebaut hat, war das Maria-Wächtler-Gymnasium in Rüttenscheid. Vor genau 40 Jahren fing man damit an, Englisch nicht nur im Englischunterricht zu sprechen, sondern auch in anderen Sachfächern.
Bald beginnen wieder die Tage der offenen Tür, die Info-Abende für Eltern, der Schnupper-Unterricht für Viertklässler: Die weiterführenden Schulen in Essen werben um Grundschüler, zu Beginn des kommenden Jahres verläuft die Anmeldephase. Stabile Zahlen bei den Eingangsklassen sind für jede Schule überlebensnotwendig, in Zeiten rückläufiger Geburtenzahlen mehr denn je.
Ein Stichwort, mit dem mittlerweile viele Schulen werben, ist „Bilingualität“. Nicht nur Gymnasien haben entsprechende Programme aufgebaut, sondern auch Realschulen (zum Beispiel Bertha Krupp in Frohnhausen oder Elsa Bränd-ström in Bergerhausen). Dabei unterscheiden sich die Programme durchaus im Detail; nicht immer ist das gleiche gemeint, wenn mit „Bilingualität“ geworben wird.
Zweisprachigkeit als Aushängeschild
Die erste Schule im Land Nordrhein-Westfalen, die einen sogenannten „Bi-Zweig“ aufgebaut hat, war das Maria-Wächtler-Gymnasium in Rüttenscheid. Vor genau 40 Jahren fing man damit an, Englisch nicht nur im Englischunterricht zu sprechen, sondern auch in anderen Sachfächern. Das ist bis heute im Kern damit gemeint, wenn von „Bilingualität“ gesprochen wird: Bio, Erdkunde oder Politik oder andere Fächer werden in einer Fremdsprache erteilt.
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Am Grashof-Gymnasium (Bredeney) gibt es einen gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt, und nebenan, am Goethe-Gymnasium, gibt es Bilingualität „in Modulen“, also phasenweise. Auch das Gymnasium Borbeck oder die Wolfskuhle (Steele) und Leibniz (Altenessen) werben mit einer breit aufgestellten Zweisprachigkeit, und am Gymnasium Werden gibt es „Englisch-Plus“-Profilklassen. Diese Schulliste enthält keinen Anspruch auf Vollständigkeit; wenn Väter und Mütter meinen, ihr Viertklässler sei besonders sprachbegabt, sollte man an jeder Schule, die in Frage kommen könnte, genau nachhaken.
Bilingualer Zweig muss von Anfang an belegt werden
Bilingualität – was bringt das? „Die Schüler machen sehr schnell Fortschritte im freien Formulieren“, erklärt Ingrid Winking, die am Wächtler-Gymnasium den „Bi-Zweig“ koordiniert. „Sie müssen etwas aus der Biologie, Erdkunde oder später Politik auf Englisch erklären, das führt wesentlich schneller zu freiem Sprechen als im gewöhnlichen Englisch-Unterricht.“ Ganz bewusst setzt man am Wächtler-Gymnasium auf Biologie ab Klasse 7 als erstes „Bili“-Fach, weil es so anschaulich ist. Später, in der 8, ist dann Erdkunde dran, ab der 9 folgt die auch sprachlich abstraktere Politik.
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Ob ein Kind den „Bi-Zweig“ besucht, oder nicht, muss aber schon zum Start der Klasse 5 entschieden werden: Denn Kinder im „Bi-Zweig“ erhalten in den Stufen fünf und sechs mehr Englisch-Unterricht als die anderen. Woran man erkennt, dass das eigene Kind geeignet sein könnte für einen erweiterten Fremdsprachen-Unterricht, erklärt Ingrid Winking: „Grundsätzliche Freude am Formulieren, auch im Deutschen. Die Resultate aus dem Englisch-Unterricht in der Grundschule spielen da eine eher untergeordnete Rolle.“ Eingangs-Tests gibt es ausdrücklich nicht. Am Wächtler-Gymnasium belegen bereits deutlich mehr als die Hälfte der Fünftklässler jedes neuen Eingangs-Jahrgans den „Bi-Zweig“.
Jubiläumsfeier des Wächtler-Gymnasiums
Die Schule will das gesamte Jahr das Jubiläum ihres „Bi-Zweigs“ feiern, es begann mit einer spektakulären Luftballon-Aktion auf dem Schulhof am Mittwochmorgen – 500 bunte Ballons schwebten in den Himmel. Daran hängen Grußkarten, die möglichst weit über die Landesgrenzen kommen und von den Findern dann zurückgeschickt werden sollen.
Schulabschluss 2012
Im Jubiläumsjahr ist am Wächtler-Gymnasium unter anderem ein „Parents’ Day“ geplant, bei dem Schüler des „Bi-Zweigs“ ein englischsprachiges Programm präsentieren – vor den Eltern. Auch Ehemalige sollen kommen. Auch für den Tag der Offenen Tür am 1. Dezember wird von allen Schülern der Schule, die derzeit den „erweiterten Fremdsprachunterricht“ absolvieren, ein Programm vorbereitet.