Essen. . Was passiert eigentlich, wenn man ein Elektromobil spontan anschauen und ausprobieren will? Unsere Redakteurin besuchte mehrere Autohäuser. Das Ergebnis war ernüchternd: Kaum irgendwo ist ein E-Auto verfügbar. Autoexperte Dudenhöffer überraschte das nicht: Das Thema droht zu sterben, befürchtet er.

Den Elektroautos soll die Zukunft gehören. Eine Botschaft, die von Lobbyisten und Politikern gern in die Welt getragen wird. Aber wer sich auf die Suche nach der automobilen Zukunft begibt, erlebt schnell die ernüchternde Realität. Redakteurin Janet Lindgens probierte im Selbsttest, wie es Privatkunden ergeht, die sich für ein solches Fahrzeug interessieren.

Der junge Verkäufer im Citroën-Autohaus an der Haedenkampstraße erlebt eine Premiere. Ich sei der erste private Kunde, der bei ihm nach dem C-Zero, der Elektrovariante des französischen Autobauers, frage. Und er sei schon seit einem Jahr im Verkauf tätig, meint er. Mir dagegen bleibt die Premiere verwehrt: Er könne mir keinen C-Zero zeigen. Damit hat sich auch die Frage nach einer Testfahrt prompt erledigt. Er selbst habe den C-Zero auch noch nicht „live“ gesehen.

Verkäufer gerät ins Schwärmen

Er begleitet mich zu seinem Kollegen, der im gleichen Haus Nissan-Fahrzeuge verkauft. Denn auch Nissan bietet mit dem Leaf ein Elektromobil an. Der Verkäufer schwärmt mir vor, was für ein „cooles Auto“ das sei. Er selbst konnte es vor wenigen Wochen testen, berichtet er. Doch ich bekomme den Leaf leider nicht zu sehen. Wenn, dann müsste ich zur Zentrale des Autohauses nach Duisburg fahren, rät er mir. Dort könne ich dann auch eine Probefahrt vereinbaren. Elektroautos würden von Privatkunden so gut wie nicht nachgefragt, höchstens von Unternehmen. Und solange es für den Kauf keine öffentliche Förderung gibt, wird es mit der Nachfrage gerade von Privatleuten schwierig bleiben, glaubt er. „In anderen Ländern, wo es solche Kaufanreize gibt, läuft der Wagen wie hulle“, meint er.

Ob mir denn seine Verkäufer-Kollegen von Peugeot weiterhelfen könnten? Nein, meint er. Auch ein I-on sei zum Angucken da. Er drückt mir zum Schluss wie schon sein Citroën-Kollege ein Prospekt und die Nummer der Zentrale in die Hand. Nach Duisburg sei es ja nicht weit, gibt er mir noch auf den Weg.

Der Sprit kommt aus der Steckdose

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Elektroautos mangels Förderung deutlich teurer als Benziner 

Neues Autohaus, andere Marke: „Ich interessiere mich für einen Elektro-Smart. Haben Sie einen da?“, frage ich den Verkäufer im Autohaus an der Altendorfer Straße. Doch auch er schüttelt den Kopf: „Leider nicht. Wir teilen uns das Testfahrzeug mit Bochum. Und diese Woche steht er dort.“ Aber ich könne Mitte nächste Woche noch mal anrufen, und dann lasse sich eine Probefahrt in Essen schnell vereinbaren, verspricht er. Ob es denn schon vermehrt Nachfragen gebe, will ich wissen. „Ja, aber das Thema kommt jetzt erst langsam“, sagt er. Allerdings müsste ich bis Mai warten, wenn ich mich jetzt für einen E-Smart entscheiden würde.

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Letzter Testversuch im Mitsubishi-Autohaus an der Schederhofstraße. Von einem iMiEV ist auch hier weit und breit nichts zusehen. Der einzige Testwagen der Autohaus-Gruppe sei gerade in Hilden, bestätigt mir der Verkäufer. Aber maximal zwei Tage sollte es dauern, dann sei eine Probefahrt machbar. Vielleicht auch schneller. Auch er hat Elektrofahrzeuge bislang vor allem an Geschäftskunden verkauft. Schließlich kostet solch ein Elektrofahrzeug auch deutlich mehr als ein Benziner. Er glaubt deshalb, dass die Nachfrage erst mit einer Förderung in Schwung käme. Und vielleicht komme ja eine solche, wenn vermehrt die deutschen Hersteller mit einem Elektrofahrzeug auf den Markt kommen.

„Händler lassen die Finger davon“

Das Fazit meines - zugegeben selektiven und nicht repräsentativen - Versuchs: Die automobile Zukunft habe ich in den Autohäusern nur auf Prospekten zu Gesicht bekommen. Auch spontane Testfahrten sollte man wohl besser nicht planen.

Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte an der Uni Duisburg-Essen, überrascht das Ergebnis nicht. „Elektroautos verkaufen sich schwer. Und die Händler lassen die Finger davon“, sagt er. Das habe verschiedene Gründe. Zum einen seien die Autos zu teuer, und Kunden hätten wegen der Reichweitenprobleme noch große Vorbehalte. Seine Prognose lautet: „Wenn das Thema nicht deutlicher angegangen wird, dann stirbt es - was schade wäre.“