Essen. . Zum 10. Geburtstag holt WDR 4 Schlägergrößen von Costa Cordalis bis Patrick Lindner auf den Essener Kennedyplatz. Beim großen Finale mit Andrea Berg schauen 10 000 Menschen zu.

Echte Schlagerfans sind zäh: Sie halten ihren Stars nicht nur 30 Jahre lang die die Treue, ihnen ist kein Weg zu weit, um am fast heißesten Tag des Jahres auf dem Kennedyplatz zu schunkeln. „Für Mary Roos bin ich extra aus Oldenburg gekommen“, sagt Annemarie. Ihr Leben lang verehrt sie die zierliche Sängerin, die mit 24 anderen Stars der Schlagerszene beim 10. Geburtstag der WDR 4 Sendung „Rhythmus der Nacht“, auftritt. Um die 25 000 Menschen kamen über den Tag verteilt zum Umsonst-Konzert.

Jetzt sucht Annemarie, wie viele andere Besucher der kostenlosen Party, einen schattigen Platz. Dicht drängen sich die aufgeregten Fans unter den Sonnenschirmen der Getränkestände. Rechts von der Oldenburgerin tanzt eine Frauentruppe Formation. Ihre mit Engelsfigürchen besetzten rosa Haarreifen wippen im Rhythmus der Musik. „Ich lebe“, singt Michael Fischer, Newcomer in der Schlagerszene, passenderweise. Das trifft auf die ganz Hartgesottenen zu, die trotz der gnadenlos stechenden Sonne vor der Bühne ausharren.

„Unglaublich, dass unsere Fans so ein Durchhaltevermögen zeigen“, staunt Reinhard Kröhnert, Redakteur der Sendung. Für das Jubiläum hat er alle Stars mit Rang und Namen eingeladen: Patrick Lindner und Andrea Berg, Costa & Lucas Cordalis, Christian Anders und Mickie Krause, G. G. Anderson und Ingrid Peters – „eine ganz tolle Mischung“, sagt Kröhnert. Dass er sich den Kennedyplatz für seine XXL-Party ausgesucht hat, ist kein Zufall: „Hier schlägt das Herz des Schlagers.“

„Ich liebe meine Fans, sie haben mich groß gemacht“

Inges Herz schlägt auch: nämlich Purzelbäume, als sie ihren Lieblingssänger entdeckt. „Coooosta“, ruft die 64-jährige Essenerin und der tief gebräunte sonnenbebrillte Grieche hebt lässig grüßend die Hand. Seit fast 40 Jahren ist der immer noch schwarzgelockte Barde eine feste Größe im Showgeschäft. „Ich liebe meine Fans, sie haben mich groß gemacht“, sagt er. Genau das möchten die vielen tausend Besucher hören: Sie alle haben eine besondere Beziehung zu ihren Idolen.

So wie Dagmar: Sie ist im selben Dorf wie Andrea Berg aufgewachsen und schwärmt von der Natürlichkeit der beliebten Sängerin, die am Abend als Überraschungsstargast auf die Bühne kommt. Bereits seit 11 Uhr morgens harrt sie mit ihren Freundinnen auf dem heißesten Platz Essens aus. Nicht ihr Mann, sondern eine große Flasche Mineralwasser ist ihr ständiger Begleiter.

Nebenan kühlen Ilse und Ramona ihre verbrannten Schultern am Brunnen. Mutter und Tochter sind aus Köln angereist, natürlich für: „Andrea Berg“, sagen beide unisono. „Die anderen sind auch gut. Michael Fischer hat mir besonders gefallen“, sagt Ramona. Das hört der 29-jährige Sänger gerne. Für ihn ist es eine große Ehre, „mit all den Stars, die ich aus meiner Kinderzeit kenne“ aufzutreten. Neue Impulse und frischen Wind will er in die deutschsprachige Welt der leichten Muse bringen.

Gegen Abend wird es richtig voll. Bis dahin hatte sich eine Lücke aufgetan zwischen den treuen Fans, die sich vor der Bühne drängeln, und den Schattensuchern unter Bäumen und Schirmen am Rande des Platzes. Diese Lücke schließt sich jetzt. Zwar kommt keine frische Brise auf, dafür ist die Sonne hinter den Häusern verschwunden, als Andrea Berg auftritt, lange geheim gehaltener Überraschungsgast. Allerortens tanzen schwitzende Paare unermüdlich Disco-Fox, andere sitzen etwas abgekämpft am Rand und gönnen sich eine kurze Verschnaufpause. Und das Thermometer zeigt immer noch 32 Grad.

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10 000 Besucher, meldet der Sender am Tag danach, seien beim Finale ab 21 Uhr auf dem Kennedyplatz gewesen. Damit war die Kapazitätsgrenze erreicht, voller darf es auf dem Platz nicht werden. Insgesamt, schätzt der WDR nach Rücksprache mit der Polizei, hätten trotz der sengenden Sonne rund 25 000 Schlagerfans mit ihren Stars abgefeiert.