Politiker in Essen setzen sich für autofreien Sonntag ein
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Essen. . CDU, Grüne und EBB wollen einen Aktionstag „Mobilität und Klimaschutz“ für 2013 anstoßen. Ein autofreier Sonntag, freie Straßen für Radler, Skater oder Fußgänger? Bereiche in der Innenstadt gesperrt? Bus und Bahn „für lau“?
Ein autofreier Sonntag, freie Straßen für Radler, Skater oder Fußgänger? Bitte sehr: 37 autofreie Sonntage listet das Heidelberger Umwelt- und Prognose-Institut in Deutschland, Österreich und der Schweiz für das laufende Jahr auf, von der autofreien Innenstadt in Hannover, über die radelnde „Happy Mosel“ bis hin zu „Von Ohm bis Lahn ohne Automobil“. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich 2013 auch die Stadt Essen in diese bunte Liste eintragen wird.
In der Ratssitzung am Mittwoch jedenfalls wollen sich die Fraktionen von CDU, Grünen und EBB für einen Aktionstag „Mobilität und Klimaschutz 2013“ aussprechen, die Stadt möge dazu ein passendes Konzept und eine Kostenanalyse aufstellen. Dazu listen die drei Antragsteller eine Reihe von Punkten auf, die sie berücksichtigt sehen möchten: Zum Beispiel, dass der Aktionstag „als freiwilliger autofreier Sonntag“ beworben wird. Um möglichst viele Essener zum Umsteigen zu bewegen, wollen CDU, Grüne und EBB an diesem Tag die Fahrt mit Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen innerhalb Essens kostenfrei anbieten, „soweit dies finanziell darstellbar ist“.
Nichts vorschreiben
Autofreier Sonntag? Bereiche in der Innenstadt gesperrt? Bus und Bahn „für lau“? Nein, das geht dem vierten im Bündnis, der FDP, dann doch zu weit, „zu teuer, nicht angemessen, wir wollen den Menschen nichts vorschreiben“, sagt FDP-Fraktionsgeschäftsführer Horst Janke. Dabei hatten die Grünen ihren ersten Antrag bereits erheblich abgeändert, anfangs sollte der autofreie Sonntag stärker im Mittelpunkt stehen. „Unser gemeinsamer Vorschlag für einen Aktionstag zum Thema Mobilität und Klimaschutz greift deutlich weiter“, sagt Essens CDU-Fraktionschef Thomas Kufen, „wir wollen uns damit weiter profilieren, vor allem im Hinblick auf unsere Bewerbungen für die Klima-Expo und die Grüne Hauptstadt Europas.“
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Stadt braucht für Aktionstag Förderer und Sponsoren
Auch die Grünen finden diesen breiteren Ansatz nun besser: „Klimaschutz und Mobilität sind für uns ganz zentrale Themen, da wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt ihr umweltpolitischer Sprecher, Rolf Fliß. Hannover sei als deutsche Großstadt vorangegangen, hat die Innenstadt für ein breites Programm gesperrt: „Das ist da wirklich gut gelaufen.“ Die Stadt müsse ja nun nicht gleich die äußeren Ringstraßen sperren, „aber autofrei soll es in einem bestimmten Bereich schon sein“, sagt Fliß. Und vielleicht führe ja ein gut beworbener Pkw-Verzicht am Aktionstag tatsächlich zu spürbar leereren Straßen: „Wenn Bus und Bahn dazu noch kostenlos wären, würden sicher viele das Auto stehen lassen.“
Das allerdings kostet Geld. Einmal abgesehen von den Kosten eines Stadtfestes mit reichlich Info-, Aktions- und Mit-mach-Ständen zu Klima- oder Mobilitätsthemen, zu Umwelt, Energie und Forschung, und ein wenig Kultur drumherum, würde die Evag den begehrten Frei-Fahrt-Tag in Rechnung stellen. Was da fällig wäre? Genau hat das bei den Verkehrsbetrieben natürlich noch keiner ausgerechnet, aber allein rund 20.000 Einzel- oder Viererticktes verkauft die Evag täglich. An einem Sonntag dürfte diese Zahl sicher darunter liegen.
Das Dilemma eines Aktionstages „Mobilität und Klimaschutz“ wird an diesem Punkt deutlich: Entweder findet die Stadt Förderer oder Sponsoren, oder sie greift selber in die Tasche, damit am Ende von Karnap bis Kettwig eine Bewegung entsteht, hin zu einem spürbar autofreien Sonntag. Eine Handvoll Infostände, mit ein paar Elektroautos auf dem Kennedyplatz, nein, das wollen sich auch CDU, Grüne und EBB lieber ersparen.
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