Essen. . Der studierte Kirchenmusiker und Kapellmeister bereichert mit seinen vier Chören das kulturelle Leben der Stadt. Die Arbeit mit Laien sieht der 45-Jährige als große Herausforderung

Wer Stephan Peller in Aktion erlebt, merkt schnell: Ohne Humor geht bei dem 45-jährigen Chorleiter gar nichts. „Ich will Euer Zwerchfell mal so richtig schwingen hören“, ruft er der Hundertschaft zu, und die gestandenen Männer des Polizeichors lassen ihre Stimmbänder vibrieren, dass einem beim Zuhören fast schwindelig wird. „Ihr seid super, genauso muss es klingen“, sagt Peller strahlend und setzt sich schnell ans Klavier, um mit ein paar verspielten Akkorden das nächste Lied anzustimmen.

"Ich bin kein Dompteur"

Was von außen so leicht und charmant, ja fast beiläufig wirkt, ist das Resultat einer ausgezeichneten Ausbildung: Stephan Peller, dessen musikalisches Talent von seinem Großvater früh erkannt und gefördert wurde, ist studierter Kirchenmusiker und Kapellmeister. Heute ist er Kantor der Essener Erlöserkirchengemeinde, Leiter des Essener Polizeichores, des Bachchores, der Kantorei Holsterhausen und des Chores Gospel & More. Gut und gerne 300 Sänger und Sängerinnen hören bei den wöchentlichen Proben auf sein Kommando.

Kommando, das klingt Peller zu militärisch: „Ich bin kein Dompteur und auch kein General. Ich sehe mich als musikalischen Leiter und Begleiter.“ Sein Herz schlägt definitiv für die Laien, aus ihnen das Beste herauszuholen, sieht Peller als eine große Herausforderung. Dass er dabei auf so viele gute Essener Stimmen zählen kann, ist für den gebürtigen Gelsenkirchener kein Zufall. „Essen hat eine unglaublich vielfältiges heimisches Kulturleben, auf das wir stolz sein können “, lautet seine These. Dazu tragen nicht nur seine Ensembles bei, „hier gibt es eine Fülle von Chören, die ihresgleichen sucht“.

Ausverkaufte Konzerte

Mit importierter Kultur, die auch noch viel koste, das gibt Peller unverhohlen zu, könne er nicht so viel anfangen. Nicht, dass er die Leistungen der Stars schmälern möchte, aber die Frage, ob das alles sein müsse, sei doch berechtigt. „Allein der Polizeichor füllt alljährlich zur Weihnachtszeit an zwei Abenden die Philharmonie, ausverkauft sind auch die meisten Konzerte des Bachchores in der Erlöserkirche,“ zählt er stolz die Erfolge auf. Seine Solisten rekrutiert er dazu am liebsten aus den eigenen Reihen. Denn er ist kein Perfektionist, steht zu den Stärken und Schwächen seiner Ensembles. „Ich hole die Menschen dort ab, wo sie stehen“, sagt er voller Überzeugung, „und ich weiß, dass sie ihr Bestes geben“.

Ganzheitlich ist sein Ansatz; zu den Proben gehören immer Übungen zur Stimmbildung und Atemtherapie oder kleine gymnastische Einlagen. „Mich interessiert die Wirkung der Musik auf die Menschen, ich möchte das gemeinsam mit dem Chor erleben.“ Nicht nur um des Singens willen haben seine Chöre Zulauf. Auch die psychosoziale Komponente ist ein wichtiger Aspekt: Singen macht gute Laune, man trifft andere Menschen, ist Teil einer Gemeinschaft. Wenn diese auch noch von einem pädagogisch erfahrenen Chorleiter wie Stephan Peller geprägt wird, macht es umso mehr Spaß. „Ich fühle mich deswegen auch sehr verantwortlich für die Menschen, die unter meiner musikalischen Leitung stehen.“

Einladung nach Jerusalem

Woher nimmt er diese Leichtigkeit, diese Freude an der Arbeit mit Menschen? „Ich habe ein ausgeprägtes Gespür für Menschen und kann harmonisieren.“ Dieses Rüstzeug ist für seinen Beruf überlebenswichtig: Denn bei Proben mit 50 bis 100 Teilnehmern kann es schon mal wie in einem Hühnerhaufen zugehen. Jeder möchte wahrgenommen werden, jeder hat eine eigene Meinung. Da hilft es, wenn der Dirigent entspannt bleibt. Stephan Peller lässt sich immer in die Karten gucken, „das ist mein Markenzeichen“, geht sensibel mit seinen Sängern um.

Gerade erst ist Peller mit seinen Männern aus Frankreich zurück: Dort hat er sein zehnjähriges Jubiläum als Polizeichorleiter mit einer einwöchigen Tournee gefeiert. Eine Einladung nach Israel ist bereits ausgesprochen, „wo wir in der Erlöserkirche von Jerusalem singen sollen“. Besonders hervorheben möchte er übrigens keinen seiner Chöre, sie seien alle „musikalische Leuchttürme in einer Stadt, die sich zu Recht Kulturhauptstadt nennen darf“.