Essen.. Die Carsharing-Firma Stadtmobil ist mit dem Umweltsiegel ausgezeichnet worden. Nun will das Unternehmen sein Netz in Essen weiter ausbauen. Nur auf Spritschlucker wird verzichtet. Zudem gibt es Überlegungen, gemeinsam mit der Essener Verkehrs AG ein Kombiticket einzuführen.
Mal eben mit dem Auto zum Briefkasten oder zu der Bude um die Ecke? Wer den Autoschlüssel für derartige Fahrten umdreht, für den kommt „Carsharing“ – das Teilen eines Autos – sicher nicht in Frage. Wer aber ein Auto nur selten etwa für längere Fahrten oder größere Transporte benötigt, für den ist das Mobilitätskonzept womöglich eine interessante Alternative zum eigenen Auto.
Das gilt für jene Nutzer, die kurze Strecken in der Stadt mit Bus und Bahn oder mit dem Rad zurücklegen. Die aber für den Familienurlaub, den Besuch bei Verwandten auf dem Land oder den Möbeleinkauf einen Wagen benötigen. Ihnen bietet sich seit einigen Jahren neben der klassischen Autovermietung die Möglichkeit, sich bei einem Carsharing-Unternehmen anzumelden – in Essen zum Beispiel bei der Firma Stadtmobil.
Carsharing mit Evag Monats-Karte geplant
Die ist gerade mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ ausgezeichnet worden – und auf Wachstumskurs: Die Zahl der Stellplätze in Essen soll kontinuierlich ausgeweitet werden. Allein in Rüttenscheid findet man bereits an 20 Plätzen ein Carsharing-Auto. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Wir planen noch viele Stationen; vor allem im Essener Süden ist der Bedarf da“, weiß Stadtmobil-Geschäftsführer Matthias Kall. Außerdem gebe es Überlegungen, ein „multimodales Ticket“ einzuführen - in Kooperation mit der Essener Verkehrs AG (Evag). „Kunden könnten dann mit der Evag Monats-Karte auch das Carsharing nutzen“, so Kall. Ganz ausgereift sei das Konzept noch nicht, aber die technische Umsetzung sei bereits erfolgt.
Der Unterschied zu „normalen“ Autovermietungen besteht darin, dass die Kunden sich für das Carsharing nur einmal anmelden müssen. Danach können sie jederzeit einen Wagen in ihrer Nähe nutzen und müssen diesen nicht an einer bestimmten Station abholen.
Bereitgestellte Wagen sind keine PS-Monster
Wie das funktioniert? Über die Internetseite des Anbieters sucht sich der Kunde sein Auto und den Stellplatz zunächst aus; mit der Chipkarte öffnet er anschließend einen Tresor, in dem sich der Schlüssel für das Auto befindet. Abgerechnet wird nach Stunden. So liegt die Miete für einen kleinen Wagen bei 1,30 Euro pro Stunde. Die einmalige Anmeldung kostet 40 Euro; der Monatsbeitrag liegt zwischen zwei und acht Euro.
„Carsharing bietet sich natürlich nur für Menschen an, die nicht täglich aufs Auto angewiesen sind. Es ermöglicht Mobilität nach Bedarf“, räumt Matthias Kall ein. Ein gewisses Umweltbewusstsein sollten die Kunden mitbringen: „Einen PS-Protz-Wagen können wir nicht bieten. Das würde nicht in das Konzept passen; wir legen großen Wert auf ökologische und ökonomische Aspekte.“ Alle Fahrzeuge, die über Stadtmobil vermietet werden, verfügen daher über eine sparsame Motorisierung; zum Fuhrpark zählen zudem zwei Hybrid-Autos. Auch diese Fahrzeuge dürften zur Verleihung des „Blauen Engel“ beigetragen haben.
Ein Carsharing-Auto ersetze im Schnitt acht bis zehn private Autos
Der grüne Ratsherr Rolf Fliß, der in erster Linie als Fahrrad-Lobbyist und -fahrer unterwegs ist, sieht Carsharing als einen Beitrag zur Stärkung des Umweltverbundes. Es mache schon einen Unterschied, ob ein Auto von einer Person alleine oder von mehreren Leuten genutzt würde. Tatsächlich ersetzt ein Carsharing-Auto im Schnitt acht bis zehn private Autos.